Strom sparen, aber richtig

von Gastautor

Leserbrief von Gemeinderat David Göhler zum Artikel: „Aktuell hilft leider nur sparen“ aus der April-Ausgabe der B304.de- Zeitung

Die aktuellen Strompreissteigerungen bringen wohl viele Menschen ins Grübeln, wo sie noch Strom sparen können. Der Artikel in Ihrer April-Ausgabe hat dafür schon etliche Tipps gegeben. Aber er wärmt die alte Mär vom Standby-Strom wieder auf, die völlig in die Irre führt.

Warum? Weil einerseits die EU regelt, wie hoch der Standby- Stromverbrauch von PCs und TV-Geräten sein darf. Dieser liegt unter 1 Watt/Stunde. Und auch ein scheinbar ausgeschalteter PC ist nicht ganz aus, er muss ja den An-Aus-Taster überwachen und benötigt dafür Strom. Die Unterschiede zwischen „Aus“ und „Standby“ liegen im Milliwatt- Bereich. Und in der Zeit des Hoch- und Runterfahrens braucht ein PC viel Strom: Das frisst jeden Spareffekt wieder auf. Besser: Eine Taste mit „Stand-by“ belegen und sich angewöhnen, wenn man vom PC aufsteht, die Taste zu drücken – der Rechner ist ja sofort wieder da, wenn man erneut eine Taste drückt.

Strom sollte man da sparen, wo viel zu holen ist. Und da gibt es noch einiges:

Wasserkocher: Ein Wasserkocher nimmt 2400 Watt/Stunde, also 40 Watt pro Minute. Wer ihn für eine Teetasse voll mit kaltem Wasser füllt, braucht 4 Minuten. Da gehen also 160 Wattstunden (Wh) durch die Leitung; erhitzt man nur 0,4 Liter heißes Wasser aus dem Hahn, dauert das Erhitzen 1 Minute, also 120 Wh gespart, wenn man nicht mehr heißes Wasser braucht. Dafür kann man eine LED-Birne 12 Stunden brennen lassen.

Generell gilt: Die Hausheizung erhitzt Wasser effizienter als ein Gerät, dass dafür Strom benötigt. Also: Heißes Wasser aus dem Hahn nehmen, wenn dieses vorgeheizt wird und nicht lange vorlaufen muss. Das gilt auch für Wasch- und Spülmaschinen (die gibt es auch mit Warmwasseranschluss).

Wenn Fernseher laufen, fressen sie mehr als 100 W pro Stunde (gilt für ein modernes 42-Zoll-Gerät, größere schlucken deutlich mehr). Wer vorm Fernseher einschläft, jagt den Strom zum Kamin raus. Ein mitlaufender Fernseher als Radio-Ersatz ist massive Energieverschwendung. Das TV sollte nur laufen, wenn man zuschaut. Sonst: Ab in den „Standby“.

Hochgerüstete Spiele-PCs mit moderner Grafikkarte verbrauchen bei 3D-Spielen locker 500 Watt pro Stunde (200 bis 300 Watt die Grafikkarte, 100 die CPU, 100 der Monitor). Wer täglich 4 Stunden spielt, verursacht ein Fünftel des Gesamtstromverbrauchs eines Haushalts! Weniger zu spielen, spart enorm.

Videos sollte man auf Smartphones, Tablets und Notebooks anschauen. Das Entkomprimieren des Videostreams übernimmt stromsparende Spezialhardware. Eine Handy-Ladung erfordert 20 Wh und hält für viele Stunden Betrieb. Hochgerechnet aufs Jahr sind das 2 Euro, also echt wenig (das zum Thema, ein Youtube- Video verbrauche 220 Watt/Stunde, leider Unsinn).

Bei uns im Haus hat der Austausch eines alten Eisschranks gegen einen 2 Jahre alten gebrauchten Eisschrank (gleiche Größe) die Stromkosten von 95 Euro pro Jahr auf 15 Euro pro Jahr gesenkt (380 kWh versus 60 kWh). Da er nur 120 Euro gekostet hatte, war das nach 1,5 Jahren wieder drin. Kühlgeräte, auch Kühlschränke laufen permanent, hier lohnt sich ein Austausch schnell.

Kochen: Eine Kochplatte ‘verbrät’ je nach Größe zwischen 800 und 2200 Watt, wenn sie angeschaltet ist und sie läuft gerne mehrere zehn Minuten. Daher: Der Topfboden sollte die Herdplatte komplett abdecken, schalten Sie eine Platte drei Minuten vor „fertig“ aus. Kochen Sie nie mit offenem Topf, sondern immer mit geschlossenem Deckel. Wie beim Wasserkocher ist hier viel Sparpotenzial – und es ist nur eine Frage der Gewöhnung.

Nutzen Sie eine Zeitschaltuhr für den Internet- Router. Der nimmt zwar nur 10 bis 20 Watt, aber in der Nacht (und tagsüber, wenn man arbeitet) braucht ihn keiner. Ist er 12 Stunden am Tag aus, sind das auch schon wieder 120 bis 240 Wh pro Tag.

Auch ein Mähroboter braucht Strom. Man sollte sich fragen, ob der wirklich jeden Tag laufen muss. Allerdings verbraucht ein Mähroboter pro 100qm ca. 10 KWh pro Jahr – die einzusparende Menge ist also aufs Jahr gesehen überschaubar.

Messen Sie! Verlassen Sie sich nicht auf irgendwelche Artikel (wie diesen), messen Sie selbst. Strommessgeräte sind günstig und es ist spannend, lehrreich und auch ein kleines Abenteuer herauszufinden, welches Gerät was schluckt. Für die FritzBox gibt es einen Smarthome-Schalter (Fritz!DECT 200 für ca. 50 Euro) mit Strommesser, der automatisch Kosten berechnet und eine Statistik über die letzte Stunde oder Tag anzeigt.

Auch ohne Messgerät kann man feststellen, ob selten genutzte Geräte zuviel Strom verbrauchen: Legen Sie Ihre Hand auf ein Netzteil. Wenn es warm ist, produziert es Wärne aus Strom, Ist es dauerhaft am Stromnetz, sind das schnell zwei, drei Watt pro Stunde. Jedes Watt sind aufs Jahr gerechnet knapp 9 Kilowatt, bei einem Strompreis von 40 Cent also 3,60 Euro, Ein warmes Netzteil jagt also pro Jahr 10 Euro zum Kamin raus.

Ich hoffe, Sie haben einige Punkte gefunden, bei denen Sie ansetzen können, um die Stromrechnung zu senken. Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Gehen Sie auf die Suche, jeder Fund ist positive Motivation.