Harmonische Bürgerversammlung

von Leon Öttl

Eine gute Stimmung herrschte bei der gestrigen Bürgerversammlung in Grasbrunn. Über einen schuldenfreien Haushalt freute sich Bürgermeister Klaus Korneder (SPD), der wichtige Neuheiten beim Glasfaserausbau verkündete. Gute Nachrichten gab es auch von der Polizei: die Bürgerinnen und Bürger Grasbrunns leben sehr sicher. Knapp 100 anwesende Bürger interessierte vor allem das Vorhaben, Windräder nahe Keferloh zu errichten.

50% heizen mit Gas

Den Auftakt des Berichts der Verwaltung machte wie immer ein statistischer Teil: 78 Nationalitäten leben in Grasbrunn. Auch Informationen zur Art der Beheizung gab es: 50,2% der Haushalte heizen mit Gas, 27,4% mit Heizöl. Ein Zehntel der Haushalte ist an Fernwärme angeschlossen. 

Gemeinde schuldenfrei

Gute Nachrichten gab es beim Haushalt: seit diesem Jahr sei man schuldenfrei, nachdem das vergangene Jahr „ganz gut“ abgeschlossen wurde. Auch 2024 erwartet man ein positives Jahresergebnis. Bei der Gewerbesteuer soll es erneut Rekordeinnahmen geben: über 16 Millionen Euro (2023: 15,65 Mio). Korneder beklagte, dass ein großer Teil der Einnahmen umgelegt werden, also nicht bei der Gemeinde bleiben – von jedem Euro Gewerbesteuer verblieben lediglich rund 40 Cent in Gemeindehand.

Harthausen fertiggestellt, in Grasbrunn soll es demnächst losgehen

Beim Bauen bewegt sich der private Wohnungsbau noch auf noch niedrigerem Niveau: erst 31 Anträge seien in den ersten drei Quartalen eingegangen – 8 weniger als 2023. Grund dafür sind die hohen Baupreise und das weiterhin hohe Zinsniveau.

Beim gemeindlichen Bau gibt es hingegen gute Nachrichten: Die Hauptstraße 1 steht kurz vor der Fertigstellung, im Dezember sollen die ersten Wohnungen übergeben werden: 4 direkt an Gemeindebeschäftigte, 3 an aktive Mitglieder der Feuerwehr, 10 an seit mindestens 2 Jahren ansässige Gemeindebürger und eine an einen ehemaligen Bürger. Hierbei werden niedrigere Einkommen bevorzugt. Durch eine Förderung wird der Mietpreis lediglich 10 Euro pro Quadratmeter betragen.

Das Großbauprojekt in Grasbrunn sei nun „endlich im Endspurt“. Noch fehlt die Genehmigung des Landratsamt, dann können die 10 Doppelhaushälften, 8 Reihenhäuser sowie 75 Wohnungen gebaut werden, 21 davon als Gemeindewohnungen. Auch ein Gastronomie- und Beherbergungsbetrieb auf der Fläche des „Grasbrunner Hofs“ soll entstehen. Wann genau gestartet wird läge in den Händen der Eigentümer des Grundstücks, so Korneder.

Glasfaser kommt – gemeindeweit

Nachdem die Entscheidung der Telekom wie mit dem Ausbau in Grasbrunn weiter verfahren wird auf sich warten lässt, sei der Ausbau durch die Telekom „keine Option“ mehr. Auch ein Aufbau eines Netzes in Eigenregie ist für die Mehrheit des Gemeinderats keine Option. Daher habe man im Juli die Kooperation mit „Unsere Grüne Glasfaser“ beschlossen, einem Joint Venture der Allianz mit O2. Das besondere: der Ausbau erfolgt in der gesamten Gemeinde, los gehen soll es im zweiten Quartal 2025 – egal, ob und wie viele Vorabverträge geschlossen werden. Anbieter des Internets wäre dann O2. Am Mittwoch, den 23. September findet um 19 Uhr eine Inforveranstaltung zum Ausbau statt.

LED-Laternen sparen 70 Prozent Strom

Positiv sei die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED: gut 70% spare man mit der neuen Technik, so der Bürgermeister. Das Licht könne besser gelenkt werden, zudem seien die Leuchten insektenfreundlicher, hätten eine höhere Lebensdauer und seien deutlich weniger wartungsintensiv. Nach 10 Jahren soll sich die Umrüstung amortisiert haben. 

Auch die Flutlichtanlage im Sportpark soll auf eine neue Lichttechnik umgerüstet werden. 50% Strom will man so einsparen. Seit Wochen wartet die Montagefirma auf Leuchten, doch dafür fehlen Halbleiter. Sobald die Leuchten geliefert werden kann mit der Umrüstung begonnen werden. 

Konkretere Netzplanung bei der Geothermie

Im Frühjahr 2026 statt wie bislang Ende 2025 soll nahe der Vaterstettener Raststätte nach heißem Wasser gebohrt werden – Grasbrunn ist zu 25% an der Bohrgesellschaft der vier Gemeinden Grasbrunn, Vaterstetten, Zorneding und Haar beteiligt. Für den Netzausbau ist dann jede Gemeinde nochmals selbst verantwortlich. In Grasbrunn soll nun Anfang kommenden Jahres eine Netzgesellschaft gegründet werden. Diese soll eine Energiezentrale bauen und mindestens 39,5 Kilometer Fernleitungen verlegen, voraussichtlich 2027 soll es losgehen, in 8 Bauabschnitten.  

