In bewährter Tradition wurde am Vorabend zum Volkstrauertag in Vaterstetten zum Frieden in der Welt und zum Ende aller Kriege aufgerufen. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt wurde noch intensiver als sonst zur Verständigung zwischen den Menschen und Völkern gemahnt.
Erstmals fand in der katholischen Pfarrkirche „Zum heiligen Blut Christi“ ein ökumenischer Gedenkgottesdienst unter der Leitung von Pfarrer Stephan Opitz – in Vertretung des erkrankten Pfarrers Hans-Joachim Brennecke – statt. Opitz betonte in seiner Predigt, dass Gedenken an die Kriegs- und Gewaltopfer mehr sei als nur Erinnern. Zwar sei man angesichts der „Fratze des Krieges“ allzu oft wegen der Grausamkeit von Gewalt und Terror „von Kopf bis Fuß“ wie gelähmt, aber nur die selbstwirksame Überwindung dieser Lähmung sei durch gegenseitige Achtsamkeit möglich. Aktuell gelte weiterhin Christi Wort „Selig sind die Friedfertigen“, und es gehe vor allem darum, „sich nicht mit den Hoffnungslosen gemein zu machen“. Opitz wörtlich: „Lasst uns daran festhalten, der achtsamen Verständigung auf die Beine zu helfen! Lasst uns einander zuhören und im Gedenken an die Opfer Gutes tun!“ Für ein besseres Leben und ein besseres Miteinander.
Bei der Feier am Kriegerdenkmal Vaterstetten mahnte Diakon Helmut Wetzel, dass „Frieden nicht vom Himmel falle“, sondern von jedem einzelnen gelebt werden müsse. Er zitierte dazu den Volksdichter Peter Rosegger und sein Gedicht „Ein bisschen mehr Friede“. Darin heißt es u.a.: „Ein bisschen mehr Friede und weniger Streit; Ein bisschen mehr Güte und weniger Neid; ein bisschen mehr Wahrheit immerdar und viel mehr Hilfe bei jeder Gefahr.“
Vorstand Oskar Betzl vom Krieger- und Soldatenverein Vaterstetten erinnerte in seiner Ansprache an die denkwürdigen und einschneidenden Ereignisse des Monats November und an den Terror der Hamas gegen Israel. Dies sei nunmehr 85 Jahre nach der Reichsprogromnacht geschehen, als in Deutschland die planmäßige Verfolgung der Juden begann und jetzt im Nahen Osten erstmals nach dem Holocaust wieder planmäßig Juden in großer Zahl ermordet wurden. Dass sich aktuell wieder Juden in Deutschland nicht mehr als solche öffentlich zeigen können und bestimmte Plätze aus Angst meiden, sei eine Schande. Das Gleiche gelte für Demonstrationen, bei denen man die Taten der Hamas feiere und für den Antisemitismus offen werbe, aber auch für die Putin-Freunde oder Putin-Versteher: „Putin lässt sich mit Vertretern der Hamas und der iranischen Regierung, die das Ganze im Hintergrund steuert, fotografieren und bedauert die zivilen Opfer im Gazastreifen, während er selbst zivile Opfer in der Ukraine schafft. Das zeigt, mit welchen Leuten man es mit seinen Freunden und Verstehern zu tun hat.“
Betzl nachdenklich: „Wir leben in schwierigen, auch bedrohlichen Zeiten. Die von Russland überfallene Ukraine steht vor dem zweiten Kriegswinter. Auch können uns die Leiden des palästinensischen Volkes nicht unberührt lassen. Über allem liegt auch eine wachsende Rivalität zwischen den freiheitlichen Demokratien unserer Prägung und Formen autokratischer Herrschaft.“ Ein Vorteil der Demokratie aber sei, „dass Macht nur auf Zeit erteilt wird und Änderungen sich mit friedlichen Mitteln erreichen lassen“.
Betzl: „Wie können wir heute die vor uns liegenden Herausforderungen bewältigen? Wir sind in Europa zu einer Schicksalsgemeinschaft verbunden. Das heißt, dass wir für die europäische Freiheitsidee fortwährend kämpfen müssen; nicht mit Waffen, sondern mit Argumenten und unserem Handeln.“ Ein nur auf die nationale Sicht verengter Staat müsse heute scheitern. So wenig, wie die Ideen von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat an Staatsgrenzen haltmachten, so sehr formierten sich ihre Feinde seit jeher grenzüberschreitend.
Betzl rief dazu auf, sich darauf zu besinnen, welche Herausforderungen unser Land in der Vergangenheit gemeistert habe. „Es gilt alles zu tun, die Freiheit zu bewahren, die Demokratie zu schützen und zu festigen, künftige Kriege zu verhindern und bestehende zu beenden.“
Für den VdK betonte der stellvertretende Ortsvorsitzende Bruno Wirnitzer in seiner Rede, wie wichtig es generell für den Frieden in der Gesellschaft sei, dass selbst die Schwachen ein würdiges Leben führen könnten.
Im Beisein von Vertretern der Gemeinde wie des Bürgermeisters Leo Spitzauer und mehrerer Gemeinderäte sowie Altbürgermeister Georg Reitsberger und der Traditionsvereine mit ihren Fahnenabordnungen wurden vom VdK und vom Krieger- und Soldatenverein Vaterstetten am fahnengeschmückten Kriegerdenkmal Kränze niedergelegt, begleitet vom dreifachen Ehrensalut sowie dem Erklingen der Nationalhymne und der bayerischen Landeshymne.