Wir kennen es alle aus der Schule, direkt oder indirekt. Es gibt in der Klasse einen Namen zweimal. Konfusion entsteht, zumindest anfangs. Eines ist jedoch permanent sicher: Wird der „Doppel-Name“ vom Lehrer genannt, zucken meist zwei Personen für einen kurzen Augenblick zusammen. Doch diese „Problematik“ ist lösbar und nicht nur auf menschliche Namen, sondern auch auf Straßennamen bezogen, so wie in der Gemeinde Grasbrunn. Der Lehrer heißt hier Klaus Korneder (SPD) alias der Bürgermeister. Und er führte seine Klasse, den Gemeinderat, nun zu einer, für viele längst überfälligen, Lösung.
In der Gemeinde Grasbrunn gibt es nämlich genau vier Straßennamen, die zweimal existieren. Das sind die Gartenstraße (Neukeferloh, Harthausen), der Grasbrunner Weg, (Neukeferloh, Harthausen), die Waldstraße (Neukeferloh, Harthausen) und die Kirchenstraße (Grasbrunn, Harthausen). Schon seit geraumer Zeit gibt es Bemühungen die Doppelstraßen zu entflechten, denn es kam immer wieder zu Problemen. Falsche Postzusendungen sind ärgerlich, fälschliche Klingelaufrufe nervig, aber wenn der Rettungsdienst oder die Feuerwehr einen nicht findet, da er im anderen Ortsteil ist, dann beginnt der bittere Ernst. „Wenn irgendwann einmal dabei etwas passiert, dass der Notarzt in den falschen Ortsteil fährt, dann sind wir alle in der Pflicht“, mahnte Korneder in der Gemeinderatssitzung vom 25. Oktober seine Kollegen.
Thomas Michalka (Bürger für Grasbrunn) war skeptisch, harkte nach: „Das ist eine winzige Anzahl an Vorfällen. Nur wenn es eindeutig ist, werden wir zustimmen.“, ehe er Korneder direkt fragte wie oft solche Missverständnisse schon vorgekommen sei. Korneder zögerte nicht, antwortete entschlossen: „Das ist mir Wurscht, ob es zwei, drei, vier oder fünf Mal passiert ist. Ich möchte mir da dann keinen Vorwurf machen, wenn etwas Schlimmes passiert. Mich verunsichert das.“ Johann Hiltmair (Bürger für Grasbrunn) feuerte hinterher und meinte: „Es ist schräg im Jahre 2016 das Problem einzig auf den Notarzt zu schieben“. Was er meinte: die Navigation ist heute meist komplett digital, Irrwege eigentlich ausgeschlossen. Doch das trügt, sowohl Korneder als auch Feuerwehrmann Johannes Bußjäger berichteten von falscher Navigation oder wie auch technische Hilfsmittel sich täuschen können.
Schließlich wurde noch auf eine Befragung eingegangen, die sich an die rund 250 betroffenen Bürger respektive Haushalte richtete. Abgefragt wurden dabei, ob sie einer grundsätzlichen Änderung des Straßennamens möchten, einverstanden wären und wie sie zu einer Entscheidungsfindung per Los stehen. Heraus kam, wie die Verwaltung mitteilte, folgendes: „Die Auswertung lässt erkennen, dass grundsätzlich ein Großteil der Bewohner Probleme mit der Namensgleicheit hat, jedoch nicht die Bereitschaft zeigt, in der eigenen Straße eine Änderung des Straßennamens zu akzeptieren.“
Ein Grund, der laut Auswertung oft genannt wurde: die Kosten einer Namensänderung. Denn die, so teilte die Verwaltung mit, seien laut Gesetz nicht von der Gemeinde übernehmbar. Gemeinderätin Ursula Schmidt (CSU): „Natürlich ist es ein bisschen Arbeit, aber es bringt niemanden um. Die Vorteile überwiegen hier.“ Das sahen ihre Politkollegen ebenso, der Gemeinderat stimmte mit 14:3 die doppelt vergebenen Straßennamen im Gemeindegebiet Grasbrunn zu ändern. Einen neuen Namen bekommen nun in Harthausen die Gartenstraße, die Waldstraße und die Kirchenstraße sowie in Neukeferloh der Grasbrunner Weg. Als Begründung wieso genau diese Straßen betroffen sind, lag am „wohl objektivsten Kriterium“ (Korneder): denn dort leben jeweils die wenigeren Menschen als im Vergleich zur selben Straße im anderen Ortsteil.
Letzte, und wohl wichtigste Frage, wie nun die Namensvergabe voranschreitet: die Bürger dürfen selbst Vorschläge einreichen. Damit sie namenstechnisch sicher umziehen können.