Die Gemeinde Haar wächst und wächst. Bereits im Foyer dominierten die Modelle und Grafiken der anstehenden und zum Teil schon begonnenen Bauprojekte: Jugendstilpark, Parkside Gronsdorf, Grundschule am Jagdfeld, Katharina-Ebert-Straße. Vor den Vorträgen informierten sich die Bürgerinnen und Bürger bei der Bürgerstiftung, Polizei, Gemeindewerken, Fahrservice, Umweltressort und bei den Jugendreportern, die sich dieses Jahr zum ersten Mal präsentierten. Kritische Stimmen am Ende der Vorträge gab es auch. Lesen und sehen Sie hier mehr.
Bürgermeisterin Müller berichtete zum Auftakt über Erfreuliches. Die wichtigste Einnahme der Gemeinde ist die Gewerbesteuer und diese stieg in diesem Jahr auf 22 Millionen an. “Eine Vielzahl der Firmen ist um eine Kategorie aufgerückt”, so die Rathauschefin. Dem gegenüber stehen die Ausgaben. Die Grafik dazu zeigt einen deutlichen Block: die Investitionen in Kinderbetreuung. Sie haben sich fast verdoppelt. “Die Kitas sind ein großer Brocken im Haushalt”, erklärt Müller und erwähnt später in ihrem Vortrag “die Kinderbetreuung begleitet uns ständig, wir gehen hier wir auf 98% zu”. Ein weiterer Investitionsschwerpunkt liegt beim sozialen Wohnungsbau. Dazu wird die Gemeinde im neuen Jahr Schulden aufnehmen. Für die Schulerweiterung der Grundschule im Jagdfeld ist das nicht notwendig. Von den steigenden Müllgebühren ist jeder in der Gemeinde betroffen. Die höheren Kosten für den Wertstoffhof und die schlechten Preise am Recyclingpapiermarkt seien der Grund dafür. Müller präsentierte einige Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde. Aktuell leben 21.433 Menschen in Haar, davon 4.511 über 65 und 4.944 aus ausländische Mitbürger aus 118 Nationen (davon wiederum 300 Flüchtlinge). Der Grundschulausbau am Jagdfeld wird in 2018 starten, behindertengerecht und angelehnt an das Münchner Schulhausmodell soll es werden. Mit aktuellen Schülerzahlen und Prognosen anhand der Kita-Belegungen argumentiert Müller die dringend notwendige Grundschulerweiterung.
Verkehrsbelastung der Gemeinde – ein schwer lösbares Problem
Der Verkehr ist nicht nur in Haar eine dramatische Belastung. Mit Verkehrszählungen und Planungen wie die Verlegung der B471 versucht die Gemeinde etwas zu unternehmen. Allein 11.700 Fahrzeuge auf der B471 sind im Transit durch Haar, so das Ergebnis der diesjährigen Zählung. „Wir werden an der B471 zur B304 eine zusätzliche Rechtsabbiegespur bekommen. Das ist mit den Investoren am Jugendstilpark so vereinbart“, verkündete Müller. Der LKW-Verkehr zum und vom Kieswerk nimmt ebenfalls zu. Vor allem Gronsdorf und Trudering leiden darunter. Da ist im Moment keine Lösung in Aussicht. Eine erfreuliche Nachricht kann die Bürgermeisterin bekannt geben. In Gronsdorf ist soeben Tempo 30 vor dem Kindergarten eingeführt worden. Für die Bauarbeiten am Jugendstilpark, die ja bereits voll im Gange sind, werden auch im kommenden Jahr Behinderungen in der Leib- und Vockestraße erwartet. „Wir bemühen uns, sie rechtzeitig darüber zu informieren“, so Müller. Der Haarer Bahnhof läge im Zeitplan. Mit Behinderungen ist auch im nächsten Jahr zu rechnen, da die Südseite begonnen wird. Zur Änderung des Busbahnhofs sind zumindest Gelder in den Haushalt 2018 eingestellt.
Viele kulturellen und sozialen Projekte
Mit einer bunten Bilderschau präsentierte sich das soziale Engagement der Gemeinde: Die Helpers for Haar, die Schulweghelfer, die Flüchlingswerkstatt Fahrradreparartur, das Ilembulla-Projekt in Tanzania von der EMG, das Projekt „Kindern Chance geben“ – unterstützt von der Firma Danone. Und dann das Highlight des Jahres 2017, ZAMMA – das Kunst-und Kulturfestival. Einige Projekte davon werden weiter existieren, darunter „Fisch und Jazz“ im Kleinen Theater, das white dinner, die Jugendreporter und das inklusive Sound-Festival. Traditionell endete die Ansprache der Bürgermeisterin mit der Einladung zum Silvesterfeuerwerk. „Bitte schießen Sie nicht selbst, sondern kommen Sie zu unserem Feuerwerk und spenden“.
