„Nach dem Jahr der Planung folgt das Jahr der Umsetzung“

von edithreithmann

Wie im vergangenen Jahr konnten wir uns noch vor Jahresende mit Haars Bürgermeisterin unterhalten. Sie berichtet über Aktuelles, Geplantes und auch Persönliches. Lesen Sie hier das Interview.

 

Sehr geehrte Frau Müller, wie geht es Ihnen im letzten Monat des Jahres?

In der „staden Zeit des Jahres“ kann ich nur sagen, mein nächster freier Abend ist der 24.12. Diese Phase (von Allerheiligen bis zum Jahresende) ist für uns hier im Rathaus die arbeitsintensivste Zeit. Es ist viel vorzubereiten, einiges abzuschließen und dann natürlich der Abschluss des Haushalts 2018. Dann kommen noch die vielen Weihnachtsfeiern.

 

Welche Überschrift geben Sie denn dem Jahr 2017, und welches dem 2018?

2017 war das Jahr des Planens und das 2018 wird das Jahr der Umsetzung. Nächstes Jahr wird man viel draußen sehen, was wir in diesem Jahr geplant haben. Beim Bahnhof sieht man schon jetzt die Fortschritte.

 

Was war 2017  für Sie das Schönste und was das Schwerste, das Ernüchterndste?         

Bei dem Schönsten muss ich nicht lange nachdenken, natürlich war das ZAMMA und im Speziellen das white diner – ein echtes Highlight. Das Schwerste ist für mich das ganze Thema Verkehrsbelastung. Ernüchternd ist für mich die Verkehrssituation vor den Schulen vor Schulbeginn, genau in der Zeit von 7.55 bis 8 Uhr. Viele Eltern klagen über die Situation, wissen auch über den Missstand Bescheid, bringen ihr Kind aber trotzdem mit dem Auto zur Schule. Kinder sollen ihren Schulweg alleine bewältigen. Am Anfang wird man sie sicher begleiten, aber auf Dauer sollte es kein Eltern-Taxi geben.

 

Was machen Sie für Jugendliche und junge Wähler?

Dazu hätte ich gerne mehr Input. Mir sind die Bedürfnisse der Familien mit kleinen Kindern bekannt, da setze ich mich auch ein. Aber von jungen Erwachsenen wüsste ich gerne mehr. Ich bekomme Anfragen zum Thema Sport wie beispielsweise die Skaterbahn. Wir werden im nächsten Jahr eine Befragung unter Jugendlichen machen. Dabei ist uns wichtig zu erfahren, ob die Kommune in Jugendthemen überhaupt gefragt ist und was gewünscht wird. Dazu erhoffe ich mir viel Input auch von den Jugendreportern.

 

Thema Kitas in Haar: Gibt es genügend Plätze? Wie sind die weiteren Pläne?

Im Moment haben wir alle Kita-Kinder untergebracht und das wird auch so bis Mitte des nächsten Jahres bleiben. Wir erleben Kinderbetreuung als etwas sehr Dynamisches. Wir haben die Kita-Einrichtungen erweitert, eine Interimslösung am Wieselweg geschaffen, die Planungen für die Kita Jugendstilpark laufen und eigentlich suchen wir schon ein neues Grundstück für das nächste Vorhaben. Wir leisten hier vom Klein- bis zum Schulkind Familienunterstützung. Das sehe ich auch als meine Aufgabe und wir stecken sehr viel Geld hinein. Da ist die Gemeinde Haar gut aufgestellt und wird auch vom Gemeinderat einheitlich unterstützt. Familienpolitik ist uns sehr wichtig.

 

Wie sieht es aus zum Thema Senioren in Haar und die Planungen für das Maria-Stadler-Haus? Und der Neubau eines Seniorenheims im Jugendstilpark?

Die SPD-Fraktion hat sich zusammengesetzt und das Thema Senioren besprochen. Wichtig ist für uns die Frage des Wohnens. Wenn man als Single in Rente geht, hat man es schwer das Wohnen zu bezahlen. Mancher kann sich das Wohnen dann nicht mehr leisten. Der soziale Wohnungsbau ist mir ein großes Anliegen.

Der Seniorenwohnpark im Jugendstilpark wächst, es steht schon der erste Stock. Hier wird nach neuesten Gesichtspunkten gebaut. Allerdings wird das für die Bewohner teurer werden. Für das Maria-Stadler-Haus gibt es noch keine konkreten Pläne. Tatsache ist, dass das Haus nicht mehr den modernen Anforderungen für Senioren genügt.

 

Viele Haarerinnen und Haarer sehnen sich nach einem Supermarkt, vor allem im Zentrum von Haar. Was sind da die Pläne in 2018?

Einfluss auf einen Supermarkt in der Ortsmitte von Haar hat die Gemeinde nicht. Mit der Studie zur Südseite der B304 machen wir den Weg frei für die Entwicklung eines Einkaufszentrums an der Münchner Straße, das für viele Haarer fußläufig oder mit dem Rad zu erreichen ist. Die Umsetzung der Pläne liegt allerdings allein in Händen der privaten Grundstücksbesitzer. Wir wissen, dass vielen Haarern die zentrale Einkaufsmöglichkeit am Bahnhof fehlt. Leider hatte die Gemeinde im Vorfeld keine Gelegenheit, gegenzusteuern und mit dem Eigentümer bzw. Immobilienverwalter zu sprechen. Wir werden Anfang des Jahres das Einzelhandelskonzept für die ganze Gemeinde im Gemeinderat vorstellen. Das gibt an, welche Branchen wo in Haar sinnvoll sind und wo nicht. Wenn es beschlossen ist, sichern wir künftig die kommunalen Entwicklungsziele rechtssicher ab und geben Einzelhändlern, Immobilieneigentümern und Projektentwicklern Planungssicherheit.

