Marcel Bucher, geprüfter Bestatter und Betriebsleiter bei der TrauerHilfe DENK, über die Bedeutung von Live-Streams bei Trauerfeiern, den Umgang mit Angehörigen und die kreativen Möglichkeiten bei der Urnen- und Sarggestaltung.
B304.de: Herr Bucher, worauf kommt es im Umgang mit Trauernden besonders an?
Marcel Bucher: Jeder Mensch trauert anders, daher sollte man aufmerksam zuhören. Es ist besonders wichtig, Einfühlungsvermögen, Geduld und Respekt zu zeigen. Dem Trauernden Raum zu lassen, damit er die eigenen Emotionen ausdrücken kann, sei es durch Worte, Tränen, oder Stille. Der Umgang sollte immer würdevoll wie auch pietätvoll sein.
Hat sich die Bestattungskultur in den vergangenen Jahren verändert?
Immer mehr Menschen wünschen sich individuelle Bestattungen, die das Leben des Verstorbenen auf besondere Weise widerspiegeln. Dies zeigt sich in personalisierten Zeremonien, bei der Musikauswahl und individuell gestalteten Grabstätten. Nachhaltigkeit spielt auch im Tod eine immer größere Rolle. Wir beobachten einen zunehmenden Trend zu alternativen Bestattungsformen: Wald-, See- oder Baumbestattungen bzw. naturnahe Urnenfelder werden immer beliebter.
Mit der zunehmenden Nutzung digitaler Technologien entstehen neue Formen des Gedenkens. Online-Gedenkseiten und virtuelle Trauerfeiern ermöglichen es, den Verstorbenen zu ehren, auch wenn man nicht physisch anwesend sein kann. Auf Online-Trauerseiten können Angehörige und Freunde Nachrichten, Bilder und Videos teilen und so den Verstorbenen in Erinnerung behalten. Diese digitalen Gedenkorte ermöglichen es auch Menschen, die weit entfernt leben, am Trauerprozess teilzunehmen. So bietet sich zudem die Möglichkeit, Erinnerungen dauerhaft zu bewahren und fortlaufend zu erweitern.
Trauerfeiern per Livestream übertragen zu können, hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen, besonders in Zeiten von Reisebeschränkungen oder bei internationalen Familien. Diese Praxis könnte sich noch mit interaktiven Elementen wie virtuellen Kondolenzbüchern oder der Teilnahme an symbolischen Ritualen von zu Hause aus weiterentwickeln. Generell sehen wir einen Trend zu mehr Urnenbeisetzungen und weniger Sargbestattungen.
Gibt es ungewöhnliche Ideen, die Sie bereits gemeinsam mit Angehörigen umsetzen konnten, um den Abschied eines geliebten Menschen besonders zu gestalten?
Ja, es gibt beispielsweise die Möglichkeit, eine Urne oder einen Sarg zu bemalen. Dies ist in unserer eigenen Trauerhalle möglich. Zudem können wir rituelle Trauerfeiern in unseren Räumen gestalten, egal ob diese buddhistisch, hinduistisch oder muslimisch sind. Alles ist möglich.
Macht es Sinn, die eigene Bestattung zu Lebzeiten selbst zu planen?
Tatsächlich planen viele Menschen ihre Beisetzung mittlerweile selbst. Dies kann ich nur empfehlen, da man seine eigene Bestattung nach seinen Wünschen gestalten kann, unabhängig davon, ob es dann noch Angehörige gibt oder nicht. Man hat alles selbst in der Hand, die Auswahl des Sarges oder der Urne, den Blumenschmuck, die Grabstätte usw. Zudem entlastet man auch die Angehörigen, da schon alles geregelt und auch bestenfalls finanziert ist. So können sich die Angehörigen komplett der Trauerbewältigung widmen und müssen sich nicht um die Planung der Beisetzung kümmern. Ich empfehle jedem, ein unverbindliches Erstgespräch mit dem Bestatter zu vereinbaren. Gerne können Interessierte sich hierzu jederzeit bei uns melden.
Gibt es Momente, die Ihnen als besonders eindrücklich in Erinnerung geblieben sind?
Für mich persönlich sind Trauerfälle, bei denen Kindern involviert sind, immer in besonderer Erinnerung, da dies nie einfach ist. Auch plötzliche Todesfälle durch Unfall sind tragisch, da der Angehörige damit nicht gerechnet hat und überfordert mit der Situation und der Trauerbewältigung ist. Umso wichtiger ist es für uns, nicht nur in diesen, sondern in allen Fällen immer einfühlsam und emphatisch zu agieren. Solche Erlebnisse zeigen, wie individuell und tiefgreifend Trauer sein kann und wie bedeutungsvoll es ist, den Abschied achtsam zu gestalten.