Jugend im Dialog

von Gastautor

Einhundert engagierte Jugendliche, darunter Schul- und Kurssprecher, Vereinsleiter und viele andere, engagierte Jugendliche kamen im Oktober vergangenen Jahres an der 83. Young Leaders Akademie in Paderborn zusammen. Mit dabei: Barna Sagát aus Neukeferloh. Sagát besucht die Oberstufe des Vaterstettener Humboldt-Gymnasiums und ist Chefredakteur der dortigen Schülerzeitung. Als Mitglied der bayrischen Jugendpresse wurde er eingeladen, bei der „Young Leaders Akademie“ der Stiftung politische und christliche Jugendbildung e.V. teilzunehmen.  Die Jugendlichen beschäftigten sich mit den Themen Nachhaltigkeit und Mobilität in der Zukunft und stärkten ihre Fähigkeiten bei der Medienproduktion. Für B304.de berichtet Barna Sagát über das dort Erlebte:

Eine Lehrkraft weckte mein Interesse, an der Veranstaltung teilzunehmen. So habe ich mich als Chefredakteur der Schülerzeitung des Humboldt-Gymnasiums beworben und eine Zusage zu der mir bis dahin noch unbekannten, aber von verschiedenen Seiten beworbenen Veranstaltung erhalten. Ich setzte mir als Ziel, offen gegenüber neuen Erfahrungen zu stehen und möglichst viel Neues zu lernen. Trotzdem wusste ich in dem Moment noch nicht, welch eine unvergessliche Reise vor mir stehen sollte…

Anreise – neue Bekanntschaften bereits im Zug

So ging es für mich am Morgen des 15. Oktober mit viel Vorfreude, aber auch großem Respekt vor der Veranstaltung mit dem ICE in Richtung Paderborn. Von mir ausgesuchte Workshops und Themenschwerpunkte „Mobilität und Nachhaltigkeit“ – mehr über diese Woche hatte ich nicht im Kopf.

Bei der Anreise begleitete mich eine Schulkameradin, die Kurssprecherin der Oberstufe des Gymnasiums ist und bei mehreren gemeinnützigen Organisationen arbeitete. Sie wurde auch von einer Lehrkraft auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht und wollte eine derartige Fahrt, wie sie es sagte, „ausprobieren“.

In der Regionalbahn nach Paderborn fiel uns eine Gruppe von sieben, vielleicht acht, Jugendlichen ins Auge. Sie befanden sich in unserem Alter und sprachen von einer Akademie. Wir sammelten Mut und fragten in die Gruppe, ob sie auch zu Young Leaders fahren würden. Und tatsächlich: sie gehörten zu uns.

Es entwickelte sich gleich ein lebendiger Austausch. In welcher Jahrgangsstufe sind wir? Welche Projekte gibt es an unseren Schulen und bei welchen helfen wir mit? Ich staunte über die Diversität der Gruppe. Von Feuerwehrmännern aus dem nördlichsten Schleswig-Holstein bis hin zu Schulsprechern aus dem Allgäu – ein bunter Blumenstrauß an Jugendlichen, die in Durchschnitt um die 17 Jahre alt waren.

Ankunft: wenig konkrete Vorstellungen, dafür umso mehr Neugier

Gleich am ersten Tag hatte ich es mit einem vollen Zeitplan zu tun. Ich hörte mich um, was die anderen von der Woche halten würden. „Keine Ahnung!“, „Ich kann mir unter den Themen gar nichts vorstellen!“, oder auch „Habe sowas noch nie gemacht!“, antworteten sie. Jedoch merkte ich auch, dass alle sehr gespannt waren, was in nächster Zeit auf sie zukommen wird.

Ein großes, modernes Gebäude. Viele Besucher, die das anliegende Computermuseum erkunden, ein nettes Café und sogar ein Brunnen im Eingangsbereich. Es wirkte mir sehr imposant, vor allem da es in einer unscheinbaren Gegend Paderborns lang. Das Gebäude besaß aber außerdem einen großen Vortragssaal und viele Seminarräume, in denen wir die nächsten Tage die meiste Zeit verbringen sollten.

Nach einer kurzen Begrüßung durch die Präsidentin der Young Leaders GmbH hielt Prof. Dr. Löffl von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe einen Vortrag über das Zukunftsziel Nachhaltigkeit. Dabei stellte er die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen vor, von denen ich davor noch nie gehört hatte, die aber gleich mein Interesse weckten.  


