Ab 2025 soll es einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung geben. Was dafür an den gemeindlichen Schulen in Vaterstetten zu tun ist hat nun eine Untersuchung betrachtet, dass dem Gemeinderat vorgestellt wurde. Kernpunkt: Handlungsbedarf besteht hauptsächlich im Ortsgebiet Baldham und Vaterstetten. Entweder die Wendelstein-, oder die Brunnenschule müsste vierzügig werden. Ein Hortneubau nahe des OHAs ist hingegen nicht mehr geplant.
Schon jetzt beträgt der Bedarf an Ganztagsplätzen an den gemeindlichen Schulen rund 80 Prozent, mit Ausnahme Parsdorf, dort sind es gut 50 Prozent. Erwartet wird ein Anstieg auf 90 Prozent, wobei die Nachfrage mit der Qualität des Angebots wachse. Ausgehend von den Bestandsaufnahmen in den Schulen wurden alternative Szenarien für jeden Schulstandort entwickelt, um die Bandbreite der Entwicklungsmöglichkeiten vergleichend darstellen zu können. Architekt Jan Weber-Ebnet stellte die einzelnen Szenarien dem Gremium vor.
Neue Grund- und Mittelschule: Platz wird enger, dafür kein Hortneubau
Die Karlheinz-Böhm-Schule „funktioniert eigentlich schon“, die komplette Ganztagsbetreuung sei untergebracht, so der Gutachter. Die Schule könne zwar aufgestockt werden, doch das sei nicht nötig. Aktuell verfügt die Schule über einen gebundenen Ganztagszug im sogenannten „Vaterstettener Modell“, bei dem jede Ganztagsklasse über einen eigenen Gruppenraum verfügt. Sollte es wie im vorgestellten Szenario künftig zwei gebundene Ganztagszüge geben, würde man ins „Münchner Modell“ wechseln, zwei Klassen teilen sich dabei einen Gruppenraum. Ein Hortneubau nahe des OHA ist somit nicht mehr nötig ist mit Aufhebung eines Beschlusses aus 2020 in der Sitzung vom Tisch.
Parsdorf: Starker Bedarfsanstieg
An der Parsdorfer Grundschule gibt es bislang eine geringe Ganztagsquote, so der Planer. Der Trend gehe aber „steil nach oben“. Die Schule ist aktuell zweizügig, mit der Besonderheit, dass aufgrund Platzmangels die Aula zu einem Klassenzimmer umfunktioniert wurde. Die Schule ist „ziemlich am Anschlag“. Zwei Szenarien wurden vorgestellt: eine volle Zweizügigkeit könnte zum einen durch den Neubau an der Stelle der Hausmeisterwohnung errichtet werden. Zum anderen wäre ein zweigeschossiger Neubau mit neuem Verbindungstrakt denkbar, dann fände ein Ganztagszug Platz.
Grundschule an der Brunnenstraße: Gesichtsverlust?
Sprichwörtlich ihr Gesicht verlieren könnte die Grundschule in Baldham, laut Weber-Ebnet „funktionsfähig“. Allerdings nur als klassische Schule, eine Differenzierung sei nicht möglich, dafür die Nachfrage nach Ganztagsplätzen von rund 80 Prozent gedeckt: Die Hälfte ginge in den örtlichen Hort, weitere 50 Kinder in den Hort am Wasserpark und 75 in die Mittagsbetreuung. Diese funktioniere, sei aber eigentlich ein „Notbehelf“, da das Qualitätslevel niedriger sei. Ein Szenario: Ein Umbau des Gebäudeteils mit dem Gesicht. Dadurch könnten größere Räume entstehen, die Lage würde entspannt werden – laut Planer eine „Lösung mit Augenmaß“, bei der die Mittagsbetreuung nicht mehr erforderlich wäre, da ein Ganztagszug geschaffen werde, bei der je zwei Klassen einen Gruppen- und Differenzierungsraum nutzen könnten. Die Lösung ist die preiswerteste der vorgestellten und laut des Architekten am „naheliegensten“.
