„Wer jetzt nicht handelt wird abgehängt im Wettbewerb“, so lautet das Motto der Freien Wählergemeinschaft Neukeferloh – Harthausen – Grasbrunn (FWG). Die Gemeinde Grasbrunn hat ihrer Meinung nach keine Zeit mehr zu verlieren: „Wer jetzt nicht mitspielen kann, ist draußen. Wer nicht rechtzeitig investiert, wird abgehängt im Infrastrukturwettbewerb“, so lautete kürzlich die Botschaft von Alfred Rauscher, dem Vizepräsidenten des Bundesverbandes Breitbandkommunikation e. V. (BREKO), an die Zuhörer im Grasbrunner Wirtshaus am Sportpark . Seit 2007 hat die Gemeinde Grasbrunn, nach Angaben der Verwaltung, insgesamt eine Viertelmillion Euro in den Breitbandausbau und ein schnelles Internet investiert, der Plan für eine Glasfaser-Verrohrung stammt aus dem Jahr 2010. Die Freie Wählergemeinschaft Neukeferloh-Harthausen-Grasbrunn (FWG) mit ihrem Bürgermeister-Kandidaten Johannes Seitner zieht daraus nun die Konsequenz: „Unser Masterplan für den Netzausbau ist veraltet und wir müssen das Tempo dringend beschleunigen. Wir müssen uns jetzt intensiv mit dem Thema Breitbandversorgung beschäftigen und Lösungen für einen zielgerichteten, zügigen Netzausbau finden.“
Erstaunen, Ernüchterung, Erschrecken und schließlich Entschlossenheit, sofort zu handeln. Das waren die Reaktionen der Zuhörer bei der Informationsveranstaltung der FWG zum Thema „Breitbandausbau, Digitalisierung und schnelleres Internet“. Mit Diplom-Informatiker Alfred Rauscher war dafür ein hochrangiger und politisch unabhängiger Experte als Referent nach Grasbrunn gekommen. Seit 20 Jahren ist Rauscher als Geschäftsführer bei der R-KOM Regensburger Telekommunikationsgesellschaft, einem kommunalen Netzbetreiber, zuständig für den Glasfasernetzausbau. Sein Fazit: Der Ausbau ist eine kommunale Aufgabe und das Glasfasernetz sollte den Bürgern gehören. Rauscher machte zunächst deutlich, warum sich keine Kommune in Bayern der Aufgabe des Glasfaser-Netzausbaus entziehen kann: „Mit der Digitalisierung und dem zunehmenden Einsatz künstlicher Intelligenz in vielen neuen Anwendungen wächst der Bedarf, immer mehr Daten in Echtzeit übermitteln und auswerten zu müssen. Das ist in Privathaushalten genauso wie in der Wirtschaft.” Mit einem Glasfasernetz, in dem die Daten 10 Milliarden Mal so schnell fließen wie über das herkömmliche Kupferkabel, soll man die Sicherheit haben, dass auch morgen noch alles funktioniert. Für die Kommunen sei der Netzausbau „das größte Infrastruktur-Projekt der letzten 50 Jahre“, machte Rauscher die Dimension deutlich. „Aber das muss man tun, wenn man in Zukunft weiter mitspielen will im Wettbewerb der Standorte“. Beim flächendeckenden Glasfaser-Netzausbau allein auf die großen, privatwirtschaftlichen Anbieter zu setzen, ist für Rauscher keine sinnvolle Strategie für eine Gemeinde. „Die picken sich die Kirschen raus und hören auf, wenn der Anschluss von Häusern und Siedlungen mit Verlusten verbunden ist. Als kleine Kommune haben sie da schlechte Karten und können lange warten, bis ihre Haushalte angeschlossen sind.“ In großen Städten wie Regensburg und München habe man daraus bereits vor 20 Jahren die Konsequenz gezogen, selbst als Netzbetreiber aufzutreten und ein Glasfasernetz aufzubauen. Das sei grundsätzlich für jede Kommune möglich, sie müsse das nur bei der Bundesnetzagentur anzeigen. Das Problem seien jedoch in kleinen Gemeinden wie Grasbrunn, die vergleichsweisen hohen Kosten und die Finanzierung. „Dafür gibt es keinen Königsweg, die Voraussetzungen sind in jeder Gemeinde anders. Je mehr man aber beim Ausbau selbst machen kann, umso billiger wird es.“
In der Praxis bewährt haben sich nach den Erfahrungen Rauschers dabei Modelle, wo Kommunen in einem Zweckverband zusammenarbeiten und bei der Erneuerung der Energie- und Wasserversorgung auch gleich die Glasfaser-Leitungen mitverlegt werden. In einem Praxisbeispiel Rauschers übernimmt gar der gemeindliche Bauhof die Verlegearbeiten. Denn ein wesentlicher Faktor bei den Kosten des Netzausbaus sind die Tiefbaumaßnahmen. „Hier gibt es heute schon Engpässe bei den Kapazitäten und das wird auch in Zukunft nicht besser.“ Rauscher warnte daher eindringlich davor, das Thema Glasfaserausbau auf die lange Bank zu schieben: „Es wird jeden Tag teurer.“
Für Grasbrunn zieht die FWG daraus die Konsequenz: „Wir müssen uns schnellstmöglich klar werden, welche Rolle die Gemeinde Grasbrunn beim Glasfaser-Netzausbau spielen soll. Das ist nämlich in den letzten 13 Jahren nicht passiert. Wollen wir selbst im Fahrersitz sitzen oder uns auf andere verlassen – mit ungewissem Ziel und Aufwand?” Vor allem aber will die Partei die Bürger und Gewerbebetriebe mobilisieren. “Nur mit ihrer Unterstützung macht es Sinn, ein kommunales Glasfaser-Netz aufzubauen oder in Verhandlungen mit einem starken Partner einzusteigen.“