Schon lange gab es Gerüchte, der “Grasbrunner Hof” solle abgerissen werden. Nun ist es beschlossene Sache: Das Gasthaus im Zentrum des Gemeindeteils Grasbrunn kommt weg. Schon seit 2017 diskutiert der Gemeinderat über die Neubebauung in diesem Teil der Gemeinde, hatte sich aber stets zum Erhalt des Gasthauses bekannt. Immerhin ist man sich aber einig, dass an gleicher Stelle wieder ein Gasthof entstehen soll.
Nach umfangreichen Vorarbeiten und Abstimmungen mit den Grundstückseigentümern hat der Bau,- Umwelt- und Verkehrsausschuss in seiner jüngsten Sitzung dem städtebaulichen Konzept für das neue Baugebiet mit 10:2 Stimmen zugestimmt. „Ich bin sehr froh, dass das Konzept, an dessen Erstellung auch die Grundstückseigentümer und die Gemeinderatsfraktionen beteiligt waren, eine breite Mehrheit gefunden hat und wir nun im Verfahren alle offenen Fragestellungen abarbeiten können”, erklärt Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) nach der Sitzung gegenüber B304.de. Gleichzeitig wurden die Vorentwürfe der 14. Änderung des Flächennutzungsplans sowie des Bebauungsplans Nr. 72 in Grasbrunn „Kirchenstraße, St.-Ulrich-Platz“ unter verschiedenen Maßgaben gebilligt. “Die künftige Bebauung soll sich an der Nachbarschaft orientieren. Mit der Festlegung eines Sondergebiets ist auch der Erhalt einer Gaststätte am Dorfplatz sichergestellt. Das war allen Mitgliedern des Gemeinderats besonders wichtig.“ Die Gemeinde hofft, dass so der publikumswirksame Anziehungspunkt am Dorfplatz erhalten bleiben kann. Nachdem der Gasthof mit Beherbergung am St.-Ulrichs-Platz abgerissen worden ist, soll er durch einen modernen Neubau mit vergrößertem Biergarten ersetzt werden. “Mit dem beschlossenen Wiederaufbau der Gaststätte können wir dem Anliegen der Bürger, das Ortskernbild und die Gaststätte zu erhalten, entsprechen”, meint auch Detlef Wildenheim, Ortsvorsitzender der CSU Grasbrunn und stellvertretender Bürgermeister.
Das angrenzende, derzeit zum Teil brachliegende Gebiet, soll nach Aufgabe der bisherigen Nutzung nun hauptsächlich dem Wohnen dienen. Hier ist die Errichtung von mehreren Doppel- und Reihenhäusern sowie Geschosswohnungsbauten mit verschiedenen Wohnungsgrößen mit insgesamt max. 76-80 Wohneinheiten durch Privatinvestoren vorgesehen. “Keine Luxusvillen aber auch keine zu intensive Bebauung, die das Ortsbild und den dörflichen Charakter zerstört”, so Wildenheim.
“Die Anzahl der geplanten Wohnungen ist grenzwertig”, kritisiert Sven Blaukat, für die FDP im Gemeinderat Grasbrunn. “Das entspricht aber in der Durchschnittskalkulation der geplanten Fläche. Weniger gut fand ich, dass man sich nicht zu einem öffentlichen Spielplatz als Begegnungsstätte entschließen konnte.”
Erschlossen werden soll das Baugebiet verkehrsgünstig sowohl von der Kirchenstraße als auch über eine neue Anbindung an die Keferloher Straße, die erst noch gebaut werden muss. “Wir müssen uns in den nächsten Ausschüssen über die Verkehrssituation Gedanken machen, es besteht die Gefahr, dass der Dorfplatz zu stark belastet wird”, gibt Blaukat zu bedenken.
Das Maß der baulichen Nutzung wurde entsprechend der Umgebungsbebauung gewählt, erklärt die Gemeindeverwaltung. Dadurch solle sich die Neubebauung harmonisch in die Nachbarschaft einfügen. Durch den Bau von Tiefgaragen sollen die Außenbereiche nicht durch Garagen verbaut werden. Eine hohe Durchgrünung innerhalb des Baugebietes und zur Nachbarschaft soll durch die Festsetzung von umfangreichen Baum- und Strauchpflanzgeboten im Bebauungsplan gewährleistet sein. Hierzu kritisiert jedoch Max Walleitner, Vorsitzender der Grünen in Grasbrunn und Gemeinderat: “Wir wollten mehr Begegnungen und mehr dörfliches Leben im Baugebiet gestalten, durch schön gestaltete und mit Hecken eingerahmte öffentliche Aufenthaltsräume im gesamten Gebiet und dem entsprechenden Spielplatz. Leider wurde das, einschließlich der Blühflächen, begrenzt auf einen schmalen Grünstreifen neben der Straße.” Er befürchtet: “Daher wird sich wahrscheinlich wieder keine dörfliche Gemeinschaft entwickeln und die meisten der Privatgärten werden nicht insektenfreundlich gestaltet werden.”
Im nächsten Schritt soll nun die Verwaltung beauftragt werden, die Öffentlichkeit über die genauen Pläne zu informieren, damit alle Grasbrunner Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit haben, sich zur Planung zu äußern und Anregungen dazu vorzubringen. Parallel dazu sollen weitere Gutachten erstellt werden, z.B. um die Immissionsbelastungen zu ermitteln, die beispielsweise Straßen, Gewerbe, Gaststätte und Landwirtschaft verursachen, um die Ergebnisse bei der weiteren Planung berücksichtigen zu können.