„Der Franz“ – wenn das in Haar gesagt wird, wissen die allermeisten, wer gemeint ist. Diesen Status muss man sich erstmal erarbeiten. Bei Franz Meier-Dini, Leiter des Jugendkulturhauses Route 66 ist genau das der Fall. Jetzt verabschiedet sich diese echte Haarer Institution nach 37 Jahren in den Ruhestand.
„Das geht nicht“ – dieser Satz gehört nicht in den aktiven Sprachgebrauch von Franz Meier-Dini. Zumindest hat man diese Worte seit 1987 aus seinem Munde wohl eher selten gehört. Damals kam Franz Meier-Dini für den Kreisjugendring nach Haar und übernahm im Freizeitheim „Vocke“ die Leitung.
Neuer Name, neue Schwerpunkte
Viel ist passiert seitdem. Das erste äußere Zeichen: Der Franz, der selbst als Bassist in Bands spielt, hat dem Haus mit „Jugendkulturhaus Route 66“ einen neuen Namen gegeben. Und auch zwei Schwerpunkte gesetzt: Musik und Inklusion. Diese beiden Themen hat er seither auf besondere Weise kombiniert.
Inklusion als Steckenpferd
Seit Beginn begleitet Franz Meier-Dini den „Behinderten-Nichtbehinderten-Treff“ des Hauses, der dort bei seinem Dienstantritt schon einige Jahre etabliert war. Der offene inklusive Treff konnte sich durch ihn weiterentwickeln, so gibt es neben den Ausflügen beispielsweise auch mehrtägige Freizeitfahrten. Besonders bemerkenswert war sicherlich die Gründung der ersten inklusiven Band „Blue Dolphins“ im Jahr 2006, gemeinsam mit der Musikschule. Mittlerweile gibt es mit den „Route Rockers“ eine zweite Band. Franz schafft es bis heute, nichtbehinderten Jugendlichen einen völlig natürlichen Umgang mit Menschen mit Behinderung zu vermitteln.
Musik zieht ins Haus
Ebenfalls beteiligt war Franz Meier-Dini an der Gründung des Bandwettbewerbs „Running for the Best“ des Landkreises. Nicht nur in diesem Zusammenhang hat er die offene musikalische Jugendarbeit in der Gemeinde Haar angeschoben: Im Keller des Hauses in der Vockestr. 11 wurden kostenfreie Bandübungsräume eingerichtet, es gibt ein Tonstudio und auf der Bühne im Saal finden regelmäßig Konzerte der Nachwuchsbands statt.
Berater und Mitorganisator
Für die Gemeinde Haar ist Franz Meier-Dini ein großartiger Berater geworden: Schon seit dem ersten Straßenfest „Künstlermeile“ im Jahr 2005 ist er der fachkundige Mann in Sachen musikalisches Begleitprogramm. Beim ZAMMA-Festival 2017 war er einer der festen Pfeiler in der Orga-Gruppe, der überdurchschnittlich viele Events ins Leben gerufen und dann auch betreut hat. Besonders „Haar rockt“ und das inklusive Musikfestival hat er als Herzblutprojekte groß gemacht.
Ein junggebliebener Supporter
Was sich im Laufe der fast vier Jahrzehnte nie geändert hat: Franz stärkt das Selbstbewusstsein junger Menschen, macht Mut und motiviert – auch weit außerhalb seiner bezahlten Tätigkeit. Es ist seine offene, begeisterungsfähige Art, die absolut bereichert. Er ist ein Vernetzer, Probleme löst er pragmatisch. Seine Leichtigkeit und lockere Art wirken ansteckend, sein Engagement ist enorm. Und manchmal vermutet man, sein Tag müsse mehr als 24 Stunden haben …
Er steht wie kaum ein anderer für ein gemeinsames, ein inklusives Leben in Haar. Dabei mag Franz Meier-Dini das Wort „Inklusion“ nicht besonders. Sein Ziel ist es, den Begriff nicht mehr zu brauchen – dann nämlich, wenn endlich alle an allem teilhaben können. Und das ganz selbstverständlich. Ältester Jugendlicher und coolster Rentner
Franz Meier-Dini ist mittlerweile ein „Ü60“ – aber das merkt man ihm nicht an. Überhaupt nicht. Er ist wahrscheinlich der älteste Jugendliche des gesamten Landkreises. Und: Er wird mit Abstand der coolste „Rentner“, den Haar und Umgebung je gesehen hat. Das Rezept dafür könnte der jahrzehntelange enge Kontakt zu jungen Menschen sein. Man beachte aber: Seine erste Generation Jugendliche aus der Vocke ist heute auch schon „Ü50“. Im Dezember 2024 beginnt also Franz Meier-Dinis Ruhestand. Niemand kann sich das vorstellen, denn: Franz und Ruhe – das widerspricht sich.
Franz Meier-Dini, wir werden dich hier in Haar vermissen – als einen absolut liebenswerter Supporter mit Haltung und großem Herzen, einen Musiker mit Leib und Seele. Danke dafür. Franz hat Haar gerockt.