Am 12.04. ist Bauausschuss-Sitzung in der Gemeinde Vaterstetten und als einer der Tagungspunkte steht die weitere Umsetzung der Renovierung der Scheckenhofer Villa auf dem Programm. Die Diskussion zwischen Gemeinde und Eigentümer wird jetzt durch kompetente Fachleute begleitet und könnte endlich zu dem gewünschten Ergebnis, ein nach modernem Standard umgebautes Wohnhaus, führen.
Das Thema „Scheckenhofer Villa“ beschäftigt den Eigentümer Herbert Meier seit Erwerb des Anwesens Anfang 2012. Denn das Gebäude wurde kurz vor dem Verkauf noch unter Denkmalschutz gestellt (2011). Nach vielen Ortsterminen und Fachdiskussionen mit Spezialisten nähern sich nun die Gemeinde, als beschliessendes Organ, und der Hauseigentümer.
Die Vorgeschichte
Das gesamte Anwesen, also 1.923 qm inklusive alter Villa hat der Baldhamer Bauträger BKM Wohnbau GmbH (Herbert Meier) im Jahr 2012 erworben. Das Grundstück wurde in Parzellen aufgeteilt und mit einem Vierfamilienhaus im Walmdachstil sowie einem Doppelhaus bebaut. Ebenfalls einstimmig genehmigt wurde die Sanierung der Scheckenhofer Villa sowie die Errichtung eines Einfamilienhauses im hinteren Teil des Gartens. Herbert Meier hat sofort das denkmalgeschützte Gebäude privat gekauft, um eine Vermischung mit dem damit erworbenen Baugrund und der alten Villa zu vermeiden. Für einen Erhalt der Villa als reinen Museumsbau fehlte und fehlt der Gemeinde Vaterstetten leider das Geld. “Es gibt dazu kein Signal der Gemeinde” erklärt Meier. Auch die Pläne, die Villa zu renovieren, sein Büro darin zu errichten und dahinter auf dem Grundstück ein Privathaus für sich zu erstellen, sind schon lange vom Tisch. “Egal”, sagt der Eigentümer, “ich möchte auf jeden Fall das Gebäude erhalten, es nach modernem Standard renovieren und dann vermieten, nicht veräußern”. Sein Büro hat er jetzt am Marktplatz in Baldham und die Scheckenhofer Villa hat mit Ab-und Zustimmung der Gemeinde Vaterstetten noch vor dem Winter ein neues Dach bekommen. Das war auch dringend notwendig, denn der Zahn der Zeit nagt schon ganz schön an dem Haus: die Fassadenfarbe bröckelt, Holzfäule im Dachstuhl und der Holzbock arbeitet. Das Haus soll auf jeden Fall für Wohnzwecke hergerichtet und so renoviert werden, dass eine Familie nach modernem Standard darin wohnen kann, ohne dass der Eigentümer ständig mit Schadenersatzforderungen konfrontiert wird. Das Wichtigste für das Haus wäre ein moderner Wärmeschutz, denn „Wohnen im Jahr 1907 war anders als jetzt in 2016“. Die Villa steht seit vier Jahren eingerüstet und unbewohnt an einer der meist befahrensten Strassen in Baldham und in unmittelbarer Nähe zum Rathaus. Und manch einer, der daran vorbeifährt, wundert sich schon, dass es nicht vorwärts geht.
Die Historie des Hauses
Errichtet wurde die Villa 1907 im Auftrag des Münchner Metzgermeisters Sebastian Scheckenhofer im Zuge eines ersten Baubooms, der nach der Errichtung der Bahnhöfe in Baldham und Vaterstetten entlang der Bahnlinie München – Salzburg entstanden. Die Villa bzw. zuletzt das 1958 daneben errichtete Wohngebäude wurde bis zu ihrem Tod 2010 von der der Schwiegertochter Therese Scheckenhofer bewohnt. Sie kümmerte sich auch bis zuletzt um den Garten, der jahrzehntelang ein blühender Blickfang in der Gemeinde war. Um das aus geschichtlichen, architekturgeschichtlichen und volkskundlichen Gründen historisch bedeutsame Gebäude zu sichern, wurde es 2011 auf Antrag der Gemeinde in die Denkmalliste aufgenommen. Zum einen, weil das Gebäude außen und im Inneren fast vollständig aus der Bauzeit erhalten ist. Zum anderen, weil es ein anschauliches Beispiel für den Wohnungsbau im frühen 20. Jahrhundert und exemplarisch für die Wohnhäuser auf einem großen Gartengrundstück sei, die in großer Anzahl in den nahe München gelegenen Orten mit Bahnanschluss seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sind.
