Die Dienststelle Poing liegt geographisch im Mittelpunkt des Einzugsgebietes, zu dem auch Vaterstetten gehört. Dort wird sie auch langfristig bleiben. Sorge bereiten die vermehrten Einbruchsdelikte und die Zunahme des Vandalismus in der Region. Die Bürger sollen sich mit Sicherungsmaßnahmen beschäftigen und aufpassen.
Auslöser für eine Personaldiskussion um die PI Poing und Ebersberg war die angespannte Mitarbeitersituation in den letzten Monaten und ein kritisches Schreiben von Landtagsabgeordnete Doris Rauscher (SPD) an den Bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU). B304 berichtete darüber. Mittlerweile ist eine Antwort eingegangen. Darin wird bestätigt, dass die Situation vor allem im Thema Haus-und Wohnungseinbrüche im Freistaat ernst genommen wird, aber die Personalverteilung „grundsätzlich belastungsorientiert auf Grundlage des aktuell gemeldeten Personalbedarfs aller Verbände der Bayerischen Polizei erfolgt“.
Zwei Werte für die Sicherheitslage
Ein persönliches Anliegen von Rauscher war und ist es, die zwei PIs des Landkreises vor Ort zu besuchen. Dazu trafen sich am 31.5. in der PI Poing Professor Peter Paul Gantzer (sicherheitspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Ehrenkommissar der bayerischen Polizei), Walter Kimmelzwinger (Polizeipräsident in Ingolstadt – Sitz des Präsidiums Oberbayern Nord, zu dem auch Poing gehört), Helmut Hintereder (Polizeihauptkommissar und Leiter der PI Poing), Albert Hingerl (SPD), Bürgermeister von Poing und natürlich Doris Rauscher. Professor Gantzer erklärte, dass grundsätzlich zur Sicherheitslage zwei Werte entscheidend wären: Die Kriminalitätshäufigkeit, dazu wird auf 100.000 Einwohner die Anzahl von Kriminalitätsfällen ermittelt. Dieser Wert liegt bundesweit im Schnitt bei 9.000, in München bei 9.000, in Hamburg und Berlin jeweils bei 16.000 und bei der PI Poing bei 3.900. Also eine relativ geringe örtliche Kriminalität.
Der zweite Wert ist die Aufklärungsquote: Diese liegt bundesweit bei 51%, in Bayern bei 66% und in Poing bei 50%. Deutlich sind auch hier, wie im ganzen Bundesgebiet die Haus- und Wohnungseinbrüche gestiegen. Die Ermittlungen sind oft nicht einfach, viele Fälle bleiben unaufgeklärt.
Die PI Poing hatte in den letzten Monaten eine stark erhöhte Belastung durch die eskalierte Flüchtlingssituation. Die dadurch angefallenen Überstunden sollen langsam abgebaut werden. Gantzers Fazit ist dennoch, die Sicherheitslage im Gebiet der PI Poing sei gut und die Personalausstattung ausreichend. Also im Moment wenig Hoffnung auf eine Personalaufstockung.
Bürger sollen in Sicherheit investieren und aufmerksam sein
Was in der Diskussionsrunde mehrfach betont wurde: Die Menschen sollen sich mit Sicherheit in ihrem Zuhause beschäftigen. Schließlich würden 80% der Einbrüche über die Wohnungstür erfolgen. Die Polizei bietet Einbruchsberatung vor Ort an. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und das Bayerische Landeskriminalamt berichten über 5.300 Einbrüche, die in 2015 durch Sicherheitstechnik und aufmerksame Nachbarschaft verhindert wurden. Allein 2.500 davon im Freistaat. Dank mechanischer Sicherungen wie besondere Fensterbeschläge und Türschlösser, sowie Zusatzriegel an der Wohnungstür und Alarmanlagen blieben Einbrecher draußen. Über 400 Taten konnten in Bayern im letzten Jahr durch die Aufmerksamkeit und Zivilcourage der Nachbarn und Zeugen verhindert werden, davon 100 Täter gefasst.
Einen Sicherheitsdienst für Poing?
Gantzer berichtete von Diskussionen im Landtag über die Zunahme der Einbrüche. Es sei vorwiegend organisierte Kriminalität aus Georgien, Albanien und Rumänien. Orte mit Autobahnnähe würden für die schnelle Flucht bevorzugt, ebenso S-Bahn Nähe. Natürlich sind gekippte Fenster und unversperrte Türen einladend. Selbst die idyllische Gemeinde Poing hat Probleme mit Vandalismus und Kriminalität. Deshalb wird über einen örtlichen Sicherheitsdienst nachgedacht, so Bürgermeister Hingerl. Dazu werden auch die Bürger noch befragt. Der Täter, der Naziblätter verteilte und Hakenkreuzschmierereien im Ort verbreitete, wurde ermittelt – ein polizeilicher Erfolg. Es gäbe in Eigeninitiative Anwohner, die die Szene beobachteten.
Ein heikles Thema: Das Polizeigebäude
Über das Haus in der Markomannenstraße wird seit Längerem diskutiert und die Gemeinde hat bereits Alternativgrundstücke angeboten. Es ist nicht besonders geeignet, stellt selbst der Spezialist Professor Gantzer fest: Komplizierte Anfahrt, verwirrende Ausschilderung und die Lage in einer Sackgasse. Er könne sicher sagen, dass die PI in Poing bleiben wird, aber wann, wo und ob ein neues Grundstück bebaut wird, ist offen. Wünschen würde man es den gut organisierten und engagierten Polizisten dort.
Doris Rauscher wird übrigens noch in Kürze die PI Ebersberg besuchen und sich dort ein Bild vor Ort machen.