„Noch keine offiziellen Anweisungen“

von Catrin Guntersdorfer

Niemand kann bislang sicher vorhersagen, ob das Gas im Winter wirklich so knapp wird wie befürchtet. Doch mit einer Vielzahl an Maßnahmen bereiten sich deutschlandweit Kommunen auf Engpässe vor. Lichter und Brunnen bleiben aus, Schwimmbäder werden weniger beheizt, Mindesttemperaturen in Gebäuden heruntergesetzt. Welche Vorkehrungen in den Rathäusern der Gemeinden Grasbrunn und Vaterstetten getroffen werden? B304.de hat nachgefragt.

„Die Gemeindeverwaltung Vaterstetten hat einen Leitfaden zum Energiesparen an die Nutzer der gemeindlichen Liegenschaften verschickt, mit der Bitte um Beachtung“, erklärt Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU). Tipps wie Tageslicht ausnutzen und technische Geräte abschalten, Stoßlüften statt Kippen, Heizkörper regelmäßig entlüften und frei von Gegenständen halten, nachts Rollläden und Vorhänge schließen, das Thermostatventil richtig einstellen seien darin aufgelistet. Außerdem wurde die Temperatur des gemeindlichen Hallenbads bereits abgesenkt. „Wir haben noch keine offiziellen Anweisungen bekommen. Sollte sich die Situation aber zuspitzen, wäre es auch möglich, dass wir das Schwimmbad komplett sperren und nicht mehr heizen, oder auch den Flutlichtbetrieb an den Sportplätzen einstellen.“ Auch die Absenkung der Solltemperatur bei den Heizungsanlagen sei denkbar, so Spitzauer weiter, hier müsse man aber arbeits- und mieterschutzrechtliche Bestimmungen einhalten. „Sollten sich die Szenarien der frierenden Bevölkerung bewahrheiten, läuft die Abwicklung dieser Lage über den Katastrophenschutz.“

Auch Grasbrunns Bürgermeister, Klaus Korneder (SPD) sieht die Gemeinde bei der Vorbereitung auf den Katastrophenfall als kleinstes Rad in der Kette. „Ich denke wir sind gut beraten, in diesem Fall jetzt erst einmal abzuwarten, welche Informationen wir zu gegebener Zeit von Oben erhalten.“ Vorkehrungen zu treffen, hält Korneder in diesem Fall für schwierig und steht dem skeptisch gegenüber. „Ich halte nichts davon, wenn wir die Leute verrückt machen, indem man sich gegenseitig übertrumpfen und zeigen will, was für Notfallkonzepte man in der Schublade hat. Natürlich befürchten wir alle, dass es eng wird, aber inwieweit das uns als Gemeinde trifft, kann man meines Erachtens jetzt noch gar nicht abschätzen.“ Sein letzter Stand sei, dass die Gasversorgung für die Endverbraucher sichergestellt ist.

„Davon, dass also tatsächlich diesen Winter jemand frierend zu Hause sitzt, ist nicht auszugehen“, so Korneder. Weitere Vorkehrungen, als alle zum Gassparen aufzurufen, hält der Bürgermeister für unmöglich – gerade im Hinblick auf den Rat, für frierende Bürger ein Wärmestube oder Wärmeinsel anzubieten: „In unseren Bürgerhäusern haben wir Gasheizungen – wenn wir hier stattdessen mit Heizstrahlern heizen wollen, kann man sich vorstellen, was mit unserem Stromnetz passiert – zumal wenn jeder auf die Idee kommen sollte, sich zu Hause zwei oder drei 2000-Watt-Heizstrahler aufzustellen!“

Auch wenn Privathaushalte und Gesundheitseinrichtungen im Ernstfall die letzten sind, denen Gas und Strom abgedreht wird, könnte es unbezahlbar werden: „Ab 2023 müssen sich Gaskunden auf eine Verdreifachung der Abschläge einstellen, mindestens“, erklärt der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Es sei „absolut realistisch, dass Kunden, die derzeit 1.500 Euro im Jahr für Gas bezahlen, künftig mit 4.500 Euro und mehr zur Kasse gebeten werden. Die Menschen müssten jetzt vorsorgen – und zwar sowohl technisch als auch finanziell, mahnte Müller. „Erhöht freiwillig euren Abschlag oder legt jeden Monat etwas Geld zurück, etwa auf ein Sonderkonto.“ Kurzum: Wie kalt der Winter auch wird, wird es ziemlich ungemütlich.