BUND Naturschutz, untere Naturschutzbehörde, Tierschutzverein und die Igelhilfe Kirchseeon rufen gemeinsam auf zum Schutz des heimischen Braunbrustigels. Eigentlich sind Igel wahre Überlebenskünstler, doch Klimawandel, Insektensterben, schwindende und zerschnittene Lebensräume und auch der Straßenverkehr reduzieren die Bestände des Braunbrustigels europaweit erheblich. In Bayern steht der Igel seit 2017 auf der Vorwarnstufe der Roten Liste, setzt sich der negative Trend aber fort, könnte der Igel in naher Zukunft als vom Aussterben bedroht eingestuft werden.
Igel sind Insektenfresser und nützlich. Wenn die Dämmerung einsetzt, begeben sie sich auf die
Jagd. Sie vertilgen zu über 80% Käfer, Engerlinge, Raupen und Larven (Quelle: Marc Baldwin),
hinzu kommen Maden, Ohrwürmer, Asseln und zur Not auch Regenwürmer und Schnecken oder
deren Gelege. Der Irrglaube, Schnecken sind die Hauptnahrung der Igel, ist weit verbreitet. Ab und
an räumen Igel auch mal ein Mäuse- oder Rattennest aus.
In den aufgeräumten Kulturlandschaften der industriellen Landwirtschaft sind Nahrung und
Verstecke für Igel knapp geworden. Umso wichtiger sind naturnahe Gärten als Ersatzlebensraum.
„Igel brauchen Trinkwasserstellen, heimische Blühpflanzen, Unkraut, alte Obstbäume, dichte
Hecken und Büsche. Liegengebliebenes Laub und Totholz zieht nicht nur Insekten an, sondern
bieten den Igeln auch geeignete Versteckmöglichkeiten.“ erklärt Dr. Roswitha Holzmann von der
unteren Naturschutzbehörde.
Hunderttausende Igel sterben jährlich allein auf deutschen Straßen. Durchlässige Gartenzäune
helfen ihnen bei der Futtersuche und treiben sie nicht auf verkehrsreiche Straßen. Wer die Tiere also
unterstützen möchte, kann Igeldurchgänge von einem Garten zum nächsten anlegen. „Dies kann
man mit dem Nachbarn absprechen, ein Loch mit 11 cm Durchmesser im Zaun ist ausreichend“, so
Sepp Biesenberger vom BUND Naturschutz Ebersberg. „Erst kürzlich kamen ehrenamtliche Helfer der Igelhilfe zu mir, um in meinem Garten zwei Igel auszuwildern. Und damit das neue Revier groß genug ist, wurde auch gleich ein Durchschlupf in den Nachbargarten gemacht.“ erzählt der BN-
Chef weiter.
Auch bei der Gartenarbeit ist Vorsicht geboten. Mit Motorsensen nicht unter Hecken und Büschen mähen, ohne diese vorher zu kontrollieren. Dort schlafen tagsüber Igel. Igel sind keine Fluchttiere, der Lärm vertreibt sie nicht. Bei Gefahr rollen sie sich zusammen. Gesunde Igel sind nachtaktiv, Mähroboter sollten deshalb nur tagsüber, am besten unter Aufsicht, oder gar nicht fahren. „In den Igelpflegestellen häufen sich die Zahlen angemähter Igel drastisch“, erklärt Monika Tanzer von der Igelhilfe Kirchseeon: „Aber viele bleiben unentdeckt und sterben qualvoll und leise.“ Aktuelle Studien beweisen, dass kein einziger Mähroboter derzeit in der Lage ist, Tiere zu erkennen und zu umfahren (Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung IZW in Berlin).
In Bayern werden die meisten Igelbabys im August/September geboren. In dieser Zeit ist besondere
Vorsicht geboten. Viele Igelmütter werden auf ihren Streifzügen nach Futter verletzt oder
überfahren und können sich nicht mehr um ihren Nachwuchs kümmern. Wenn die Babys dann nicht
zeitnah gefunden werden sterben sie. Auch hier verzeichnen die Igelpflegestellen jedes Jahr eine
Flut von verwaisten Igelkindern.
Damit die Igel eine gute Chance haben, den Winter zu überleben, müssen sie sich vor dem
Winterschlaf eine Speckschicht anfressen. Das gelingt vielen ohne unsere Hilfe leider nicht mehr.
Besonders im Frühjahr und Herbst ist eine Zufütterung daher wichtig. Geeignet ist hochwertiges
Katzennass- und Trockenfutter mit mind. 60% Fleischanteil, ohne Getreide und Zucker, ohne Soße
oder Gelee. Auf keinen Fall dürfen Obst, Nüsse, Getreide oder Milch (Laktose) gefüttert werden,
das vertragen Igel nicht und dieses falsche Futter kann sogar zum Tod führen.
Im Spätherbst aufgefundene Jungtiere unter 600 g und Altigel unter 900 g brauchen Hilfe und sollten einer Pflegestelle vorgestellt werden. Das Ausmaß der hilfsbedürftigen Igel zeigt, wie schlecht es um ihre Lebensbedingungen steht. Im Moment werden viele kranke und verletzte Tiere bei ehrenamtlichen Helfern aufgenommen, die jedes Jahr ihre Kapazitätsgrenzen erreichen. „Allein das Tierheim Ebersberg vermittelte letztes Jahr 300 Igelnotrufe an eine Pflegestelle. Wie hoch die Dunkelziffer untergewichtiger und verletzter Tiere ist, lässt sich nur erahnen“, berichtet Evelyn Bauer, 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Ebersberg.
Um den Igeln im Landkreis Ebersberg besser helfen zu können, suchen wir dringend:
- tierliebe Menschen, die Igel nach der Intensivbehandlung aufnehmen und päppeln bis sie
wieder fit für das Leben in Freiheit sind.
Das entlastet die Pflegestellen und sie können wieder neue Intensivpatienten aufnehmen.
Leider sind diese Plätze bisher sehr begrenzt. Bitte melden Sie sich, wenn Sie sich als
Päppler bewerben möchten. - geeignete Grundstücke und Gärten für die Auswilderung genesener Igel, die nicht mehr an
ihren Fundort zurückkönnen - einen öffentlich zugänglichen Raum für eine offizielle Igelstation im Landkreis Ebersberg
- Finanzielle Unterstützung! Die Versorgung der kranken Tiere kostet viel Geld.
Tierarztkosten, Medikamente, hochwertiges Futter und vieles mehr müssen bereitgestellt
werden. Päppel- und Pflegestellen finanzieren sich überwiegend auf eigene Kosten und sind
für jede Unterstützung dankbar. Jede Spende ist daher herzlich willkommen.
Spendenkonto des BUND Naturschutz Ebersberg:
IBAN DE04 7025 0150 0000 888206 Betreff: Igelhilfe
Gut zu wissen: Der BUND Naturschutz ist ein gemeinnütziger Verein, d.h. Spenden auf
unser Spendenkonto sind von der Steuer absetzbar. Bis 300,- EUR reicht dem Finanzamt
hierfür der Kontobeleg, auf Wunsch und für höhere Beträge können wir aber auch eine
Spendenbescheinigung ausstellen.