Hervorragende Restaurants haben wir im Gemeindegebiet einige. Aber noch keines für feine alpine Küche. Das soll jetzt Vergangenheit sein: In der Corona-Pause haben die Hoteliers Xenia und Christian Erb in ihrem Restaurant Almgrill alles dafür gegeben, um diese Philosophie in ihre Küche zu bringen und zu perfektionieren. Nicht nur die Räumlichkeiten wurden mit viel Liebe zum Detail umgestaltet, sondern auch die Speisenkarte mit Dry Aged Fleischspezialitäten und raffinierten Appetizern perfektioniert. Bereits am Eingang des Restaurants sorgt nun ein beeindruckender Reifekühlschrank dafür, dass den Gästen schon beim Anblick feinster Filets, Entrecotes, Roastbeef und Teres Mayor das Wasser im Munde zusammenläuft. Das war die Pflicht, dann kam die Kür: Seit Jahresbeginn leitet die Kulinarik-Koryphäe Rainer Unglaub die Almgrill-Küche im Hotel Erb.
Unglaub selbst hält nicht viel von Standesdünkel, Sternen und sonstigem Schnickschnack – gutes Essen und beste Zutaten, das ist ihm wichtig. „Wir machen hier zu 99 Prozent alles selbst“, erzählt uns der 52-Jährige, als wir ihn in Parsdorf besuchen. Dabei kann sich sein Werdegang sehen lassen, adelt dieser doch jedes Haus: Unglaub sammelte in seiner über 30-jährigen Karriere Renomées in der gehobenen Küche wie andere Schwammerl ins Körbchen. Um nur einige Stationen in seiner Karriere zu nennen, seien hier die Vinothek Alter Hof in München, das Farmhaus in Gernlinden oder das Bammes in Nürnberg angeführt. Auch auf hoher See, auf der MS Sea Regent, hat Unglaub schon gekocht. Zuletzt wechselte er aus dem Restaurant des Hotels Bauer in Feldkirchen zu den Erbs nach Parsdorf. Internationale Klassiker, aber auch bayerisch-fränkische Spezialitäten gehören zu seinem festen Repertoire am Herd. Für LIVING&style lüftete er so manchenckel.
Während wir eine tadellose, mit Rote-Beete-Staub gekrönte Hummerbisque löffeln dürfen, erzählt uns Unglaub, was er unter feiner alpiner Küche versteht. „Ich liebe es, mit Aromen und Gewürzen zu experimentieren“, sagt er begeistert. Insbesondere die Dry Aged Fleischspezialitäten vom Josper Grill will er neu akzentuieren – aber dezent. Das Rindfleischtatar, das auf die Bisque folgt, kommt mit einer Veilchenblüte auf einem Pumpernickeltaler daher und zergeht so fein auf der Zunge, dass man es sich als Hauptgericht herbeiwünscht.
Im Gegensatz zu den USA, wo der Aperitif in der Hotelbar und vor allem das gepflegte Dinner im Hotelrestaurant seit Generationen zum guten Ton gehören, ist dies hierzulande eher noch Neuland. Doch liest man die Speisenkarte im Almgrill und kuschelt sich dabei in die flauschigen Sessel, während der Sound aus der Lobby ein bisschen Sehnsucht auf Jet Set macht, bekommt man eine Ahnung, was „Essen im Hotel“ so besonders macht: Man fühlt sich mit so vielen, die nicht daheim sind, auf eine wunderbare Weise wie zu Hause. Wenn es nach den Erbs geht, soll sich dieses Gefühl weitertragen. Wenn es nach uns geht, auch. Guten Appetit!