Quelle: BN OG Haar

Ökoteich renaturiert

von b304

40 Jahre nach Entstehung weckt die neue aktivierte Ortsgruppe Haar des BUND Naturschutz (BN) als erstes Projekt den ehemaligen Teich „Molchi“ aus dem Dornröschenschlaf. Den Anstoß für das heutige Wald-Biotop hinter dem so genannten “Gorillaberg” gab 1983 ein Gespräch zwischen Dr. Rüdiger Freist und dem verstorbenen Hans Stießberger senior, seiner Zeit Baureferent und 2. Bürgermeister der Gemeinde Haar. Dr. Freist, der durch seine Tätigkeit in der Landesplanung bei der Regierung von Oberbayern, einen engen Bezug zum Naturschutz hatte, schlug damals vor, auf der freien, sonnenbeschienenen Wiese einen kleinen Teich anzulegen.
Die Gemeinde folgte der Anregung und Dr. Freist wagte ein Experiment: Er setzte Molcheier aus der Region in den Teich ein – und die Population wurde heimisch! Die Kinder der Umgebung entdeckten die Molche beim Spielen auf der Wiese und nannten den Teich von da an „Molchi“. Schnell gesellten sich Frösche und Kröten dazu; die Kinder erlebten eine spannende und abenteuerliche Zeit bei der Beobachtung der verschiedenen Entwicklungsstadien der Amphibien.

(Foto: BN OG Haar)


Leider übten auch die Papiercontainer des benachbarten Gewerbegebietes eine ungeheure Anziehungskraft auf die Kinder aus. So dauerte es nicht lange, da verteilten einige beim Spielen allerlei Computerpapier, Stöcke und ähnliches nicht nur übers Gebiet, sondern warfen es auch ins Tümpelchen. Molchi musste unter Schutz gestellt werden und ein Zaun erschwerte fortan die ehrenamtliche Betreuung des neu geschaffenen Lebensraumes. Zudem wuchsen die später gepflanzten Büsche und Bäume zu einem kleinen Wäldchen heran und Molchi versank im Laufe der Jahre durch das herabfallende Laub in den jahrelangen Dornröschenschlaf.
Weil viele Haarer eine Verbundenheit zur Natur haben, übernahm die neu aktivierte Ortsgruppe des BN als Beitrag zu Artenvielfalt und Biodiversität die Wiederherstellung des Wald-Biotops für die Gemeinde. Denn seit 1970 sind zwei Drittel aller wilden Tiere weltweit verschwunden. Mehr als 40 Prozent der noch lebenden Amphibien sowie ein Viertel aller Säugetiere sind akut vom Aussterben bedroht. Nicht besser ergeht es den Insekten: der Bestand an Schmetterlingen, Bienen und Schwebfliegen ist um ca. 75 Prozent zurückgegangen. Und darüber hinaus bedrohen gebietsfremde Pflanzen, sogenannte Neophyten, ganze Arten, wie zum Beispiel Amphibien, durch Überwalden.

(Foto: BN OG Haar)


So versammelten sich ab September 2023 an drei öffentlichen Projekttagen 15 Personen, um einen intakten und nutzbaren Lebensraum für Erdkröten, Igel oder einheimische Vögel zu schaffen. Im ersten Schritt stutzte ein Trupp das darüber befindliche Geäst zurecht.
Anschließend säuberten Mitglieder und Helfer mit Feuereifer und, zum Teil ausgestattet mit Wathosen im kniehohen wieder freigelegten Wasser stehend, den Teich. Viele Stunden waren sie beschäftigt, Massen an Schlamm, Totholz und übelriechendem Wasser abzuschöpfen.
Am Ende der Arbeitseinsätze waren die Aktiven dreckig und zerstochen, doch beeindruckt von den Fortschritten und glücklich darüber, wieder einen funktionsfähigen Lebensraum für selten gewordene Tiere geschaffen zu haben.

(Foto: BN OG Haar)

Die erfolgreiche Wiederaktivierung der Fläche wurde von Carmen Gnann, Beisitzerin im Vorstand der OG Haar, sorgfältig und zielgenau vorbereitet und von Umweltamt, Wertstoffhof und Bauhof der Gemeinde Haar unterstützt. Auch die ortsansässige Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern sowie das Quetschwerk Mühlhauser leisteten ihren Beitrag zur Umsetzung und zusammen mit dem Artenschutzbeauftragten des BN brachten alle Beteiligten beachtliche Fachkenntnisse ein.
Nun bleibt es spannend, wie sich der Teich unter dem schattigen Blätterdach mit der Natur entwickeln wird. Weitere Eingriffe durch den Menschen werden bewusst auf die notwendig Erhaltungspflege im Herbst reduziert. Der BUND Naturschutz wird Molchi engmaschig ein Jahr beobachten und die Erfahrungen dokumentieren. Nach dem langen Tiefschlaf soll der Teich wieder einem wertvollen, wenn auch mikroskopisch kleinem Ansatz zur Erhaltung des Ökosystems und der biologischen Vielfalt dienen, der unter anderem auch Molchen wieder ein Zuhause bieten könnte.

(Foto: BN OG Haar)

Die BN Ortsgruppe Haar ist sich einig, dass dieses erste lokale Projekt nur der Auftakt für weitere Aktionen, wie in Zusammenarbeit mit dem Umweltamt Haar, sein kann. Professor Alfons Meindl und seine Truppe sind motiviert, weiterzumachen für eine bessere Umwelt und eine schöne Gemeinde. “Gemeinsam können wir viel bewegen und daher nochmal ein großes Dankeschön an alle Mitwirkenden!”, so die Ortsgruppe in einer Mitteilung.
Wer bei künftigen Aktionen dabei sein möchte, kann sich bei der Ortsgruppe unter haar@bn-
muenchen.de melden oder zum ersten Aktiven-Treff am Donnerstag, 11.01.2024, von 19 –
20 Uhr in den Vereinsraum 3 in den Gasthof zur Post kommen.

(Foto: BN OG Haar)