Das Arbeitszeit auch Lebenszeit ist, ist klar. Wenn diese Arbeit auch noch mehr oder minder auf freiwilliger Ebene basiert, sollte man schonend und reflektiert damit umgehen. Das weiß auch Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder, die meisten Gemeinderäte ebenfalls. Doch sie mussten daran erstmal erinnert werden.
Genauso abstrakt und nicht wirklich zielführend, wie diese Lehrstunde über eigene Leistungen, war der Tagesordnungspunkt Nummer vier auf der Gemeinderatssitzung in Grasbrunn (25.10.). Thema: „Neubau einer Turnhalle: Standort, Ausstattung und Finanzierung“. Bereits Ende vergangenen Jahres wurde beschlossen, dass ein Arbeitskreis sich um die „Ermittlung der Hallenkapazitäten“ ab 2016 kümmert. Anschließend sollte der Arkeitskreis, und nun kommen wir direkt zu dem Streitwort des Tages, den “Bedarf“ einer neuen Halle ermitteln. Das Ergebnis fasste Klaus Korneder wie folgt zusammen: „Nach der Analyse des Arbeitskreises gilt festzuhalten, dass aktuell keine Notwendigkeit für eine neue Turnhalle besteht, aber der Wunsch danach.“ Und um diesen Wunsch der Bevölkerung zu konkretisieren, bedarf es auch weiterhin einen Arbeitskreis. Problem dabei: ihm fehlt es nach dieser Nicht-Notwendigkeits-Analyse, vor allem, wenn er auch finanzielle Unterstützung durch den Gemeinderat benötigt, an der Legitimation.
Abgestimmt werden sollte deshalb nun dieser Wortlaut, damit der Arbeitskreis weiter tagen kann: „Der Gemeinderat Grasbrunn erkennt die Notwendigkeit des Neubaus einer größeren Turnhalle in der Gemeinde an. Der Arbeitskreis Turnhalle wird in dieses Zusammenhang gebeten, ggf. mittels externer Unterstützung, Vorschläge hinsichtlich der Konzeption, der Finanzierung und des Standorts auszuarbeiten und dem Gemeinderat in einer seiner nächsten Sitzungen vorzustellen.(…).“
So weit, so gut. Nur, es besteht doch keine Notwendigkeit…oder etwa doch? CSU-Gemeinderatsmitglied Paul König: „Wir erkennen in der Sachlage und dem Beschlussvorschlag keine Notwendigkeit, dass die breite Bevölkerung eine neue Turnhalle nutzt. Da muss der Arbeitskreis konkreter werden. Höchstens besteht ein Bedarf.“ Bürgermeister Korneder lenkte ein: „Sie haben recht, Herr König. Es besteht keine Notwendigkeit, sondern ein Bedarf. Das Wort ist auch mal gefallen, wir haben es leider versehentlich nicht übernommen und werden es nun ändern.“ König: „Ich kann nur abstimmen, was auch im Beschluss steht.“
Und so entbrannte eine, eigentlich bereits durch den vorgesehenen Wortaustausch im Beschluss fast überflüssige, Diskussion über detaillierte Pläne des Bauvorhabens. Eigentlich erst Aufgabe des Arbeitskreises und aktuell noch nicht des Gemeinderats. In totaler Länge ausgedrückt: 30 Minuten Debatte.
Max Walleitner (Die Grünen/Bündnis 90): „Zwingend ist eine solche Turnhalle nirgends. Vor allem nicht im Breitensport.“ Und schließlich fügt er an, worum es eigentlich ging: „Wir haben gesehen, dass möglicherweise Bedarf besteht. Wenn wir das im Gemeinderat nicht anerkennen, dann brauchen wir darüber auch nicht mehr reden.“ Bürgermeister Klaus Korneder schloss daran an, nach Wortmeldungen seiner Kollegen über mögliche Kosten, Finanzierungen und Standorte, die aber eigentlich gar nicht heute zu beschließen waren: „Wenn der Arbeitskreis sich generell, auch um Kosten, Finanzierung, und weitere Planung befassen soll, dann brauchen wir den Beschluss. Ansonsten machen wir einen Deckel auf das Thema drauf. Denn die Zeit im Arbeitskreis ist auch wertvolle Arbeitszeit.”
Am Ende ging es schnell, alle waren sich einig nach dem „Notwendigkeit“ durch „Bedarf“ ausgetauscht wurde und der Beschluss ging trotz Diskussion einstimmig durch. Denn wie Johannes Bußjäger (Freie Wählergemeinschaft) anmerkte, haperte es eigentlich nur an einem „Formulierungsproblem“ – der viel Zeit benötigte…
Nächster Stopp im November. Dann stellt die Verwaltung die unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten vor. Und der Arbeitskreis darf, mit finanzieller Unterstützung von 30.000 Euro, weiter werkeln.