Mit den ersten sonnigen Tagen im Juli hat in der Region offiziell die Getreideernte begonnen – die ersten Flächen mit Wintergerste wurden bereits gedroschen. In den kommenden Wochen folgen unter anderem der Winterweizen – ein zentraler Rohstoff für die Brotherstellung – sowie die Sommergerste, die später in der Brauwirtschaft zum Einsatz kommt.
Dr. Fabian Lichti, Leiter des Staatsguts Grub, blickt gemeinsam mit Klaus Lettenmeyer und Helena Ippisch optimistisch auf die bevorstehende Erntezeit: „Der Beginn der Ernte ist für Landwirtinnen und Landwirte stets ein besonderer Moment – schließlich ist er das Ergebnis monatelanger Arbeit und Vorbereitung“, erklärt Lichti.
Hightech auf dem Acker – Mähdrescher im digitalen Zeitalter
Die Erntetechnik hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt. Statt vieler kleiner Maschinen übernehmen heute hochmoderne Großgeräte die Arbeit auf dem Feld. Trotz geringerer Fahrzeuganzahl ist die Schlagkraft durch innovative Technik deutlich gestiegen. Mähdrescher mit Schneidwerken von bis zu zwölf Metern Breite können in kurzer Zeit große Flächen bearbeiten – eine Aufgabe, für die früher ganze Wochen notwendig waren. Unterstützt durch GPS-Systeme und präzise Abläufe, sind viele Maschinen im Schichtbetrieb bis in die Nachtstunden unterwegs – sofern es das Wetter zulässt.
Auch auf den Straßen ist dieser Wandel spürbar: Statt vieler kleiner Traktoren prägen heute große, schwer beladene Gespanne das Bild. Diese pendeln regelmäßig zwischen Feld, Hof und Lager. Ihre Dimensionen erfordern nicht nur eine präzise Koordination durch die Fahrerinnen und Fahrer, sondern auch erhöhte Aufmerksamkeit anderer Verkehrsteilnehmer – insbesondere in engen Kurven oder auf schmalen Straßenabschnitten.
Auf technischer Ebene bieten moderne Erntemaschinen weit mehr als nur Kraft und Größe. Auf dem Staatsgut Grub ermöglichen integrierte Sensoren im Mähdrescher eine standortgenaue Ertragsdatenerfassung. Während das Korn in den Tank fließt, entsteht auf dem Bordcomputer eine digitale Ertragskarte, die Rückschlüsse auf die Bodenqualität einzelner Feldbereiche zulässt. Diese Informationen dienen später der präzisen Düngung: Weniger Dünger auf schwächeren Standorten, gezielter Einsatz dort, wo das Potenzial höher ist. Das spart Ressourcen, schützt das Grundwasser und verbessert gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit.
„Die modernen technischen Möglichkeiten machen die Arbeit nicht nur effizienter, sondern leisten auch einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit“, sagt Manfred Löbert, der als Lohnunternehmer auf einem der Mähdrescher im Einsatz ist.
Schnelligkeit ist entscheidend – Sicherheit im Ernteverkehr
Ist das Getreide einmal reif und hat die optimale Feuchtigkeit erreicht, muss es rasch vom Feld ins Lager gebracht werden. Wiederholte Regenfälle können die Qualität des Korns mindern – im schlimmsten Fall geht die Eignung als Backweizen verloren, und das Getreide kann nur noch als Futtermittel oder für die Biogaserzeugung verwendet werden. Zeitmanagement ist daher in der Erntezeit besonders entscheidend.
Während dieser Wochen teilen sich Autofahrerinnen und Autofahrer die Straßen mit den „Giganten der Ernte“. Ein kurzer Moment zusätzlicher Aufmerksamkeit – etwa beim Überholen oder in engen Kurven – trägt dazu bei, dass sowohl der Erntebetrieb als auch der übrige Verkehr reibungslos funktionieren. Auch auf Feldwegen, die häufig als Spazier- oder Radwege genutzt werden, kann es zu kurzfristigen Beeinträchtigungen durch Staub oder Maschinenverkehr kommen.
Landwirtschaftliche Betriebe leisten in dieser Zeit eine intensive und verantwortungsvolle Arbeit, um die Versorgung mit hochwertigen regionalen Lebensmitteln sicherzustellen. Rücksicht und Respekt im Straßenverkehr sind daher nicht nur geboten, sondern ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber einem Berufszweig, der maßgeblich zum gedeckten Tisch beiträgt.