Zum diesjährigen internationalen Holocaust-Gedenktag organisierte der Behindertenverband Bayern e.V. mit dem Allgemeinen Behindertenverband in Deutschland (ABiD) eine stille Gedenkfeier für Euthanasieopfer in Haar. Am frühen Abend des 27.01.2022 gedachten Vertreter beider Verbände, des Klinik-Direktoriums sowie der Landes-, Bezirks- und Gemeindepolitik auf dem Areal des Isar-Amper-Klinikums den während der NS-Zeit getöteten Patientinnen und Patienten.
Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag Julika Sandt betonte in ihrer Rede die Notwendigkeit, sich mit diesem dunklen Kapitel der Geschichte weiter intensiv auseinanderzusetzen. “Unser aktueller gesellschaftlicher Diskurs zeigt, wie wichtig es ist, die unbequemen Tatsachen auszusprechen”, spannte sie den Bogen von den damaligen Greueltaten zu der gesellschaftlichen Verantwortung, Ausgrenzung und Menschenverachtung keinen Raum zu bieten. Weder auf der Straße noch in den sozialen Medien dürfe zugelassen werden, dass Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen Opfer von Hass und Gewalt werden. Der geschichtliche Rückblick auf das Ausmaß und den Zynismus der Euthanasie-Aktionen fordere zu Demut auf, so Sandt. Die Landtagsabgeordnete erinnerte wie die anderen Redner an die daraus für unsere heutige Gesellschaft erwachsene Verpflichtung. “Unsere Verantwortung, alle Menschen ernst zu nehmen, wertzuschätzen, vor Unrecht zu schützen und die Menschlichkeit zu bewahren, dürfen wir nie wieder verlieren”, schloss Sandt ihre Rede sichtlich bewegt ab.
Bezirksrat und Verwaltungsratsmitglied der Kliniken des Bezirks Oberbayern Peter Münster wies darauf hin, dass die Erinnerung an die damaligen Geschehnisse wach gehalten werden müsse. Dazu gehöre auch, die begonnene historische Aufarbeitung weiter voranzutreiben. Haars Gemeinderat Dr. Peter Siemsen hofft, dass mit der Errichtung der neuen Bushaltestelle auf dem Klinikareal die Gedenkstätte noch stärker in das Blickfeld und Bewusstsein der Bevölkerung rücken wird. Denn nur wenn die Ehrfurcht vor dem Leben tief in den Herzen der Menschen verankert sei, könnten Freiheit und Menschenwürde nie wieder mit Füßen getreten werden.