Die Gemeinde Haar trauert um ihren ehemaligen Gemeindewerke- und Bürgerstiftung-Geschäftsführer Wolfgang Weber. Ein Nachruf.
Wolfgang Weber hat in seiner visionären Art Haar zwei Einrichtungen mitgeschaffen, die wegweisend waren. Und das, obwohl er sehr lange selbst gar kein Haarer war. Bereits am 30. Juli 2024 ist er im Alter von 80 Jahren verstorben.
Der Haarer Strom hatte jahrelang nur ein Gesicht. Tatsächlich fiel wohl den meisten Bürgern bis zum Jahr 2007 zum Thema Gemeindewerke Haar vor allem eine Person ein: Wolfgang Weber. Zu Recht. Denn er war es, der 1998 die Initialzündung dazu gab, dass die Gemeinde Haar ihre Energieversorgung selbst in die Hand nimmt. Fast ein Jahrzehnt – bis zu seinem Ruhestand 2007 – war Wolfgang Weber dann Geschäftsführer der Gemeindewerke Haar.
Energiemann der ersten Stunde
Für Haar war er der „Energiemann der ersten Stunde“ und als solcher bekam er bei seinem Abschied in den Ruhestand eine sehr individuelle Auszeichnung der Gemeinde vom damaligen Bürgermeister Helmut Dworzak überreicht: eine eigens für ihn geprägte Goldmedaille. Und ein „Kraftwerk Weber“, eine Dampfmaschine, mit der er seine Energie ableiten könne. Doch von der sollte Haar später noch auf ganz andere Weise profitieren.
Per Zufall nach Haar
Es war ein wenig wie der Wink des Schicksals, der Wolfgang Weber Mitte der 90er-Jahre in die Gemeinde Haar führte: Er prüfte damals für den Kommunalen Prüfungsverband den Sport- und Freizeitpark und platzte sozusagen mitten in eine schwierige Meinungsbildungsphase der Gemeinde. Gerne hätte Haar nach der Änderung im Konzessionsbereich die Energieversorgung selbst in die Hand genommen. Doch nahezu jeder riet dem Haarer Gremium von dem komplizierten und dadurch kostspieligen Plan ab – außer, man habe einen Fachmann, der den gesamten Prozess wirklich in die Hand nimmt. Dass dieser Fachmann bereits im Haus war, wurde klar, als Wolfgang Weber am 25. Juli 1995 im Gemeinderat seine Vorstellung einer optimalen Gestaltung der Versorgungsaufgaben der Gemeinde darstellte. „Trauen Sie sich! Machen‘s das!“, hat er damals in ruhigem aber durchaus beschwörendem Ton gesagt und als Motivation die Bilanzen anderer Stadtwerke offengelegt.
Durch Turbulenzen zum Erfolg
Und man traute sich – und kam mit Weber auch durch die turbulente Zeit der Anfänge. „Was dann in dieser Zeit an Verhandlungen, Auseinandersetzungen und Überraschungen stattfand, kann man nur mit dem Einstieg in eine rasante Achterbahn mit Loopings und Geisterbahneffekten vergleichen. Und sie saßen sozusagen nicht nur mit in unserem „Achterbahnwagen“, sie schoben ihn zugleich noch an“, erklärte der da-malige Bürgermeister Helmut Dworzak bei der großen Ruhestands-Verabschiedung in Richtung Weber. Der lächelte dazu nur. Nach dieser Zeit standen und stehen bis heute die Gemeindewerke sehr gut da – der Dank gilt dabei auch dem rührigen Wolfgang Weber.
Mitbegründer der Bürgerstiftung Haar
Abgeschreckt haben Wolfgang Weber Turbulenzen bei der Umsetzung großer Visionen nie. Im Gegenteil. Nur wenige Jahre später unterstützte er wieder eine revolutionäre Idee für die Gemeinde Haar. Und auch diese wurde umgesetzt: 2010 bekam Haar eine eigene Bürgerstiftung. Bis heute ein Erfolgsmodell. Die Geschäftsleitung und damit auch die Finanzen der Bürgerstiftung Haar übernahm wiederum Wolfgang Weber. 2020 gab er sein Amt ab, blieb der Stiftung jedoch als Ehrenmitglied eng verbunden. Wieder eine Idee, die der Haarer Bevölkerung bis heute sehr zugute kommt – und die durchaus den Stempel „Weber“ trägt.
Mann der klaren Worte und dem Herz am rechten Fleck
Wolfgang Weber war immer ein Mann mit viel Energie und Mut, mit verschmitztem Lächeln, herzlichem Händedruck, pragmatisch, lösungsorientiert, hilfsbereit. Er hatte Ecken und Kanten, aber das Herz am rechten Fleck. Als waschechter Bayer trug er gerne Tracht und sprach mit unverkennbarer Färbung auch mal klare Worte, wenn es sein musste.
Als „spätberufener Haarer“ war es sein Wunsch, an seinem langjährigen Wohnort, in Kirchdorf in Oberbayern, beigesetzt zu werden. Die Haarer Bevölkerung behält ihm auch so ein Andenken. Denn: Die Gemeinde Haar hat Wolfgang Weber viel zu verdanken.
Unser Mitgefühl gehört seiner Familie und seinen Freunden.