TSV Vaterstetten positioniert sich gegen sexualisierte Gewalt

von Catrin Guntersdorfer

Einen Ehrenkodex zum Schutz der aktiven Sportler vor Grenzüberschreitungen hat jetzt der TSV Vaterstetten eingeführt und sich damit klar gegen sexualisierte Gewalt im Sport positioniert.
Vor ziemlich genau 2 Jahren nahm der Prozess seinen Anfang mit einem Vorstandsbeschluss, der eine klare Positionierung des TSV Vaterstetten gegen sexualisierte Gewalt und Mobbing im Verein durch die Einführung eines verbindlichen Ehrenkodex zum Ziel hatte. Dieses “sperrige” Thema hatte die Vorstandskollegin Beate Kammel (Jugend und Sport) von der Herbstsitzung des BLSV mitgebracht – noch lange bevor die „MeToo“-Debatte aufflammte. Hierzulande jedoch waren die Verfehlungen von Trainern und Verantwortlichen in Vereinen und Institutionen immer wieder in den
Schlagzeilen.
Der Vorstand war sich von Beginn an einig, dass diese Selbstverpflichtung zukünftig für alle aktiv Verantwortung-Tragenden im Verein gelten soll. Und es war das erklärte Ziel, dass die Belange aller Sportler, insbesondere der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, im Verein hier Berücksichtigung finden müssen. Ein Ehrencodex, der der gemeinsamen Leidenschaft für den Sport einen Schutzrahmen gibt und der allen
Verantwortlichen im Verein zur Orientierung dient.
Die ersten Recherchen hatten ergeben, dass es hier nichts „von der Stange“ gibt; aber viele Fachverbände hatten bereits Papiere erarbeitet, die übergeordneten Verbände Materialien zum Abruf bereitgestellt. Der nächste Schritt war nun die Bildung unseres PsG-Teams (PsG:
Prävention gegen sexualisierte Gewalt im Sport), das mit Akribie und Sachverstand die Materialfülle filtern und einen für den TSV V maßgeschneiderten Text erarbeiten sollte.
Gemeinsam mit den beiden Beraterinnen Ullrike Leinekugel (Rechtsanwältin) und Sabine Menzcigar (Sozialpädagogin und Mediatorin beim Kreisjugendamt Ebersberg) erstellten die beiden Vorstände Beate Kammel und Karin Stammel (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) bis zu den Sommerferien einen Textvorschlag, der dann an die Leitungen der 13 Abteilungen des TSV V ging mit der Bitte um Prüfung und Rückmeldung.
Es folgte ein intensiver Abstimmungsprozess mit allen Abteilungen – Formulierungen wurden hinterfragt, Inhalte abgewogen und ergänzt, Meinungen diskutiert, und es wurde um Akzeptanz geworben. Bis zum Jahreswechsel 2017/18 lagen dann die endgültigen Texte vor:
der Ehrenkodex, bestehend aus Präambel, Erläuterung und Erklärung, sowie der ergänzende Anhang mit Verhaltensregeln zum Kindeswohl und Maßnahmen zum Schutz vor Grenzüberschreitungen.
Damit trat der Verein in Phase 2 des Prozesses zur Einführung des Ehrenkodex ein. Der Vorstand verpflichtet zukünftig sich selbst und alle Mitarbeiter, Trainer, Übungsleiter, Jugendleiter, Helfer und Funktionsträger im TSV V auf diesen Ehrenkodex. Das sind beim TSV Vaterstetten gut 200 Personen, die nun als Voraussetzung für ihre Tätigkeit beim TSV den Ehrenkodex unterzeichnen müssen. Der beste Weg, um dieses Thema fest im Verein zu
verankern, schien eine persönliche Schulung aller Verantwortlichen zu sein, und so hat das PsG-Team im Laufe des vergangenen Jahres viele Termine mit den im Verein Verantwortlichen gemacht, die derzeit 1.976 Kinder und Jugendlichen (Stand 12/2018) trainieren und betreuen.
In diesen Schulungen wurden die Begriffe und Hintergründe erklärt, die Entstehung der Texte erläutert, Beispiele aus der Praxis besprochen und Fragen diskutiert und beantwortet.
Gerade in den Wettkampfabteilungen stellen Situationen wie Trainingslager und Auswärtsspiele mit Übernachtungen die Übungsleiter und Betreuer immer wieder vor besondere Herausforderungen. Hier haben sich einige interessante Gespräche ergeben, die zeigen, wie vielfältig die Erfahrungen für und die Anforderungen an unsere Verantwortlichen sind. Wo immer jetzt Unsicherheiten auftreten, in Ehrenkodex und Anhang können sich die Funktionsträger rückversichern und Anregungen für ein verantwortungsvolles und souveränes Verhalten im Trainings- und Vereinsbetrieb holen.
Die Bestandsaufnahme zum Jahreswechsel 2019 zeigt, dass sich nun alle Verantwortlichen im TSV Vaterstetten dem Ehrenkodex mit ihrer Unterschrift verpflichtet haben. Darüber hinaus ist die Vorlage des Erweiterten Führungszeugnisses fester Bestandteil dieser Selbstverpflichtung; damit geht der TSV Vaterstetten über die Vorgaben des Landratsamts Ebersberg hinaus, die das Erweiterte Führungszeugnis für mit Kindern und Jugendlichen
arbeitende Übungsleiter vorschreibt.