Durch den Neubau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke bis 2026 soll es an den Haltestellen Vaterstetten und Baldham satt des 10-Minuten-Taktes zu den Hauptverkehrszeiten nur noch einen 15-Minuten-Takt geben. Dabei erhoffen sich die Einwohner der Gemeinden mit der Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke eine deutlich bessere Anbindung an München. Genau das Gegenteil soll nun aber eintreten.
Zwar soll der 15-Minuten-Takt ab 2026 auch am Wochenende gelten, was eine Verbesserung zum jetzigen Fahrplan bedeuten würde. Doch gerade zu den Hauptverkehrszeiten, an denen derzeit alle 10 Minuten eine S-Bahn fährt, wäre die Änderung ein deutlicher Einschnitt. Als Begründung für diese Maßnahme gibt der MVV an, dass die betroffenen Haltestellen vergleichsweise wenig Passagieraufkommen hätten.
Für Vaterstettens FDP ist diese Argumentation nicht akzeptabel. “Das ist ein Hohn für alle Pendler, die bereits heute in übervollen Zügen zu ihrer Arbeitsstelle fahren!”, äußert sich Klaus Willenberg (Vorsitzender FDP Vaterstetten) in einem Schreiben an die Presse. Wenn nun „Milliarden von Steuergeldern“ in das Projekt „zweite Stammstrecke“ investiert werden, fordert die FDP Vaterstetten, dass auch alle Bürger der Gemeinde einen spürbaren Nutzen davon haben.
Nach Auskunft von Bernhard Fink, stellvertretendem Bereichsleiter für Konzeption beim MVV, sind in Baldham und Vaterstetten auch keine Haltestellen für die neue Express-S-Bahn vorgesehen, diese Entscheidung sei aber noch nicht sicher.
Das Landratsamt Ebersberg gibt an, das derzeitige Konzept nochmals überarbeiten zu wollen. Erst danach könnte man konkrete Angaben machen. Landrat Robert Niedergesäß hätte jedoch bereits gefordert, dass mit Fertigstellung der zweiten Stammstrecke keine Verschlechterungen im Leistungsangebot auf der S-Bahn eintreten dürfe. Und auch Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger will jetzt frühzeitig handeln, um noch auf die Planungen einwirken zu können. Man will sich nicht Untätigkeit vorwerfen lassen.
Der neue Plan sei “kein zukunftsweisendes Verkehrskonzept für eine ständig wachsende Megaregion. Zumal alle Welt darüber diskutiert, wie Umweltbelastungen durch Co2 und Stickoxid verringert werden können und ein drohender Verkehrsinfarkt vermieden werden kann”, begründet die FDP Vaterstetten in der Presseerklärung abschließend ihren Unmut.