Protest gegen 5 Monate Lift-Stillstand

von Leon Öttl

Seit rund fünf Monaten steht der Aufzug am Vaterstettener Bahnhof still – weil es erhebliche Mängel gab oder gibt. „Probleme bei der Abnahme“ verhindern nun die Wiederinbetriebnahme, heißt es von der Bahn. Und: „Wir sind weiter dran.“ Was das konkret heißt, ist so unklar wie der Zeitpunkt des kompletten Austauschs des Lifts, der eigentlich Mitte Juni beginnen soll. Nun ist es an der Zeit für einen neuerlichen Barrierekrawall – in der kommenden Woche in Vaterstetten.

Fehlende Informationen beklagt auch Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU). Monat für Monat werde man im Rathaus vertröstet. Ursprünglich gehörte der Lift der Gemeinde, verantwortlich ist seit einiger Zeit die Infrastruktur-Tochter der Bahn. Laut DB-App ist die Wiederinbetriebnahme aktuell für „Anfang Mai“ geplant – passiert ist bislang jedoch nichts. Zuvor waren bereits der Januar, März und zuletzt „Ende April“ als Termin genannt worden.

Teilweise wisse man bei der Bahn gar nicht, dass man für den Aufzug zuständig sei, sagt uns Vaterstettens Behindertenbeauftragter Jens Möllenhoff, der sich regelmäßig an die Bahn wendet. „Ohne Worte“ sei die Situation: „Hier bewahrheitet sich einmal mehr: „Man ist nicht behindert, man wird behindert“.

Jens Möllenhoff vor dem defekten Aufzug – inzwischen fehlt das Hinweisschild sogar komplett Foto: Leon Öttl / B304.de

Damit endlich etwas passiert, organisiert Möllenhoff nun am Samstag, 17. Mai von 14 bis 16 Uhr ein neuerlicher „Barrierekrawall“ statt – dieses Mal in der S-Bahn-Unterführung in Vaterstetten.

Möllenhoff hatte im vergangenen August bereits in Baldham zum „Barrierekrawall“ aufgerufen, einem lautstarken, aber selbstverständlich friedlichem Protest, an dem damals über 100 Bürger teilnahmen. Ziemlich genau eine Woche später lief der neue Aufzug – darauf hatte man zuvor neun Monate gewartet. Die Bahn betonte allerdings, dass der Protest nichts mit der Inbetriebnahme zu tun gehabt hätte.

In Vaterstetten ist ebenfalls ein Komplettaustausch des Lifts geplant. Wann dieser beginnt, ist völlig unklar. Eigentlich wollte man bis Ende Juni damit starten. Aktuell versucht man lediglich, die erheblichen Mängel am maroden Lift nach TÜV-Standards auszubessern, um ihn zumindest temporär wieder in Betrieb zu nehmen – und selbst das dauert nun schon über fünf Monate. Keine guten Vorzeichen für die Komplett-Erneuerung. Für Fahrgäste ist dies eine unerträgliche Situation. Nicht nur Rollstuhlfahrer sind auf den Fahrstuhl angewiesen, Barrierefreiheit nützt allen – sei es mit Rollator, Kinderwagen, Fahrrad oder auch mit schwerem Reisegepäck. Grund genug also, auf die Barrikaden zu gehen, sodass der Aufzug so schnell wie möglich wieder läuft.

Über 100 Leute nahmen am Protest im vergangenen August Foto: Markus Bistrick / B304.de