Anfragen zum Verkehr

Die Möglichkeit, Anfragen und Anträge vorab einzureichen, nutzten einige Bürger, etwa Patricia Ax aus Neukeferloh, die die Prüfung einer Fußgängerampel an der B304-Kreuzung am Technopark beantragte, da der Tunnel unangenehm und unsicher sei. Doch laut dem Bürgermeister bestehe hier kaum Aussicht auf Erfolg, zuständig sei das Straßenbauamt, da eine Bundesstraße gekreuzt werden müsste. 

Die Familie Primusz kritisierte den Verkehr in der Zornedinger Straße in Harthausen und schlug einige Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung vor. Korneder entgegnete, dass die Straße vor 2 Jahren Anlass zur Einführung der kommunalen Verkehrsüberwachung gewesen sei. Ein Wunsch nach weniger Verkehr sei immer nachvollziehbar, aber nicht immer realisierbar. Weitere Verbesserungen seien hier nicht möglich, er sei „mit seinem Latein am Ende“. 

Windenergie beschäftigt Bürger

Bis zu fünf Windräder sollen bei Keferloh entstehen. Das beschäftigte viele Bürger, mehrere wünschten sich eine Informationsveranstaltung. Ein Bürger sei „nicht gerade glücklich“ mit der Planung im Wald und forderte ein Mitspracherecht der Bevölkerung, dem Korneder eine klare Absage erteilte: „ein Mitspracherecht der Bürger wird es nicht geben“, denn man habe selbst kein Mitspracherecht. Man bewege sich im Baurecht. 

Ein anderer Bürger beklagte die geplante Führung der Wärmeleitung, für die wohl ein Bolzplatz aufgegraben werden müsse. 

Sebastian Brunner vom TSV sprach die Situation der Umkleidekabinen an: diese seien im Trainingsalltag überlastet, nicht nur zu Turnieren. Korneder bat dem TSV an, ein weiteres Umkleidegebäude in Eigenregie zu planen: „dann steigen wir in die Planung ein“, so Brunner.

Stellvertretender Landrat warnt vor klammer Kasse

Christoph Nadler (Grüne) begrüßte die knapp 100 Bürger Foto: Leon Öttl / B304.de

Während die Nachrichten zu den Gemeindefinanzen erfreulich waren schaut es im Haushalt des Landkreises ganz anders aus: Man habe ein Defizit von 70 Millionen Euro, so Christoph Nadler (Grüne), stellvertretender Landrat, der ein Grußwort an die Bürger richtete. Um das Defizit auszugleichen müsste man die Kreisumlage von 48,8 Prozent um 3,5 bis 4 Prozent erhöhen – oder aber sparen. Das gehe nur durch Streichungen freiwilliger Leistungen. Nadler deutete an, dass dies auch das MVV-Angebot des Landkreises, der die Busse bestellt, betreffen könnte. 

Nadler zollte der Gemeinde Respekt für die Schuldenfreiheit und sprach auch die Windkraft bei Keferloh an: hier gehe es um „keinen Schönheitspreis“, sondern die Deckung des gemeindlichen Energiebedarfs. Zudem ging er auf die langen Wartezeiten der Zulassungsstelle ein: „da müssen wir was tun“. 

Abschließend appellierte der stellvertretende Landrat an die Bürger: die Demokratie sei so sehr in Gefahr, wie sie es schon lange nicht mehr war. Dabei sei sie nicht gottgegeben, sie falle nicht einfach vom Himmel. 

Sichere Gemeinde

Stefan Roß, Chef der Polizei in Haar, die für Grasbrunn zuständig ist, hatte gute Nachrichten für die Anwesenden: Sie lebten in einer „wirklich sicheren Gemeinde“. 169 Delikte hätten sich 2023 im Gemeindegebiet ereignet, 2024 waren es bislang 129. „Sie sind diesbezüglich ganz gut in der Spur“. 

Stefan Roß berichtete aus Polizeisicht: die Grasbrunner lebten sehr sicher Foto: Leon Öttl / B304.de

In nahezu allen Bereichen gäbe es einen Abwärtstrend bei der Kriminalität – beispielsweise bei Rauschgiftdelikten, auch bedingt durch die Teillegalisierung von Cannabis. Die Zahl der Wohnungseinbrüche sei mit bislang einem (Vorjahr 2023: ebenfalls 1 Wohnungseinbruchsdiebstahl) sehr niedrig. So verhält es sich auch bei den Fahrraddiebstählen: 2 wurden 2023 gemeldet. 

Bei den Verkehrsunfällen habe es bislang 102 Unfälle gegeben, im vergangenen Jahr waren es 121, darunter vor allem kleinere Unfälle. Erfreulich: seit 2021 habe sich kein Schulwegunfall ereignet, was auch den Schulweghelfern zu verdanken sei. 

Roß machte auf ein „Herzensanliegen“ aufmerksam: Schockanrufe. Sei es eine WhatsApp-Nachricht der angeblichen Kinder, oder der Anruf von falschen Beamten oder angeblicher Kinder   „drücken Sie’s weg“, so die Empfehlung des Kommissars. Auch auf die Phänomene angeblicher Gewinnversprechen sowie des Romance Scammings machte Roß aufmerksam.