Zwei weitere Alternativen wurden vorgestellt, sie betreffen den Seitenflügel des Horts, der „nicht die beste Bausubstanz“ aufweise. Das Hortgebäude samt Hausmeistergebäude müsste abgerissen werden und an der Stelle ein zweistöckiger Neubau entstehen. Das wäre nach Ansicht des Planers eine „richtig gut funktionierende dreizügige Schule“. Auch bei dieser – teureren Lösung – fände ein gebundener Ganztagszug Platz, jedoch entstünde eine „riesige“ Freifläche zum Spielen. Einen Hort würde es mit der Alternative nicht mehr geben.
Genau die Freifläche ist der Knackpunkt der dritten Alternative, bei der das „Maximum ausgelotet“ werde, nämlich vier Züge, darunter 2 gebundene Ganztagszüge sowie ein Hort. Aufgrund der sehr geringen Außenflächen sei dieses Szenario an der „Grenze des mach- und vertretbaren“.
Wendelsteinschule: Modulbau aus Neubiberg?
Der benötigte vierte Zug könnte in der Wendelsteinstraße Einzug finden, derzeit dreizügig. Hier schlägt der Planer einen Neubau anstelle der Turnhalle vor, die – Stand aktuell – im Januar 2026 durch einen Neubau gegenüber der Kirche ersetzt werden wird. Der Bau soll zweistöckig sein und gegebenfalls eine Tiefgarage im Untergeschoss beherbergen. Zwei gebundene Ganztagsklassen fänden so Einzug.
Eine ganz neue Idee kam erst kürzlich auf: auf dem Sportplatz des Neubiberger Gymnasiums befindet sich derzeit ein Schulbau in Modulbauweise, der als Provisorium für die Vorläuferklassen des Gymnasiums Putzbrunn dient – Fertigstellung der Schule derzeit 2026. Anstelle des Neubaus könnte man auch dieses dreigeschossige Modulgebäude nutzen. Die Klassenzimmer seien hier etwas kleiner, dadurch wäre Platz für einen gebundenen Ganztagszug.
Bürgermeister will beschließen
Nach dem Vortrag samt Präsentation, die aufgrund der Visualisierung und Erklärungen viel Lob aus dem Gremium erhielt, fasste Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) seine Meinung zu den einzelnen Standorten zusammen. In Parsdorf gäbe es derzeit „keinen Zeitdruck“. Auch an der Brunnenstraße sei die Situation „ganz gut“. Als nächste große Maßnahme solle man daher auf die Planungen an der Wendelsteinschule setzen. „Wir müssen eine Schule vierzügig aufblasen“, so der Bürgermeister.
Eigentlich setzte die Verwaltung nur der Vortrag samt Kenntnisnahme auf die Tagesordnung, doch Spitzauer stellte einen Beschlussvorschlag vor: Man solle die Wendelsteinschule vierzügig gestalten und eine „ordentliche Dreizügigkeit“ der Brunnenschule herstellen. Dem vorgebrachten Vorschlag stand Sepp Mittermeier, SPD-Fraktionschef „skeptisch gegenüber“ und forderte, bei der Kenntnisnahme zu bleiben. Die weitreichende Entscheidungen brauche Zeit, seine Fraktion sei gerade das erste Mal mit dem Beschlussvorschlag konfrontiert worden. Eine Einschätzung könne sich auch ändern.
Die Aufrüstung der Wendelsteinstraße sei eine „Notlösung“, so Mittermeier. Sie sei weder nachhaltig noch zukunftsträchtig. Langfristig rechne er mit hohen Sanierungskosten. Leonhard Spitzauer bestätigte, dass Mittermeier „auf weißem Papier“ Recht habe. Das Beste sei die Errichtung einer neuen vierzügigen Schule in Baldham, doch dazu gäbe es keine Fläche. Auch er rechnet mit hohen Kosten: „billig wird das nicht“. Man müsse auf einen Schulstandort einen Fokus legen. Zum Modulbau aus Neubiberg betonte er, dass gar nicht klar sei, ob „das Ding überhaupt verfügbar“ sei.
Gefasst wurde schlussendlich nur der Aufhebungsbeschluss zum Standort des potenziellen Hort-Neubaus nahe der Karlheinz-Böhm-Schule. Ende des Jahres wird das Thema dann nochmals diskutiert werden, dann mit Beschluss über das weitere Vorgehen.