Die Gemeinde Haar trauert um Vollblut-Kämmerer Horst Scherer. Ein Nachruf.
Erwähnt man bei langjährigen Gemeindemitarbeitern oder altgedienten Vereinsvorständen in Haar den Namen Horst Scherer, passiert eigentlich nahezu immer das Gleiche: Den Menschen huscht ein Lächeln übers Gesicht. Spätestens dann ist klar: Horst Scherer war mehr als „nur“ der Kämmerer der Gemeinde – sondern auch ein Unikat. Jetzt ist er im Alter von 84 Jahren verstorben.
Horst Scherer war Kämmerer durch und durch. Ein Mann der Zahlen, sparsam, seine Konten im Überblick. Doch als er 1971 in Haar die Finanzabteilung übernahm, gab es noch nicht viel zu verwalten: Haar war eine ärmliche Gemeinde, ein kleines Pflegerdorf eben, mit geringem Haushalt. Die Haushaltssitzungen waren locker in einem Vormittag erledigt und gerade mal vier Personen haben dort gemeinsam debattiert. Es gab ja kein Geld zu verteilen.
Wandel in Haar begleitet
Im Laufe der über 30 Jahre, die Horst Scherer Haars Kämmerer war, änderte sich das aber. Und zwar grundlegend: Haar wandelte sich unter drei verschiedenen Bürgermeistern von einer dörflichen zur urbanen Gemeinde, die Verwaltung wurde immer mehr zum hochmodernen professionellen Betrieb. Horst Scherer war mittendrin, erlebte wie das Haushaltsvolumen in hohe zweistellige Millionenbereiche schnellte. Für einen Kämmerer muss das eine besondere Genugtuung sein.
Den Menschen verbunden
Doch Horst Scherer sah nicht nur viel Geld, sondern vor allem das, was seine Mitbürger damit anfangen können. Er war eben auch Haarer – und das aus ganzem Herzen. Ihm waren seine „einfachen“ Mitbürger genauso wichtig, wie irgendeine höhergestellte Persönlichkeit. Er war an den Menschen interessiert. Seine ehemaligen Mitarbeitenden können das nur bestätigen: Ihr Chef war fürsorglich, er hat sie unterstützt und beschützt, sagen sie. Auch den Vereinsvorständen stand er wohlwollend gegenüber und setzte sich in den Haushaltsberatungen für sie ein – ohne irgendwen zu bevorzugen. Horst Scherer war durch und durch loyal.
Legendäre Lebensweisheiten
Und trotzdem: Vor einem typischen „Scherer-Spruch“ war wirklich niemand sicher. Dafür war er berühmt-berüchtigt. Er mischte „Lebensweisheiten“ in die Gespräche und kommentierte sogar in fachlichen Bereichen augenzwinkernd mit Redewendungen: locker, urbairisch, mit viel Humor, der manchmal sehr trocken daherkam. Da musste der eine oder die andere hin und wieder schon überlegen, ob man in diesem Moment beleidigt reagieren oder einfach schallend lachen soll. Horst Scherer hätte immer die zweite Variante bevorzugt.
Ein Unikat bleibt im Gedächtnis
Er war eben ein Unikat: ein knorriger Typ, geradlinig, aufgeräumt, bodenständig, mit einer guten Portion bayerischem Grant gepaart mit beeindruckender Herzlichkeit und einer Menge Humor. So ist es kein Wunder, dass Horst Scherer auch nach seinem Abschied in den Ruhestand im Jahr 2004 immer noch in bester Erinnerung im Rathaus war. Und in der Gemeinde hat man den Herzblut-Haarer sowieso immer antreffen können. Jetzt wird er fehlen. Aber seine Sprüche leben weiter. Einige sind nach wie vor fester Bestandteil im Rathaus-Gedächtnis. Man sollte sie aufschreiben. Denn sie sind es wert, auch in der nächsten Generation zitiert zu werden …
Unser Mitgefühl gehört seiner Familie und seinen Freunden.