Mit der Kampagne “Rad(t)los” warnt die Polizei in Haar vor Diebstählen vor allem in Tiefgaragen. Wir berichteten bereits von einigen Fällen in der Region. Also informieren Sie auch Ihre Nachbarn und Freunde, wenn sie ungesicherte und nicht gekennzeichnete Reifen in Garagen lagern. Die Polizei München hat dazu folgende Pressemitteilung herausgegeben.
In München fährt Herr B. am frühen Nachmittag mit seinem VW Tiguan vor das Tor der Großraumtiefgarage seines Wohnblocks. Er öffnet mit seiner Fernentriegelung das Tiefgaragentor und fährt anschließend zügig bis zu seinem Tiefgaragenstellplatz Nummer 235 in das zweite Untergeschoss. Ein Vorgang, den er schon unzählige Male wie viele Mitbewohner in diesem Jahr durchführte, Routine, Alltag !
Doch ohne dass Herr B. es bemerkte, nutzte eine weitere Person die Gelegenheit und betrat durch das bereits wieder schließende Tor die Tiefgarage. Nachdem Herr B. die Tiefgarage verlassen hatte, öffnete der Unbekannte das Tiefgaragentor von innen. Sein Komplize konnte so ohne Schwierigkeiten mit einem Pkw-Kombi in die Tiefgarage einfahren. Von nun an ging alles ganz schnell. Das eingespielte Team entdeckte mit sicherem Blick die zahlreichen, hochwertigen, ungesicherten Reifensätze, die auf mehreren Stellplätzen hinter den geparkten Fahrzeugen gelagert wurden. In Sekundenschnelle wurden die Reifensätze in den Kombi verstaut. Ein besonders wertvoller, extrabreiter Winterreifensatz mit Alufelgen wurde kurzerhand mit einem Bolzenschneider von einem sichernden Kettenschloss befreit und ebenfalls verladen.
Nachdem sie so drei Reifensätze in einem Wert von insgesamt ca. 6000 Euro gestohlen hatten, fuhren die unbekannten Täter ohne sonderliche Eile wieder aus der Tiefgarage. Sie wussten, dass sie ihre Beute bei einem bekannten Hehler morgen für ca. 3000 Euro weiterverkaufen konnten. „Gutes Geschäft“, die ganze Aktion dauerte nicht einmal 10 Minuten; das Geld liegt im wahrsten Sinne des Wortes „auf der Straße!“ In einer Woche werden sie wieder unterwegs sein. Vielleicht sogar wieder in derselben Garage.
Auf diese oder ähnliche Art und Weise werden in Deutschland täglich hochwertige Reifen gestohlen. Oftmals sind organisierte Banden für die Diebstähle verantwortlich. Die Polizei geht sowohl von örtlichen als auch von überörtlichen Tätern aus. In vielen Fällen werden gestohlene Reifen (besonders bei ungesicherten Reifen) von Versicherungen nicht ersetzt.
In Stadt- und Landkreis München registrierte das Polizeipräsidium München im vergangenen Jahr insgesamt 423 Reifen- bzw. Felgendiebstähle. Das ist zwar ein leichter Rückgang von 1,9% im Vergleich zum Kalenderjahr 2016, für das laufende Jahr 2018 zeichnet sich jedoch leider wieder ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr ab.
Vor allem im Frühjahr und im Herbst sind die Reifendiebe aktiv. Zu diesen Zeiten werden zahlreiche Reifenwechsel durchgeführt, so dass besonders viele ungesicherte Reifensätze in den Garagen gelagert sind. Erschwert wird die Fahndung der Polizei nach den Tätern, da aufgefundene Reifen ohne individuelle Kennzeichnung der Eigentümer oft nicht zugeordnet werden können.
Damit die Eigentümer der Reifen nicht rad(t)los vor ihrem Fahrzeug in der Tiefgarage stehen, empfiehlt die Polizei deshalb:
- Hochwertige Reifensätze nicht in der Tiefgarage lagern!
- Räder / Felgen mit hochwertigen Ketten / Felgenschlössern sichern (z.B. durch Radsicherungsmuttern oder –bolzen).
- Einzelne Felgen auf der Innenseite mit individuellen Zeichen markieren (z.B. mittels Prägestift).
- Notieren von Marke, Typ, Größe, DOT-Nummer (Herstellungsdatum der Reifen) und individuelle Kennzeichnungen der Räder. Sinnvoll ist auch ein Foto. Das erleichtert beim Auffinden die Zuordnung und hilft bei der Überführung der Täter.
- Die Felgen und Reifen möglichst nicht von außen einsehbar im Kellerabteil
- Sichern von Kellerabteilen, Tiefgaragenboxen, Reifen-/Felgenbäumen bzw. Wandhalterungen mit massiven Ketten und ebenso hochwertigen Schlössern.
- Größten Schutz bietet die Einlagerung wertvoller Radsätze beim Reifenhändler oder einer Fachwerkstatt.
- Beim Ein-/Ausfahren in Tiefgaragen warten, bis das Zufahrtstor geschlossen ist, um ein unbeobachtetes Betreten durch Unberechtigte zu verhindern.
- Zugänge zu Garagen sollten grundsätzlich geschlossen und von außen für Dritte nicht zu öffnen sein.
- Verdächtige Feststellungen (Aussehen der Person, Fahrzeug, Kennzeichen) notieren und im Zweifelsfall immer unverzüglich die Polizei unter Notruf „110“ verständigen. Dabei gilt der Grundsatz „lieber einmal zuviel, als zu wenig“.
- Allgemeine Aufmerksamkeit und Ansprechen von unbekannten Personen im Haus und in der Garage. Dadurch werden potentielle Täter abgeschreckt.