3.816 Flüchtlinge sind im Landkreis untergebracht
„Mir hat es Freude gemacht zu sehen, was in Haar alles los ist“, so startete der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch. Er berichtete zuerst von den fehlenden 70 Millionen, die über Umlagen oder Finanzierung eingetrieben werden müssen. Erfreulicherweise wird in Schulen in Haar investiert, so auch für den Bau der FOS/BOS in Gronsdorf. Das Grundstück dafür gehört der Stadt München. „Aber sie haben fest zugesagt“, so Weidenbusch. Jetzt sind Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben, darunter auch die Verkehrsplanung, der Schallschutz und die Vermessung. Im Thema Energie und Klimaschutz engagiert sich der Landkreis und hat in Ebersberg eine Energieagentur gegründet. Die Flüchtlingsunterbringung und – versorgung sei gut gelöst. Der massive Einstieg in das Thema sei richtig gewesen. Vor kurzem wurde die 100ste Million Euro dafür ausgegeben. „Ich bin stolz darauf, wir haben Ärger vermieden und rechten Strömungen keine Chance gegeben“, so Weidenbusch und erntete Applaus dafür. Er verwies auf die Fahrplanänderungen des MVV zum 10.Dezember und bat die Zuhörer sich rechtzeitig zu informieren. Mit einem Aufruf, sich gerne bei der Bürgersprechstunde bei ihm oder bei Landrat Christoph Göbel zu melden, endete er seine Rede.
Der falsche Polizeibeamte und der falsche Handwerker
Erfreuliches hatte der Haarer Polizeichef Karl-Heinz Schilling zu melden: die Verkehrsunfälle und die Einbrüche sind in der Gemeinde zurückgegangen. Dafür haben die Körperdelikte zugenommen. Die Polizei Haar meldet insgesamt 1.257 Delikte und 3.055 Einsätze in diesem Jahr. Einen deutlichen Anstieg haben die ohne Nummernschild abgestellten Fahrzeuge im Gemeindegebiet. Dort kleben die Beamten einen roten Punkt auf und beobachten. In den meisten Fällen wären sie nach 1-2 Wochen verschwunden. Die Sicherheitswacht ist in 2017 um einen Mitarbeiter angewachsen, von den acht Stellen sind zur Zeit sieben besetzt. Ein besonderes Augenmerk richtet auch die Polizei Haar auf die Betrügereien durch falsche Polizeibeamte und falsche Handwerker. Schilling ermahnte alle Mitbürgerinnen und Mitbürger zu erhöhter Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. „Bitte scheuen Sie sich nicht, sofort die Polizei einzuschalten“.
Die Bürgerstimmen
„Wir sind am Ende unserer Kapazitäten“, so meldete sich der Haarer Bürger Kunert bei der Bürgermeisterin und forderte sie auf, die Expansionspläne zu überdenken und den Ausbau der Infrastruktur voranzutreiben. „Das passt so nicht mehr in die Region. Wir haben eine Grenze erreicht“, ermahnte er. „Sie haben Recht, ich nehme das gerne so mit“, antwortete ihm die Bürgermeisterin.
Zwei Wünsche äußerte die Haarer Bürgerin Buchner. Beim Silvesterfeuerwerk soll nicht mehr so viel selbst geschossen werden, da man ansonsten das gemeindliche Feuerwerk durch den starken Nebel nicht sieht. Und die Polizei soll bitte nicht arme Rentner abkassieren, die sich nach dem Starten des Motors und dem Rangieren aus dem Parkplatz noch nicht angegurtet haben. Das kostet 30 Euro und ist dreimal kurz hintereinander passiert. Dienststellenleiter Schilling will sich der Sache annehmen.
Die Bürgerin Gabi Dotzel meldete sich zu Wort und argumentierte gegen den Bau der Grundschulerweiterung in der Jagdfeldschule. Sie hat eine Bürgerinitative gegründet und sammelt zur Zeit Unterschriften gegen den Standort, nicht gegen den grundsätzlichen Bau einer weiteren Grundschule. „Dieser Standort ist nicht richtig gewählt“, so ihre Meinung. Bürgermeisterin Müller lud sie ins Rathaus, um die Planungen und Berechnungen mit ihr durchzusprechen. Der Bau ist mit einem Gemeinderatsbeschluss bestätigt und wird in 2018 starten.
Hier einige weitere Impressionen der Bürgerinfo am 6.12. im Bürgerhaus Haar (alle Fotos: Jugendreporter Koray Keskin):