Beim jüngsten Dankeschön-Essen der Nachbarschaftshilfe Vaterstetten für die ehrenamtlichen Helfer der Tafel lagen Freude und Wehmut nahe beieinander: die Vaterstettener Tafel wird heuer 15 Jahre, ein Anlass zum Feiern, und vier lange Jahre Aktive, quasi liebgewordenes Stammpersonal, scheiden aus. Paula Dorfner etwa war von Anfang an dabei und hört jetzt aus persönlichen Gründen als Helferin auf: „Es war eine interessante und dankbare Aufgabe!“
Dabei beginnt die Historie der Vaterstettener Tafel ohne Zweifel mit ihr: als engagierte Baldhamer Bürgerin mit italienischen Wurzeln konnte die Baronin es seinerzeit nicht mit ansehen, dass „so viele wertvolle Lebensmittel von den Geschäften weggeworfen wurden. Welch eine Verschwendung!“, wie sie es schildert. „Das war im Jahr 1999. Ich wusste, dass es auch in Vaterstetten und Baldham bedürftige Menschen gibt. Also bin ich zu den Supermärkten gegangen und habe sie um Lebensmittel gebeten. Die habe ich anfangs noch selbst im Auto zu meinen „Schäfchen“ transportiert.“ Der logistische Aufwand wurde immer größer. Die Baronin suchte bald einen Träger, dem sie die Aufgabe übergeben konnte. Sie fand ihn in der Nachbarschaftshilfe Vaterstetten (NBH). Am 14. Februar 2002 wurde die Vaterstettener Tafel aktiv.
Der erste Tafelladen war eine kleine Futterkammer auf dem Hof des amtierenden 1. Vaterstettener Bürgermeisters Georg Reitsberger. Die Anfänge waren schwer. Tina Schäfer, Ressortleiterin und erste NBH-Verantwortliche für die Tafel: „Dort war auch Tierfutter untergebracht, im Herbst körbeweise Äpfel. Kleintierzüchter nutzten die Kammer ebenfalls. Es gab nur einen Kühlschrank, der dann auch noch gelegentlich zweckentfremdet wurde. Letztlich erwies sich der Raum sehr schnell als zu beengt und ungeeignet für die Ausgabe von Lebensmitteln.“
Die anfangs etwa 25 Kunden mussten bei Wind und Wetter draußen warten. Im Sommer litten alle Beteiligten drinnen wie draußen unter der Hitze. Im Winter machte das andere Extrem Probleme – die Kälte. Schäfer: „Das war echte Pionierarbeit!“ Die Gemeinde Vaterstetten hatte ein Einsehen: im Herbst 2006 konnte die Tafel in den jetzigen Tafelladen neben das Vaterstettener Rathaus an die Möschenfelder Straße umziehen. Der Raum ist größer. Biertisch-Garnituren erlauben auch einmal einen kleinen Kaffeeklatsch dank gespendetem Kaffee und Gebäck. Seither hat sich der Tafelladen durch Investition von Geld- und Sachspenden wie Kühlregale, Tische oder einer Außen-Markise zu einem akzeptablen Laden entwickelt.
Etliche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind seit den Anfängen bis heute dabei. Aktuell helfen 32 Frauen und Männer, indem sie regelmäßig Ware bei Lebensmittelhändlern abholen, zum Tafelladen transportieren, dort einsortieren, richtig lagern und wöchentlich donnerstags am Vormittag verteilen. Eine kleine Hochrechnung: im Jahr 2016 wurden etwa 730 Stunden von den ehrenamtlichen Helfern für das Abholen der Lebensmittel eingesetzt. Dazu etwa 1100 Stunden für die Ausgabe im Tafelladen.
Bis heute ist die Vaterstettener Tafel abhängig von Lebensmittelspenden. Der örtliche Lebensmitteleinzelhandel, auch Apotheken unterstützen regelmäßig die Tafel. Nicht selten geben Privatpersonen persönlich Lebensmittel im Tafelladen oder in der NBH-Geschäftsstelle an der Brunnenstraße in Baldham ab. Die Gemeinde Vaterstetten ist ein engagierter Unterstützer der Tafel, genau wie die Manfred und Ute Schmidt-Sozialstiftung, Tagwerk Ökokiste GmbH, die Schulen und Elternbeiräte im Vereinsgebiet, die Pfarreien, Kindergärten und Kinderhäuser. Die NBH sagt allen Spendern ein großes Dankeschön für die jahrelange Hilfe und freut sich auf viele neue helfende Hände im Tafelladen.
(Text: Bea Hufelschulte, Nachbarschaftshilfe Vaterstetten)