 

Ist auch in Haar Bauen ein Lieblingsthema?

Was heißt Lieblingsthema, einfach ein Thema, das man bearbeiten muss: Zum einen die Nachverdichtung, das Bauen der Privaten und das Bauen der Investoren – Der Jugendstilpark ist ja bereits in der Umsetzung und in Gronsdorf an der Heimgartenstraße ist die Planung zu Ende. Da startet die Umsetzung nächstes Jahr. Und dann das Bauen der Gemeinde: Schwerpunkt ist dabei die neue Grundschule, der gemeindliche Wohnungsbau (Heimgartenstraße, Katharina-Eberhart-Straße). Die Kita St. Konrad wird von der Erzdiözese umgebaut, da sind wir finanziell beteiligt. Und natürlich der Bahnhof.

 

Ja, wie steht es um den Bahnhof?

Der entwickelt sich erfreulich. Die Nordseite liegt im Plan und wir werden in 2018 die Südseite angehen. Allerdings wird es auch auf der Südseite Einschränkungen für die Bahnreisenden geben. Der Tunnel wird dann mit den von einem Künstler gestalteten Fliesen ausgestaltet.

 

Die Verkehrsbelastung, was passiert in Haar zu diesem Thema?

Wie ich bereits im Gemeinderat erwähnte, haben wir uns mit weiteren 10 Gemeinden im Münchner Osten zusammengetan. So ist u. a. Erding, Finsing, Poing, Forstinning, Aschheim, Kirchheim, Stadtbezirke München und auch Vaterstetten dabei. Wir erarbeiten ein übergeordnetes Verkehrskonzept und holen uns dazu professionelle Unterstützung. An die Öffentlichkeit sind wir 11 Bürgermeister noch nicht gegangen.

 

Der Ausbau der Grundschule im Jagdfeld. Eine Bürgerin hat eine Pressemitteilung verteilt, in der sie den Stopp des Ausbaus fordert.

Ja, das habe ich mitbekommen. Das Thema wurde ausführlich diskutiert, bereits seitdem ich im Amt bin (2014). Der Gemeinderats-Beschluss zum Ausbau der Grundschule ist eineinhalb Jahre alt. Der Aushub wird, wenn alles glatt läuft im Sommer starten. Mein Wunsch ist es, die Arbeiten in die Sommerferien zu legen, um den Unterricht nicht zu stören.

 

Sind Sie zufrieden mit der aktuellen Realschule/ FOS/BOS-Lösung?

Als Interimslösung ist es meiner Meinung nach eine gute Lösung, mit der FOS jetzt in der Hans-Pinsel-Straße zu starten. Wir betreiben bereits eine Kita in dem Haus und die Bedenken, in ein gewerbliches Gebäude zu gehen, haben sich nicht bestätigt. Die Planungen für den Neubau am Gronsdorfer Bahnhof gestalten sich schwieriger als gedacht. Ein zentraler Punkt ist, ob der Durchstich am Rappenweg kommt. In die Verhandlungen bin ich nicht involviert.

 

Hat es Sie überrascht, dass in der letzten Gemeinderatssitzung die CSU den Haushalt 2018 abgelehnt hat?

Es hat mich sehr überrascht, vor allem die Begründung dafür. Es sind alles Themen, die Service am Bürger bieten (Senioren-Fahrdienst, Leihräder und Hauszeitschrift) und nicht einmal hohe Kosten erzeugen. Über das kritisierte Thema Breitbandversorgung haben wir eine Studie machen lassen und die Telekom aufgefordert nachzurüsten, dort wo es in der Gemeinde notwendig ist. Ich finde die Entscheidung der CSU bedauerlich und kann es nicht nachvollziehen.

 

Wie zufrieden sind Sie mit den Umweltschutzprojekten in der Gemeinde?

Bei der 29 ++ Initiative des Landkreises konnten wir feststellen, dass Haar gut dasteht. Beispielsweise unterschreiten wir bereits das ausgerufene CO2-Ziel und haben Photovoltaik auf jedem gemeindlichen Dach. Das bedeutet nicht, dass wir uns zurücklehnen dürfen. Jetzt möchten wir auch die privaten Haushalte erreichen. Und wir müssen weiter überlegen, wo wir Energie einsparen können. Wir hatten dieses Jahr einen Personalwechsel und der neue Umweltreferent hat ein Projekt aufgesetzt, die Quartiersberatung.

 

Die Kreisumlage – ärgert Sie das?

Sie ärgert mich, sie ist hoch und höher als wir gedacht haben. Und sie wird nächstes Jahr noch höher. Der Zweckverbandsbeschluss schlägt durch und die Bezirksumlage.

 

Was hätten Sie in 2017 gerne anders / besser gemacht?

Ein bisschen mehr Zeit wünsche ich mir manchmal. Die Anforderungen sind hoch und wir arbeiten hier in der Verwaltung sehr schnell. Ich habe das große Glück, eine tolle Mannschaft im Rathaus zu haben. Für mich persönlich hätte ich gerne mehr Freizeit gehabt.

 

Bekannt in Haar zu sein – was bedeutet das für Sie?

Das bedeutet für mich, wenn ich noch schnell zum Supermarkt gehe, weil ich etwas zum Kochen vergessen habe, dauert es immer länger, bis ich wiederkomme. Denn ich treffe Bürgerinnen und Bürger, mit denen ich mich gerne unterhalte. Und das genieße ich sehr.

 

 

Frau Müller, wir bedanken uns für das Gespräch.