Jugend an die Urnen

von Catrin Guntersdorfer

Die Jugend ist wieder dazu aufgerufen, wählen zu gehen. Auch wenn sie offiziell noch kein Kreuzchen machen dürfen, wird an Schulen in Haar und Vaterstetten, kurz vor der Landtagswahl am 14. Oktober, wieder eine Juniorwahl durchgeführt.
Der Countdown läuft: Die Medien sind voll mit der Landtagswahl in Bayern, es gibt seitenweise Kandidatenvergleiche, Schlagabtausch, Schlagzeilen, Plakate pflastern die Straßenränder. Keiner kommt an dem Thema vorbei. Keiner? „Die Jugendlichen wissen oft nicht mal, dass
es einen bayerischen Landtag gibt. Und was der macht schon gar nicht.“ Tobi Gläser vomHaarer Jugendtreff DINO hat des halb eine Mission. Denn schließlich will er gemeinsam mit den Haarer Schulen, dass auch die Kids zur Wahlurne gehen–bei der U18-bzw. Juniorwahl. Und die
findet bereits vor der Landtagswahl statt. Im DINO wird es seit einigen Wochen deutlich politischer: Auf den Bildschirmen des Jugendtreffs findet man häufiger die Seite mit dem Wahl-o-Mat geöffnet, es wird diskutiert und Meinungen kundgetan. Dennoch wissen viele nicht, was das genau für eine Wahl ist, die in wenigen Tagen ansteht. „Mit der Bundestagswahl konnten viele noch etwas anfangen, Merkel ist ein Begriff. Und ganz nah sind unsere Jugendlichen tatsächlich bei der Kommunalwahl dran. Aber über den Landtag weiß kaum einer Bescheid“, berichtet Gläser.
Ähnliches weiß auch Rainer Sirtl, seines Zeichens Fachbetreuer Geschichte/Sozialkunde am Ernst Mach Gymnasium (EMG), zu berichten. Das politische Interesse sei durchaus da bei den Schülerinnen und Schülern, aber die Strukturen seien  häufig unklar. „Ich frag dann immer, wer eigentlich bestimmt, was bei uns im Abi gefragt wird. Dass Bildung Landessache ist, wissen tatsächlich nicht viele“, berichtet der Lehrer. Sozialkunde steht schließlich erst ab der 10.Klasse auf dem Lehrplan. Trotzdem wird am EMG schon ab der 8.Klasse gewählt: Am 9. Oktober machen bis zu 700 Schüler hier ihre Kreuzchen bei der Juniorwahl, initiiert von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. Und zwar auf dem hochoffiziellen Wahlschein. Da muss natürlich vorher im Unterricht darüber gesprochen werden, sagt Sirtl.
In der Mittelschule Haar wird bereits heute (02.10.) gewählt–allerdings im Rahmen der U18-Wahl. Dabei steht ein vereinfachter Wahlschein zur
Verfügung. „Jeder macht nur ein Kreuz bei einer Partei“, erklärt Maria Ferner vom DINO. Julia Horn und Tatjana Schomann, Jugendsozialarbeiterinnen an der Haarer Mittelschule, begleiten ihre Schützlinge zur Wahlurne. „Alle, also ab der 5.Klasse, haben die
Möglichkeit zu wählen“, sagt Julia Horn. Das ist eine wichtige Erfahrungfür viele, denn wählen sei so selbstverständlich möglich, dass das
Privileg der Mitbestimmung, der Demokratie den Kids überhaupt nicht bewusst sei. So sind die Wahlen für die Jugend auch ein probates Mittel
gegen späteres Nichtwählertum.
Alle Jugendlichen, die nicht an einer der beiden Haarer Schulen sind, können ihr Kreuzchen im DINO machen: Der Jugendtreff wird vom 2. bis
5.Oktober zum Wahllokal.
Die Ergebnisse werden allerdings erst dann veröffentlicht, wenn die offiziellen Wahllokale schließen. Und die Ergebnisse der letzten Wahlen haben gezeigt: Die Jugendlichen setzen immer einen realistischen Trend. Nur die Tierschutzpartei schneidet bei der Jugend immer deutlich besser ab.

v.l.n.r Julia Horn (Jugendsozialarbeit Mittelschule Haar), Tatjana Schomann (Jugendsozialarbeit Mittelschule Haar), Rainer Sirtl (Fachbetreuer Geschichte/Sozialkunde am Ernst Mach Gymnasium), Tobi Gläser (Jugendtreff Dino), Maria Ferner (Jugendtreff DINO).(Foto: Gemeinde Haar)