Baseball in Haar hat Tradition. Bereits seit 1990 wird im Vorort von München die US-amerikanische Sportart ausgeübt. Doch noch nie so professionell wie heute. Seit Januar sind die München-Haar Disciples eine GmbH und versuchen Schritt für Schritt sich auch wirtschaftlich zu etablieren und größer aufzustellen. In der neugegründeten Euro-League spielen sie, genauso wie in der 1. Bundesliga. Für beide Plattformen, stehen in den kommenden Tagen wichtige Spiele an. Wir haben davor mit Spielertrainer und Geschäftsführer Mitch Stephan gesprochen.Rund 200 Zuschauer besuchten im Durchschnitt die bislang 15 Heimspiele dieses Jahr der München-Haar Disciples. „Davon sind rund die Hälfte Season-Tickets Inhaber, eine Gruppe die öfters vorbeischaut und einige die das erste Mal Baseball für sich entdecken“, erklärt Stephan B304.de bei unserem Besuch in seinem Büro. Das ganze Event soll einen „Picknick-Family-Charakter“ besitzen, genauso wie es in den USA beim Baseball auch ist. Das Spiel dauert meistens mindestens zwei, meistens eher drei Stunden. Viel Zeit also, in denen Unterhaltung auf und neben dem Baseballfield geboten werden muss. Catering, Hüpfburgen und Musik stehen im Ballpark Egelfing bei jedem Heimspiel auf dem Programm. Zum Programm des Vereins gehört auch, dass sich der Erstligist, auch erstliga-reif weiterentwickelt.
Startschwierigkeiten stärkten Teamgeist
Ein privater Investor fördert das Team die ersten drei Jahre. Bilanz nach Jahr eins, muss laut Stephan differenziert betrachtet werden. „Sportlich hätten wir uns mehr erhofft und sind bislang noch nicht zufrieden. Dass wir jetzt am Ende noch um den 4. Platz und somit den Einzug in die Playoffs kämpfen müssen, hätten wir nicht erwartet.“ Den Grund sieht Stephans in den Anfangsschwierigkeiten der Disciples: „Die Einkäufe haben nicht eingeschlagen und uns verlassen, einige Spieler haben auch unter ihrem Niveau gespielt.“
© FREIESLEBEN Alexander/AF-Photo.de)
Doch mittlerweile passt alles wieder, die Playoffs sind mit Siegen gegen Stuttgart, Mannheim und Mainz in den kommenden zwei Wochen aus eigener Kraft zu erreichen. „Ich denke mit der Mannschaft, die wir jetzt haben, haben wir das stärkste der drei Teams, die noch um den Einzug spielen“, erklärt Stephan B304.de. Denn intern stimmt es nun. Nicht nur am Dienstag, Mittwoch und Freitag wenn Coach Stephan zum Training bittet, sondern auch in der Freizeit sind die Spieler oft gemeinsam zusammen. Viele von ihnen sind Studenten oder haben gerade Abi gemacht, nur drei sind laut Stephan bereits Vollzeit berufstätig.
Viel positives Feedback macht Hoffnung
Das ist der eine Aspekte, der sportliche. Aber wie es sich bei der Professionalisierung gehört, muss auch der wirtschaftliche Blickwinkel stimmen- irgendwann zumindest, das Projekt Disciples ist ja auf drei Jahre ausgelegt. Fazit von Stephan kurz vor Ende von Jahr eins: „Am Anfang ging viel schief, auch durch die Neustrukturierung und da ich erst Ende März aus Australien von meinem Auslandsaufenthalt wiederkam. Aber mittlerweile läuft es gut. Es gab auch wirklich viel positives Feedback.“ Ein Event im US-Konsulat oder auch die Präsenz auf dem Münchner Street Life Festival erwähnt Stephan dafür, auch mit den Zuschauerzahlen per se ist er nicht unzufrieden. Für kommendes Jahr plant er bereits weitere Promotion-Aktionen und Marketing-Strategien damit es weiter bergauf geht, auch das Sponsoring wollen die Disciples vorantreiben.
Zur Veranschaulichung: Um mehr Einnahmen als Ausgaben, ohne Sponsoring, zu erzielen, bräuchten die Disciples im Schnitt rund 500 Fans. Ziel ist es dann – Zeitpunkt ungewiss – ein richtiges Stadion zu beziehen und schließlich auch ein Jugend-Förder-Internat aufzubauen.
Selbstbewusst in die Zukunft
Das alles läuft unter der Fuchtel des 27-Jährigen Stephan aus Füssen. Bereits seit er acht Jahre alt ist spielt er Baseball und ist peu a peu in die Rolle des Spielertrainers und Geschäftsführer hereingewachsen. Eigentlich studierte der fast zwei Meter große First Baseman Lehrarmt, schloss sein Studium 2015 mit dem Staatsexamen ab und wäre nun bereit für das Referendariat. Doch die Disciples haben aktuell Vorrang. Auf die Frage, wie es denn nach einem möglichen Scheitern weitergehen könnte, antwortet Stephans selbstbewusst: „Wenn es so kommt, dass wir nach den drei Jahren merken, es interessiert keinen, dann ist es so. Aber das glaube ich nicht.“ Den Job als Trainer will er in der kommenden Saison abgeben, weiterhin aber als Geschäftsführer und natürlich als Spieler agieren. Die Kaderplanung für nächstes Jahr ist auch bereits im Gange.
Doch zunächst besitzt oberste Priorität der Playoff-Einzug. Am Samstag und am Sonntag kommt es gegen die Stuttgart Reds zum Duell mit dem direkten Konkurrenten.
Am Montag und Dienstag spielen die Disciples dann heuer ein letztes Mal in der Euro League gegen die Buchbinder Legionäre aus Regensburg. Hier geht es nur noch darum, nicht letzter zu werden. Klingt traurig, ist es aber nicht. Denn auch die Abendspiele Anfang Juni, an einem Montag- und Dienstagabend, in der Euro-League gegen Brünn verbucht Stephans als Erfolg – mit reichlich Zuschauern zu ungewohnter Zeit. Eben aus solchen positiven Erlebnissen ziehen die Disciples ihren Optimismus auch die kommenden Jahre zu wachsen. „Unsere Mission ist es, dass die Leute in München wissen, dass in Haar Baseball gespielt wird“, formuliert Stephan klar. Der erste Schritt dafür ist getan und sportlich haben die Disciples es aktuell selbst auch noch in der Hand.
© FREIESLEBEN Alexander/AF-Photo.de)
Deshalb gilt zunächst: volle Konzentration auf die letzten Spiele. Hoffentlich, wie sich die komplett Mannschaft wünscht, mit reichlich Unterstützung im Ballpark Egelfing.
Am Samstag um 17 Uhr und am Sonntag um 14 Uhr spielen die München-Haar Disciples gegen die Stuttgart Reds. Am kommenden Montag (18.7.) und Dienstag (19.7.) spielen die Disciples ihre letztem Euro-League Partien gegen die Buchbinder Legionäre aus Regensburg. Für alle vier Begegnungen sind noch Karten vorhanden.
