Hubert Tausch und seine Frau aus Vaterstetten kamen zu der Kuh aus Kunststoff fast wie die Jungfrau zum Kind: Sie erbten sie von ihrer Nachbarin, die leider an einer Covid-Infektion gestorben war. Eine schöne Kuh in Lebensgröße, ganz weiß – und damit auch etwas langweilig. Als der Kunstliebhaber Tausch Anfang des Jahres in der VHS die Ausstellung „unerwARTet – Experimente in Acryl“ sah, kam ihm eine Idee: Er schickte der Kursleiterin Elke Lorenz eine E-Mail und fragte an, ob die beteiligten Künstlerinnen Lust hätten, seine Kuh zu verschönern. Nach einer Besichtigung stand für die Malgruppe fest: Die Kuh wird bunt! “Das würde auch die Enkelkinder der Tauschs freuen, die gern im Garten mit der Kuh spielen. Kürzlich hatte sich sogar ein weiteres Enkelkind angekündigt – ein Cousin oder eine Cousine für die Kinder. So war der Name für das Projekt geboren: Kuh Sine”, erklärt die Gruppe die Namensfindung.
Nun mussten die Malerinnen eine Stilrichtung finden. Eine Kuh mit Flecken? Zu alltäglich. Monochrom? Zu langweilig. Mit Sternen, Wolken, Herzen, …? Zu kitschig. Die Frauen entschieden sich für abstrakte Motive im Stil von Joàn Miró. “Seine Bildsprache – häufig als „heitere Naivität“ bezeichnet – zaubert fast jedem ein Lächeln ins Gesicht. Sie ist verspielt und fröhlich, kindlich, aber nicht kitschig. Sie schmückt die Kuh, überlädt sie aber nicht”, so die Gruppe.
An mehreren Nachmittagen nahm das Konzept Gestalt an. Das Ergebnis ziert nun den Garten der Tauschs in Vaterstetten – als echter Hingucker und Symbol für die Liebe zur Kunst. Und für das Kind, das in allen von uns steckt. Heitere Naivität eben. Darüber hätte sich bestimmt auch die Nachbarin gefreut. (Text von Teilnehmerin Kerstin Bandow des VHS Kurses „Experimente in Acryl“ von Elke Lorenz)