Mit einer hitzigen, teils leidenschaftlichen Debatte verabschiedete sich der Vaterstettener Gemeinderat Anfang Dezember in die Weihnachtspause – und ließ dabei keinen Zweifel daran, dass der Kommunalwahlkampf längst begonnen hat. Streitpunkt: Soll die Gemeinde Geld in die Renaturierung eines Moors im benachbarten Bruck investieren, um eigene CO₂-Emissionen zu kompensieren?
Hintergrund der Diskussion ist ein Beschluss aus dem April. Damals hatte der Gemeinderat entschieden, den jährlichen Ausstoß aus rund 150 Tonnen gemeindlichem Erdgasverbrauch durch Maßnahmen im Gemeindegebiet zu kompensieren. Doch die Umsetzung erwies sich als schwierig. Im Umweltausschuss präsentierte man im Juli drei Naturschutzprojekte – überzeugen konnte keines. Besonders knapp scheiterte die Renaturierung eines Teiches in der Baldhamer Winterstraße: Bei Stimmengleichstand fiel das Projekt durch.
Um den Ausstoß dennoch zu kompensieren, beantragte die SPD nun, für vier Jahre CO²-Zertifikate der Aktion Zukunft+ im Wert von je 3000 Euro zu kaufen. Damit solle das Projekt „Renaturierung einer Moorfläche im Brucker Moos II“ unterstützt werden.
Der Vorschlag stieß bei der CSU auf wenig Begeisterung. Es handle sich um eine freiwillige Leistung, so Fraktionssprecher Michael Niebler. Schon die ursprüngliche Abstimmung, bei der es nur um eine Maßnahme im Gemeindegebiet selbst ging, war in der CSU-Fraktion umstritten.
Noch grundsätzlicher fiel die Kritik aus den Reihen der FDP aus. Martin Hagen erklärte offen, er sei „nicht unglücklich, dass kein Projekt in der Gemeinde gefunden wurde“. Die Renaturierung von Mooren sei schlicht nicht Aufgabe der Kommune Vaterstetten. Zudem sei eine Kompensation ohnehin nur ein Auslaufmodell: Ab 2027 würden kommunale Emissionen in den europäischen Emissionshandel integriert. Sein Fraktionskollege Klaus Willenberg warnte davor, mit Ausgaben außerhalb der Gemeinde „Tür und Tor für andere Dinge“ zu öffnen.
„Wenn wir sündigen“, dann solle man woanders gutes tun, entgegnete Sepp Mittermeier (SPD). Felix Edelmann beklagte „Strohmann“-Argumente auf der Gegenseite. Eine Ablehnung sei „unfair gegenüber der Gemeinde Bruck“.
Auch von einem „Ablasshandel“ war die Rede, Roland Meier (FW) etwa sei „gegen Ablasshandel jeder Art“. Den „Ablasshandel“, räumte auch Mittermeier ein. Es sei immer am besten, direkt vor Ort zu agieren. Elisabeth Mundelius (Grüne) betonte, Kohlenstoffdioxid sei ein Gas, das sich nicht dafür interessiere, wo genau es aufgenommen werde.
Am Ende blieb es bei klaren Fronten: für die Kompensation im Brucker Moos stimmten SPD und Grüne, die Mehrheit aus CSU, FW, FDP sowie Brigitte Wenninger (parteilos) lehnte den Antrag ab.
