Jeder will mal reinschauen in so eine Traglufthalle und deshalb war der Andrang groß, als die neue Flüchtlingsunterkunft an der Vockestraße in Haar am gestrigen Donnerstag (17.02.) für 2 Stunden ihre Tore öffnete. Auch B304.de hat sich vor Ort umgesehen.
Ziemlich kalt war es drinnen. Die Bauarbeiten und der Aufbau der Inneneinrichtung laufen noch auf Hochtouren. Auffallend viele Familien mit Kindern besichtigten die Halle und schauten sich mal um, wie es sich da so leben lässt. Und es wurde diskutiert und Fragen an die anwesenden Betreuer von der Gemeinde Haar und dem Landkreis München gestellt.
Ein Informationsblatt für jeden Besucher
Jeder Besucher bekam schon am Eingang ein Din A4-Blatt in die Hand gedrückt mit der offiziellen Pressemitteilung des Landratsamtes München: „Siebte Traglufthalle eröffnet in Haar“. Mit einer kurzen Ansprache begrüßte Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller die Besucher und freute sich, dass die Haarer Bürger positiv den Flüchtlingen gegenüberstehen. Die unangenehmen Meldungen über Streitigkeiten unter den Asylbewerbern brächten Verunsicherung, aber es handele sich dabei um Vorfälle innerhalb der Bewohner, so die Rathauschefin. Bisher wäre noch kein Haarer Bürger involviert gewesen. Sie ermahnte auch, dass „das Leben in einer Halle nervenaufreibend ist und eine große Nähe besteht“. Aber der Security Dienst ist rund um die Uhr im Einsatz und für alle Fragen und Sorgen der Haarer Bürger stehen zwei feste Mitarbeiter im Rathaus zur Verfügung (Claudia Pajzderski und Kerstin Onwuama).
Es gibt im Moment keine bessere Unterbringung
Der stellvertretende Landrat, Ernst Weidenbusch bemühte sich ebenfalls, die kritischen Bürger mit exakten Daten und Zahlen aufzuklären. Er betonte die Besonderheiten in dieser Halle: Ein Festgas-Anschluss und ein Internet-Anschluss (letzteres eine Einrichtung, damit mit der Familie in der Ferne kommuniziert werden kann). Gute Erfahrungen mit dem eingesetzten Sicherheitsdienst und die Sozialbetreuer von „Hilfe von Mensch zu Mensch e.V.“ sollen das Leben in der Halle überwachen und organisieren. Der stellvertretende Landrat bedankte sich bei den vielen ehrenamtlichen Helfern, ohne die es nicht zu schaffen wäre. Bei den Kosten kamen ordentliche Beträge auf den Tisch, in der Summe kostet die Unterkunft 390.000 Euro pro Monat (Kosten der Halle, Versicherung, Catering, Nebenkosten, Sicherheit), was bedeutet 1.300 Euro pro Person bei einer Maximalbelegung von 300 Bewohnern. „Uns ist es die Sache Wert“, betonte der stellvertretende Landrat. Offizieller Einzugstermin sollte kommender Montag (22.02.) sein, aber das wird sich wohl noch verzögern.
Nach Einzug keine Besichtigung
Dem stellvertretenden Landrat war es ein Anliegen, den Termin 17.02. zur Besichtigung zu halten, auch wenn es eine „vorangeschrittene Baustelle“ ist. Nach Einzug der Flüchtlinge ist kein Besuch mehr möglich, keine Presse, kein Fotografier-Tourismus, die Privatsphäre soll
gewahrt werden. Er erklärte, dass „kurzfristig keine bessere Unterbringung möglich wäre.“ Die Traglufthalle ist im Moment eine Lösung für ein Jahr, eine Notunterkunft. Parallel entständen sogenannte Containerhotels. Die aktuellen neuen Zuwanderungen lägen im Moment bei 74 neuen Flüchtlingen pro Woche, im Vergleich dazu waren es an Weihnachten 140 pro Woche. „Machen Sie sich einen Eindruck bei einem Rundgang“ beendete er seinen Vortrag.
Gespaltene Meinung bei den Betreuern
Am Ein- bzw. Ausgang musste gewartet werden, da durch die vielen Menschen in der Halle die Luftschwankungen ausgeglichen werden mussten und nur blockweise ein rein und raus möglich war. Eine Mitarbeiterin des Security-Dienstes äußerte sich aus ihrer Erfahrung von anderen Traglufthallen kritisch über die Flüchtlinge. Sie wären sehr unzufrieden und hätten sich bessere Lebensbedingungen in Deutschland erwartet. Während eine Betreuerin vom Freiwilligendienst aus Neubiberg konterte:„Das ist wirklich ein Problem, die Security Mitarbeiter sind sehr negativ den Flüchtlingen gegenüber eingestellt.“ Sie persönlich hätte nur gute Erfahrungen gemacht.
Und übrigens:: Mit dem Umzug der 220 Flüchtlingen (nur Männer im Alter von 18 bis 50 Jahren) in die Traglufthalle wird die Turnhalle des Ernst-Mach-Gymnasiums wieder frei und nach notwendigen Renovierungsarbeiten kann wieder ein normaler Sportbetrieb stattfinden.