Teilnehmer der 83. young leaders Akademie im Austausch und Diskussion – Workshops, Trainings, Fachvorträge zum Thema ‘Nachhaltigkeit und Mobilität’.

Nachhaltigkeitsworkshop – Influencer als Nachhaltigkeits-Vorbilder von Jugendlichen

Für die Workshops konnten wir uns in Kleingruppen aufteilen. So bekamen alle die Möglichkeit von dem Thema, was sie am meisten bewegen konnte, zu erfahren. Ich fand die Nachhaltigkeitsziele als Konzept ansprechend und wie man Jugendliche dazu bringen kann, diese Ziele der Vereinten Nationen zu befolgen.

Die Gruppe sammelte zunächst viele verschiedene Gedanken, wie man Nachhaltigkeit in den Alltag integrieren könnte. Im Anschluss bildeten sich Arbeitsgruppen, die diese Ideen ausarbeiteten.

So setzte ich mich mit einer netten Teilnehmerin aus dem Schwarzwald zusammen, um ein Konzept zu entwickeln, wie Jugendliche sich gegenseitig im Internet zu mehr Nachhaltigkeit motivieren könnten. Wir kamen mit sehr viel Spaß gut voran und überlegten, dass ausgewählte und geförderte Influencer ihr nachhaltiges Leben in sozialen Medien zeigen könnten.

Die Idee dahinter: Man bringt Jugendliche indirekt dazu, wie ihre Vorbilder im Internet, ein nachhaltiges Leben zu führen. Wir analysierten unseren Alltag und überlegten, wo in unserem Alltag mehr Nachhaltigkeit geschaffen werden könnte. Wir entwickelten außerdem eine Befragung über Vorbilder für die Teilnehmer der Akademie, um den großen Einfluss von Influencern zu verdeutlichen.

Die Überlegungen von uns und den anderen Workshop-Gruppen wurden schließlich im großen Plenum mithilfe einer PowerPoint-Präsentation vorgestellt. Um die Themen verständlich und unterhaltsam darzustellen, wurden Beispiele teilweise als lustige Rollenspiele, oder wie unseres mit einem Quiz am Anfang, veranschaulicht.

Unvergesslicher Vortrag von einem Pfarrer aus Philippinen zum Thema Nachhaltigkeit und Zukunftsmobilität

Um zu den Hauptthemen den Horizont erweitern zu können, bekamen wir auch einen Vortrag zu hören, der sich die ethische Frage der Menschenwürde als Schwerpunkt gelegt hat. Der Pfarrer Prof. Nicanor Austriaco stammte ursprünglich aus den Philippinen und trägt Vorstellungen normalerweise in den Universitäten der Vereinigten Staaten vor. Daher wurde die Vorstellung auch in englischer Sprache gehalten.

Er erklärte uns, trotz der Fremdsprache leicht verständlich, wie man Menschenwürde definiert und wie man den Wert des Menschen ermitteln kann. In Anbetracht dessen verwies er auf die Verantwortung des Menschen als das übergeordnete Wesen auf der Erde gegenüber der Umwelt und darauf, welche wichtige Rolle Nachhaltigkeit dabei spielt.

Auch zeigte er uns das berühmte „Trolley-Problem“ mit Blick auf autonomes Fahren. Wie würde die künstliche Intelligenz reagieren, wenn es vor einer Dilemma Situation stünde? Wer müsste bei einem tödlichen Unfall die Haftung übernehmen? Fragen, zu denen er keine direkte Antwort gegeben hat. Wir bekamen erneut die Möglichkeit, durch einen Diskurs mit den Teilnehmern und ihm, die Antworten selbst zu erschließen. Geholfen hat er uns dabei mit Begegnungen aus seinem Leben als Pfarrer.

Zusammenfassend fand ich den Vortrag fesselnd und lehrreich. „Noch nie habe ich einen so interessanten Vortrag gehört. Ich werde vieles in Zukunft anders sehen!“, meinte einer, mit dem ich mein Zimmer teilte. Auch ich lernte durch die Beispiele, die der Pfarrer aus seinem persönlichen Leben gegeben hat, vieles neue und habe mir zum Ziel gesetzt, Ratschläge von ihm in Zukunft zu befolgen.


Prof. Dr. Jürgen Krahl entwickelt Biokraftstoffe und diskutiert mit den Teilnehmern der 83. young leaders Akademie über nachhaltige Mobilität.

