Die Geschäftsaufgaben in der Gemeinde Vaterstetten nehmen mittlerweile besorgniserregende Züge an – mit dramatischen Folgen für die Nahversorgung und die damit verbundene Lebensqualität, insbesondere für die älteren Bürger. Aber auch für die wichtigen Gewerbesteuereinnahmen der Gemeinde.
Nach über 20 Jahren hat dieser Tage das Sportgeschäft „WM Sport & Trends“ an der Karl-Böhm-Straße 80 geschlossen. Ende des Jahres verabschiedet sich schräg gegenüber Goldschmied Sherif El Masry in den Ruhestand. Dessen Nachbarin im gleichen Gebäude, Renate Fischer, gibt bereits Ende September ihre „RF Design & Handwerk Schneidermanufaktur“ aus persönlichen Gründen auf. Alle drei haben für ihr Geschäft noch keinen Nachfolger gefunden. Will sagen: Die Geschäfte stehen künftig erst einmal leer.
Geschlossen hat seit einigen Wochen auch das „Little India“ in der Schwalbenstraße 4. Jasvir Singh konzentriert sich auf sein „Indie Curry Haus“ in Haar. Das „Little India“ soll aber, nach B304.de-Informationen, mittelfristig mit einem neuen Wirt als indisches Lokal wieder eröffnen.
Geschäftsaufgaben und Leerstand sind in der Gemeinde Vaterstetten längst kein seltenes Bild mehr. Vor einem Jahr hat sich der Spiel- und Schreibwarenladen „avenio“ aus den Räumen an der Johann-Sebastian-Bach Straße 5 verabschiedet, Anfang des Jahres ist die Apotheke aus dem Ärztehaus an der Heinrich-Marschner-Straße 70 in Baldham ausgezogen und – weil die Mietverträge nicht verlängert wurden – mussten das Restaurant „DaVinci“ und das „Cosima-Hotel“ das Gebäude an der Vaterstettener Bahnhofstraße räumen. Seit Jahren schon stehen Läden im Rossini-Zentrum in Baldham leer.
Am Luitpoldring in Vaterstetten verabschieden sich nach der „Metzgerei Stocker“ (jetzt in Neukeferloh) und einem Obst- und Gemüsehändler, Mitte August auch die „Bäckerei Kreitmaier“ (Umzug in die Wendelsteinstraße 1 – wurde nun feierlich eröffnet) sowie Ende des Monats das Restaurant „Pomodoro“. Das rund 1.000 Quadratmeter große Grundstück (Foto) steht aktuell zum Verkauf. Laut Exposé gibt es einen genehmigten Vorbescheid zum Neubau eines Wohn-/Geschäftshauses mit Tiefgarage, alternativ sei auch eine reine Wohnbebauung mit 8 bis 10 Einheiten möglich. Alle vorhandenen Mietverträge seien zum 30. September gekündigt, heißt es.
Die Gründe für die Geschäftsaufgaben sind, wie geschildert, individuell unterschiedlich, immer wieder wird jedoch auf die Schwierigkeiten bei der Personalsuche verwiesen. Dazu kommt die überbordene Steuer- und Abgabenlast sowie nicht zuletzt, die durch das Online-Shopping veränderten Gewohnheiten der Verbraucher. Aber auch die Kommunalpolitik trage für den Strukturwandel Verantwortung, in dem sie zu viele Läden in Randbezirken zugelassen habe und immer wieder neue Gewerbegebiete ausweise.
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