Das Denkmalschutzamt steht beratend zur Seite
Ein denkmalgeschütztes Objekt ist nicht so einfach zu renovieren. Das musste auch Herbert Meier in vielen Gesprächen mit und Gutachten vom Landesamt für Denkmalpflege München erfahren. Diese Behörde wurde von Anfang als beratende Institution eingeschaltet. Die grösste Problematik sind die freigelegten Dachbalken im Obergeschoss, an denen die Holzschädlinge ganze Arbeit geleistet haben. Zum Teil auf 20 Zentimeter Breite sind von dem Balken nur mehr zerbröselte feuchte Holzfasern übrig. Selbst ein Laie erkennt auf den ersten Blick, dass an dem Gebäude eben nicht nur der Zahn der Zeit, sondern auch Holzfäule und ein Holzbock genagt hat. Und das ist augenscheinlich nicht die einzige Stelle, an der dringend etwas gemacht werden muss. Auch sämtliche Fenster und Türen des Gebäudes entsprechen nicht dem heutigen Standard. Sie müssen aber als Auflage des Denkmalschutz im Original erhalten bleiben. Es ist geplant, sie einzeln aufzuarbeiten und mit neuem, wärmeisolierendem Glas auszustatten (Kostenpunkt ca. 100.000 Euro). Ein weiteres Problem sind die nicht isolierten Wände. So sind im ersten Stock die Wände dünner (7 cm!) als im Erdgeschoss. Die Idee dazu ist, eine Wandheizung zu installieren (das Haus wurde bisher über Holzöfen nur im Erdgeschoss beheizt). Auch die Holzdielenböden im ganzen Haus müssen erhalten bleiben und es ist geplant, alle Böden rauszunehmen, zu überarbeiten und wieder einzubauen. Der Vorteil davon ist, dass festgestellt werden kann, ob unter den Böden ein Befall vorliegt. Mit der aktuellen Badsituation kann nicht gelebt werden: nur kaltes Wasser, nur gusseiserne Waschbecken und eine einfache Toilette. Also soll im ersten Stock ein Raum als Badezimmer ausgebaut werden. Für alle bisher geplanten Arbeiten ist ein Kostenblock von 350-400.000 Euro notwendig, das bedeutet bei einer Gesamt-Wohnfläche von ca 96 qm ein Preis von fast 4.000 Euro pro Quadratmeter, reine Renovierungskosten, die natürlich der Eigentümer zu tragen hat. Meier macht sich jedoch Hoffnungen auf Fördermittel vom Denkmalschutz.
Die Villa hat provisorisch ein neues Dach
Die Villa hat den Winter mit einer neuen Dachabdeckung gut überstanden. Diese wird im Rahmen der Renovierung wieder entfernt und der Dachstuhl saniert werden. Im Bayerischen Staatsarchiv hat Meier Originalpläne eines Unterföhringer Unternehmens gefunden, die im Juli 1907 eingereicht wurden. Diese belegen, dass an dem Gebäude so einiges im Laufe der Jahrzehnte verändert wurde. Das Dach war ursprünglich mit Elsässer Faltziegel gedeckt und die sogenannten Biberschwänze kamen erst später drauf, allerdings wann, das weiss niemand mehr. Die Elsässer Ziegel, die nach dem Deutsch-Französischen Krieg bis zur Jahrhundertwende in Deutschland weit verbreitet waren, sind heute nicht mehr erhältlich. Aber es werden optisch ähnliche Ziegel hergestellt, die nach der Dachstuhlsanierung verwendet werden könnten. Laut Originalplan waren auch die beiden kleinen Giebel mit Kupferblech verkleidet, auch das soll so wieder hergestellt werden. Ebenso entspricht die Fassadenfarbe nicht mehr dem Original. Die war deutlich heller, wie restauratorische Untersuchungen ergeben haben.
Neuer Architekt und neues Ingenieurbüro
Durch hinzuziehen des sehr erfahrenen Architekturbüros Wollmann & Mang Architekten BDA, München ist ein wesentlicher Schritt in die Zukunft des Scheckenhofer-Villa geschehen. Christoph Wollmann ist Spezialist für die Aufarbeitung von denkmalgeschützten Objekten, hat viel für die Kirche im Thema Denkmalpflege gemacht und arbeitet konstruktiv und erfolgreich mit dem Landesamt für Denkmalpflege München zusammen. Das Ingenieurbüro Brandl und Eltschig Tragwerksplanung GmbH, Freising ist routiniert in Statik und für die Ertüchtigung des Dachstuhls zuständig. Mit einem Konzept, das mit diesen Spezialisten erarbeitet wurde, erhofft sich der Eigentümer eine Zustimmung und Genehmigung am 12.04. in der Bauausschuss-Sitzung zu erzielen. Dann könnte es Losgehen mit der endgültigen Renovierung dieses Kleinods in Vaterstetten.