In Kooperation mit der Bürgerstiftung Haar bietet jetzt die Nachbarschaftshilfe betreutes Wohnen zu Hause für bedürftige Senioren an. Bei alltäglichen Dingen, die älteren Menschen Schwierigkeiten bereiten, hilft die Nachbarschaftshilfe (NBH) in Haar schon lange. Doch hohe bürokratische Hürden machen das Angebot teuer und können so durch die NBH Haar nicht mehr kostendeckend angeboten werden. Die Rettung kommt jetzt in Form der Bürgerstiftung Haar.
Es ist eine neue, eine vielversprechende Zusammenarbeit, die sich in der Gemeinde Haar gefunden hat. „Betreutes Wohnen zu Hause“ nennt sich das Ressort, das es den alten Menschen möglich macht, so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden zu bleiben. „Genau das war ja die Keimzelle der Nachbarschaftshilfe. Aus dem Gedanken eines nachbarschaftlichen Umsorgens ist der Verein vor vielen Jahrzehnten entstanden“, erklärt Doris Keymer, Vorstand der NBH. Heute ist das wichtiger denn je, denn die Großfamilie ist passé. Noch mehr: Die Kinder und Enkelkinder leben oft weit von den älteren Familienmitgliedern entfernt. Zudem anonymisiert sich die Gesellschaft. Längst nicht jeder kennt seine Nachbarn. Und dennoch wollen die Menschen so lange als möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben.
Im Alltag helfen, Ansprechpartner sein und merken, wenn was schief läuft – sich einfach kümmern: Das lief die ganzen Jahre sehr gut bei der NBH. Es waren kaum gesetzliche Vorgaben hinsichtlich Qualifizierung des Personals zu beachten. Heute geht das alles nicht mehr so einfach: Seit 2017 muss eine staatlich geprüfte hauswirtschaftliche Fachkraft diese Dienste leiten. Alle MitarbeiterInnen und nebenberuflich Beschäftigten müssen durch eine 40- stündige Fortbildung speziell geschult werden. „Und das hat das Ganze viel teurer gemacht“, sagt Margareta Förster, Geschäftsführerin der NBH. Bei der Zertifizierung über das Zentrum Bayern, Familie (ZBFS) für diese Dienstleistungen war der Haarer Verein glücklicherweise sehr weitsichtig, sodass man nahtlos mit dem „Betreuten Wohnen zu Hause“ weitermachen konnte. Doch die Finanzierung machte Probleme. Einerseits will man den Senioren niederschwellige und kostengünstige Angebote für haushaltsnahe Dienstleistungen machen, andererseits steigt der Kostendruck. Das große Anliegen, auch Senioren mit niedrigen Einkommen gut zu versorgen, ist immer schwieriger geworden. Denn, wenn diese Dienstleistungen nicht über die Pflegekasse abgerechnet werden können, müssen die Kunden die Kosten selbst tragen.
Und hier kommt nun die Bürgerstiftung Haar ins Spiel. „Die Bedürftigkeit ist ja genau unser Thema – egal ob bei den ganz Kleinen oder den alten Mitbürgern“, betont Jürgen Partenheimer, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Haar. Und tatsächlich sind gerade in der älteren Generation in Haar viele betroffen. „Es geht dabei vor allem um die Menschen, die zwischen Grundsicherung und auskömmlichem Einkommen liegen“, erklärt Partenheimer. Denn genau die haben zu wenig Geld, um die Dienstleistung der NBH zu bezahlen erhalten aber auch keine staatliche Unterstützung. Bei etwa einem Drittel aller Haarer im Rentenalter sei das so, lautet die Einschätzung von Margareta Förster. Eine beachtliche Zahl. Damit es genau diesen Menschen ermöglicht wird, länger in ihren eigenen Wohnungen zu bleiben, unterstützt die Bürgerstiftung Haar mit 10.000 Euro jährlich das Ressort der NBH. Damit entspricht die Bürgerstiftung genau dem Willen des verstorbenen Haarer Bürgers Simon Haselwarter, der sein Vermögen für diesen Zweck gestiftet hat. Nachfrage groß, finanzieller Druck gemildert 100 Kunden zählt die NBH derzeit in ihrem Ressort „Betreutes Wohnen zu Hause“, 60 davon bekommen die Dienstleistungen nicht von der Pflegeversicherung bezahlt. Und die Nachfrage wächst. Die Bürgerstiftung nimmt der NBH nun einen großen Druck. „Wie oft sagen Kunden, sie können sich das, was sie benötigen, in vollem Umfang nicht leisten“, erklärt Förster. Jetzt bekommen sie finanzielle Hilfe. „Dank der Bürgerstiftung können wir weitermachen und noch mehr Nachbarschaftshilfe leisten“, bedankt sich Doris Keymer.