Kinder sind Zukunft. Und wenn es um Kinder und Zukunft geht, entstehen meistens turbulente Debatten. Die Gemeinde Vaterstetten besitzt Engpässe was die Kinderbetreuung angeht, wie spätestens seit vergangenem Juli klar ist. Lösungen folgen, doch nicht jeder ist zufrieden.
Er verließ den Raum zu Beginn: Jo Neunert von der SPD wollte sich bei diesem Thema enthalten, es war ihm zu wichtig, denn es ging um jene Zukunft: die Kinder und um den Eingriff ins Grüne. Unter Tagesordnungspunkt 8 der Gemeinderatssitzung am 13. Oktober wurde über ein Provisorium für eine Kindertagesstätte am Verkehrsübungsplatz in Vaterstetten debattiert und schließlich abgestimmt. Die Containeranlage soll direkt auf einem Grünzug entstehen, geplant war in der Gemeinderatssitzung vom 14. Juli auf zehn Jahre.
Doch der Hammer gleich zu Beginn: anstatt 10 Jahre, soll ein Provisorium, angelegt auf 25 Jahre entstehen. Verwunderung, denn ein viertel Jahrhundert ist geläufiger Weise kein provisorisch errichtetes Gebäude mehr, sondern in vieler Augen eine dauerhafte Einrichtung. Begründung der Gemeinde, warum aus den geplanten zehn Jahren nun 25 werden: Geld. In einer Dekade fließen nämlich rund 200.000 Euro an Fördermitteln vom Staat, im anderen Fall circa 700.000 Euro. Eine halbe Million mehr, verteilt auf 15 Jahren. Dieser Fakt saß, die Grundsatzdiskussion über das Provisorium entfachte. Cordula Koch von der SPD berichtete von verschiedenen Meinungen innerhalb der Partei, sichtbar am Abgang Neunerts. Renate Will von der FDP war ebenfalls nicht begeistert, bezeichnete den Standort mitten im Grünen nicht als „Highlight“, vor allem da in der näheren Umgebung mehrere Kinderbetreuungstätten angesiedelt sind. Doch sie war sich bewusst, dass die Gemeinde Kinderbetruung rechtlich anbieten müsse, ansonsten gäbe es juristische Probleme. Die CSU stimmte für den Vorschlag – und dem schlichtenden SPD-Kompromissvorschlags-Beschluss, von Fraktionsmitglied Maria Wirnitzer. Der sah vor, dass als „Ausgleich für den Eingriff in den örtlichen Grünzug“ innerhalb der kommenden drei Jahre ein Bürgerpark zwischen Friedhof und Verkehrübungsplatz entstehen soll. Darüber hinaus soll eine „durchgehende Fuß-Radwegeverbindung innerhalb des Grüns vom Ortszentrum Vaterstetten zum Radweg nach Baldham-Dorf“ entstehen.
Doch wie soll das „Provisorium“ ausschauen? Bürgermeister Reitsberger dazu: „Wir wollen es so platzsparend und kompakt wie möglich bauen.“ Heißt: 2 Kindergarten- und 2 Krippengruppen kommen in einer zweigeschossigen Containerbauweise westlich des Verkehrsübungsplatzs unter. Der soll auch miteinbezogen und die Außenanlage laut Verwaltung „ökologisch wertvoll“ gestaltet werden. Bezogen werden kann die Errichtung bereits voraussichtlich im April/Mai 2017, Platz ist dann für 70 Kinder. Über die Gesamtkosten wurde nicht informiert, laut Gemeinde und auch der Meinung einiger Gemeinderäte gibt es aktuell keine andere Lösung als neben dem Verkehrsübungsplatz.
Doch das war nicht das einzige Kinder-Thema an jenem Abend. Der erste Kinder-Knall, folgte schon zu Beginn: der Ausbau der Gewerberäume des Brennereigebäudes in Baldham Dorf. Dort soll nämlich bereits im Juni 2017 eine Kindertagesstätte mit der Kinderland Plus GmbH als Träger hereinkommen. Die Bauplanungen wurde vom Architekten Alexander Grund vorgestellt, der bereits in Weißenfeld die Brennerei umbaute. Und die Maßnahmen sehen folgendes vor: im Erdgeschoss können bis zu vier Gruppen, bestehend aus Krippenkinder bzw. eine altersgemischte Gruppe untergebracht werden. Nebenan befindet sich die Garage, die als Nebengebäude umgewandelt wird und als Gruppen- und Schlafraum dienen soll.
Dann erwähnte er, das einzige Planungselement, das kurz die Gemüter erregte: der Keller. Der soll nämlich als „Schlechtwetterraum“ genutzt werden. Außerdem soll die Mensa unten Platz finden, der Aufzug nach unten von einem Lasten- zu einem Personenaufzug umfunktioniert werden. Wer nun jedoch meint, im Untergeschoss verkommen die Kinder zu buchstäblichen „Keller-Kindern“, der irrt laut dem Architekten.
Denn der Bewegungsraum soll natürlich belichtet werden, so dass die Ausweichvariante unten, gar nicht so dunkel ist. OHA!-Leiterin, Kindergartenurgestein und CSU-Fraktionsmitglied Edith Fuchs entwarnte: „Der Plan ist sehr gut. Mit der Keller-Lösung brauchen die Eltern sich keine Sorgen machen, der ist nicht schlimm“ Ehe sie auf die Ausstattung einging, die der Architekt als „an die Gegebenheiten angepasst“ vorstellte: „Es braucht gar nicht luxuriös sein, darum geht es den Kindern nicht.“
Bürgermeister Reitsberger war froh, über die schnelle Lösung. Denn: noch im Juli, als die Anmietung der Brennerei im Gemeinderat beschlossen wurde, ging er davon aus, dass nur zwei Gruppen Platz finden. Und das, wo bereits der Platzmängel in aller Munde war, wie B304.de berichtete.
Nun sind es also vier Gruppen die voraussichtlich ab Juni 2017 einziehen sollen. Diese Maßnahme und das „Go“ zur Baugenehmigung, die rund 1,6 Millionen Euro kosten sollen, gab der Gemeinderat dann auch einstimmig. Denn in einem ist man sich meistens im Gemeinderat einig: dass es unseren Kindern gut gehen soll in der Zukunft.