Eigenständige Arbeit: eine Zeitung schreiben, wie Profis es tun

Am vorletzten vollständigen Tag der Veranstaltung wurde der Fokus von Vorträgen auf die eigenständige Arbeit übergeleitet. Als Hauptthema des Tages bestimmte man das Produzieren von eigenen medialen Inhalten. So sahen wir viele verschiedene Präsentationen zu Zukunftsthemen, worüber wir anschließend in verschiedenen Medienarten berichteten.

Da ich sehr am Schreiben von Artikeln für Zeitungen interessiert bin, erstellte ich mit meiner Workshop-Gruppe zusammen unter der Leitung von einem Profi-Journalisten einen Artikel für die hauseigene Print Zeitung. Jede Kleingruppe bekam ein zuvor vorgestelltes Thema und eine Textart, die man erstellten musste.

Trotz wenig Schlafs waren alle Teilnehmer motiviert, ein gutes Endprodukt zu schaffen. So produzierte auch in meiner Gruppe in der sehr knappen Zeit ein Bericht über die Geschichte von Heinz Nixdorf und dem Computermuseum Paderborn. Die Zeitung beinhaltete aber auch eine lustige Glosse über die Akademie und einen Kommentar über Elektromobilität.


Teilnehmer der 83. young leaders Akademie präsentieren Ihre Ergebnise des Future-Labs ‘Nachhaltigkeit && Mobilität’.

Gesellschaftsspiele und private Debatten – die schöne Abrundung der Fahrt

In einer Akademie geht es vor allem um die neu erlernten Inhalte, die man in der Zukunft anwenden kann. Doch etwas Großes würde fehlen, wenn es währenddessen keinen unterhaltenden Ausgleich gäbe. Sehr positiv ist mir aufgefallen, wie viel Wert gelegt wurde, uns ein Freizeitangebot zu liefern.

Angefangen bei dem umfangreichen Sportangebot, wie einem Basketball-Training oder einem Squash Turnier, um sich nach einer Menge Konzentration auszupowern. Aber auch die Spielabende, bei welchem wir die Möglichkeit hatten, Gesellschaftsspiele wie Werwolf zu spielen– sie alle trugen alle der schönen und freundschaftlichen Atmosphäre der Veranstaltung bei.

Über die ganze Fahrt hinweg wurden wir von den Leitern freundlich begleitet. Sie verstanden sich allerdings, als ehemalige Teilnehmer, nicht als Leiter, sondern als zurückgekehrte Teilhaber. Sie saßen bei Essen bei uns am Tisch, spielten bei Sportevents und Spielabenden immer mit und wurden so ein Teil von uns. Wie auch die Teilnehmer standen sie immer offen für ein Gespräch gegenüber oder gar eine Diskussion. Daran merkte ich: vielen ist diese Veranstaltung so sehr an das Herz gewachsen, dass sie langzeitig ein Teil davon geworden sind.

Young Leaders Akademie – viel mehr als eine Jugendfördernde Veranstaltung

Die 83. Young Leaders Akademie entwickelte sich für mich einer der unvergesslichsten Abenteuer meines Lebens. Mein Ziel, Neues zu lernen, habe ich definitiv erreicht. Ich lernte viele Perspektiven und Ideen zum Thema Nachhaltigkeit kennen und bekam einen tiefen Einblick in die mögliche Zukunft der Mobilität.

Und dazu noch viel mehr. Es gab wenige Wochen, wo ich mit Tränen in den Augen gemerkt habe, dass diese zu Ende gekommen ist. Es gab in meinem Leben bisher erst wenige Wochen, in denen ich so viele offene und freundliche Jugendliche aus ganz Deutschland kennenlernen konnte. Neben den vielfältigen Workshops, bei denen man das Arbeiten in Teams mit unbekannten Menschen geübt hat, gab es spannende Vorträge mit Experten, die so tiefgründig vorgestellt wurden, dass sie in der Schule aufgrund der fehlenden Zeit nicht behandelt werden könnten.

Diese Fahrt kann ich allen engagierten Jugendlichen empfehlen, die Lust haben den Horizont zu erweitern. Denen, die sich gerne tief in viele verschiedene Themen forschen und offen für neue Ideen und Erkenntnisse sind. Aber auch denen, die viele sehr unterschiedliche, neue Kontakte bekommen und damit auch Freundschaften aus dem ganzen Land schließen wollen. Werdet also auch ihr zu „Young Leaders“!

Text: Barna Sagát