Radkonzept: große Pläne, knappe Kassen

von Leon Öttl

Nach rund einem Jahr Diskussion ist es fertig: Das 60-seitige Radkonzept wurde nun dem Gemeinderat vorgestellt. Rund 30.000 Euro hat die Erstellung gekostet. Die vorgeschlagenen Maßnahmen weisen eine klare Richtung, ihre Umsetzung dürfte sich jedoch hinziehen – die Gemeindefinanzen sind bekanntlich angespannt.

Ziel der Gemeinde ist es, sich künftig „fahrradfreundliche Kommune“ nennen zu dürfen. Die Auszeichnung vergibt die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern, der Vaterstetten 2022 beigetreten ist. Voraussetzung dafür ist unter anderem ein entsprechendes Konzept. Vorausgegangen waren eine Bestandsaufnahme sowie eine Bürgerbefragung.

Seit gut einem Jahr wurde am Konzept gearbeitet. Grundlage war eine sogenannte SWOT-Analyse, bei der Stärken, Schwächen, Chancen und Herausforderungen für den Radverkehr untersucht wurden. Dies geschah im Lenkungskreis, in dem verschiedene Interessenvertreter vertreten waren. Dort einigte man sich zunächst auf drei Leitlinien: Der Modal Split – also der Anteil des Radverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen – soll steigen, gegenseitige Rücksichtnahme gefördert werden. Die dritte Leitlinie schlägt die Verbesserung der Radinfrastruktur vor.

Genau hier setzt das Konzept an. Im zwölfseitigen Maßnahmenkatalog werden die Vorschläge in thematische Cluster gegliedert. Zu den ersten Punkten zählen Informationsangebote: Die Öffentlichkeit soll stärker über Radthemen informiert werden, zudem sind Kommunikationsmaßnahmen zur Förderung des Radverkehrs vorgesehen.

Konkreter wird das Konzept bei der „Untersuchung der Radverkehrsführung“. Für die Möschenfelder Straße/Dorfstraße sowie die Karl-Böhm-Straße wird als Planungsansatz die Einführung von Tempo 30 auf der gesamten Ortsdurchfahrt genannt. Zudem soll die Verkehrsführung in Unterführungen sowie in den Ortskernen von Neufarn, Weißenfeld und Parsdorf überprüft werden. Außerorts – etwa an der B304 oder an der Reiterhofkreuzung bei Baldham Dorf – sollen sichere Querungsmöglichkeiten entstehen.

Auch sogenannte „Netzlücken“ bestehen in der Gemeinde – schließen lassen sich diese nicht immer. Am Starenweg etwa wird der Radweg als zu schmal beschrieben, was zu Kollisionen mit Fußgängern führen könnte. Eine Verbreiterung ist dort jedoch nicht möglich. Stattdessen soll verstärkt auf gegenseitige Rücksichtnahme hingewiesen werden. Darüber hinaus nennt das Konzept eine bessere Beschilderung sowie qualitativ hochwertigere Abstellanlagen für Fahrräder.

Dass die vollständige Umsetzung aller Maßnahmen kostspielig wäre, ist auch den Planern bewusst. Daher benennt das Konzept zwölf sogenannte „Quick Wins“ – Maßnahmen, die innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren realisierbar sind.

Im Gemeinderat wurde das Konzept überwiegend positiv aufgenommen. Besonders die Einbindung aller relevanten Akteure hob Sepp Mittermeier (SPD) hervor. Das „hervorragende“ Konzept dürfe jedoch „kein Papier für die Schublade“ werden.

Auch Benedikt Weber (CSU) lobte das Konzept, das Ziele und Leitlinien definiere. Während es bei einigen Maßnahmen breite Zustimmung gebe, bestünden bei anderen noch Diskussionsbedarfe. So sehe man die Einführung von Tempo 30 kritisch, erklärte Weber. Unter anderem gebe es Bedenken hinsichtlich der Hilfsfristen für Rettungskräfte.

Deutlichere Kritik kam von Roland Meier (FW). Auch Radfahrer seien in der Pflicht, betonte er. Immer wieder seien diese nachts ohne Licht unterwegs, was zu gefährlichen Situationen führe. Er sprach sich für eine konsequentere Ahndung von Verstößen aus. Mit dem Konzept laufe man Gefahr, „vom Grünwald im Münchner Osten zum Graubünden im Münchner Osten“ zu werden, so Meier. In dem Schweizer Kanton waren im Juni mehrere Alpenpässe zeitweise für den Autoverkehr gesperrt worden.

Das Radkonzept wurde vom Gemeinderat mit den Gegenstimmen von Meier, Brigitte Wenninger (parteilos) und Manfred Vodermair (CSU) beschlossen.