Ein Abend, der alle Sinne berührte

von b304

Eine ganz besondere Premiere feierten am vergangenen Wochenende die Tanz- und Theaterschule TamTam und die Musikschule Vaterstetten im Bürgerhaus Neukeferloh: ihren ersten gemeinsamen Ballett- und Konzertabend. Im Mittelpunkt standen Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ – getanzt und gespielt von rund 100 Kindern und Jugendlichen der Vaterstettener Tanz- und Theaterschule und musikalisch begleitet von hochkarätigen Musikern der Musikschule Vaterstetten. Es war eine gewaltige, faszinierende Gemeinschaftsproduktion. Ein Abend, der wahrlich alle Sinne ansprach, und mit seinen Bildern, Farben, Tönen und Bewegungen Groß und Klein gleichermaßen in den Bann zog. I-Tüpfelchen der professionellen Inszenierung: das Kurzstück „Die 4 Elemente im Jahre 2023“ der TamTam Junior Dance Company.
Was Aiga Ginsberg-Keller, Leiterin der TamTam Tanz- und Theaterschule und Choreographin sowie kreativer Kopf der Inszenierung, und Bernd Kölmel, Leiter der Vaterstettener Musikschule, sich vergangenes Wochenende vorgenommen hatten, war nicht nur eine Premiere, sondern auch durchaus mutig: Eine gewaltige, anspruchsvolle Co-Produktion der beiden angesehenen Vaterstettener Institutionen, die über 100 Kinder und Musiker zusammenführte. Doch das Ergebnis schreit nach
mehr, da war sich das Publikum einig.
„Die 4 Elemente im Jahre 2023“
Den Auftakt des Abends machte eine halbstündige, von Aiga Ginsberg-Keller choreografierte Inszenierung unter dem Namen „Die 4 Elemente im Jahre 2023“. Acht Tänzerinnen der Tam Tam Junior Dance Company verbildlichten in vier fesselnden Szenen die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft. Hinterlegt mit auf die Elemente bezogenen Bildern auf Großleinwand und Musik, die die Geräusche derselben nahelegten, beeindruckten die jugendlichen Tänzerinnen in ihrer Ausdruckskraft und Kreativität. Das Publikum hielt sprichwörtlich den Atem an.

Junior Dance Company bei der 1. Co-Produktion der Vaterstettener TamTam Tanz- und Theaterschule und der Musikschule Vaterstetten (Foto:TamTam Tanz- und Theaterschule)
Junior Dance Company bei der 1. Co-Produktion der Vaterstettener TamTam Tanz- und Theaterschule und der Musikschule Vaterstetten (Foto:TamTam Tanz- und Theaterschule)


Doch damit nicht genug. „Die Stücke sollen die Kinder reizen, ein Bezug zur heutigen Zeit soll spürbar werden,“ erläuterte Aiga Ginsberg-Keller die Inszenierung in ihrer Anmoderation. Was lag da näher als das Aufgreifen der aktuell allseits diskutierten Umweltthematik. Faszinierend wie subtil diese von Ginsberg-Keller in die vier Szenen verwoben wurde: Eine einzelne Plastiktüte bewegte sich in den Händen der Solotänzerin leise und unaufgeregt durch die vier Szenen. Ein großes Ausrufezeichen, das da gesetzt und auch gehört, nein gesehen wurde – ganz ohne Worte. Nur durch Tanz.

Aiga Keller-Ginsberg, Leiterin der TamTam Tanz- und Theaterschule und Bernd Kölmel, Leiter der Musikschule Vaterstetten

Die Co-Produktion – Vivaldis „Vier Jahreszeiten“
Nach diesem eindrucksvollen Auftakt folgte die Premiere: die Co-Produktion von ca. 100 TänzerInnen und SchauspielerInnen der Tam Tam Tanz- und Theaterschule und neun Profi-MusikerInnen der Vaterstettener Musikschule: „Die vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi. Monatelang wurde für den großen Auftritt separat geprobt, dann das Einstudierte in einer Handvoll Bühnenproben zusammengesetzt. Für viele der tanzenden Kinder eine ganz besondere Herausforderung – denn erstmals wurde zu Live Musik getanzt.
Das eigens für diese Vorstellung zusammengestellte Orchester bestand ausschließlich aus LehrerInnen der Musikschule Vaterstetten und AbsolventInnen der Musikhochschule München – entsprechend hoch war die Qualität des Vorgetragenen. Als musikalische Leiterin und Soloviolinistin beeindruckte Mirjam
Sendter, die die anspruchsvollen Soli bravourös darbot und die TänzerInnen zusammen mit ihrem Orchester gekonnt durch die vier Jahreszeiten leitete. Ein auditiver Genuss, der so manches Mal den Blick von der Bühne Richtung Orchester zog.
Die TänzerInnen – von den Kleinsten zu den Größten der Ballettklasse – zeigten ihr ganzes Können und verzauberten das Publikum mit ihrer Energie und Tanzfreude. Bühnenbild und Kostüme taten ihr Übriges. Die ganz Großen zeigten, was aus den Besten ihrer Klasse einmal werden kann. So wurde an beiden Abenden heimlich still und leise, ohne Vorankündigung, ein Tamtam Tanzzertifikate vergeben, dem jeweils komplexe und anspruchsvolle Solorollen zugrunde lagen.
Auch die vier Jahreszeiten versetzte Aiga Ginsberg-Keller in einen modernen Kontext und schrieb den SchauspielerInnen der Theaterklassen die passenden Texte auf den Leib. „Fräulein Jahreszeiten“ (Alexandra Hannusch) moderierte das Publikum durch die vier Jahreszeiten und lieferte sich wortstarke Gefechte mit „Herrn Klimawandel“ (Travis Wallner (24.6.) und Sebastian Erasmus (25.6.)), während die
restlichen SchauspielerInnen der Theaterklassen das Gehörte und Getanzte in kleinen Szenen unterfütterten und für das Publikum greifbar machten. Vivaldi, der selbst gerne experimentierte und mit (musikalischen) Effekten arbeitete – die Vier Jahreszeiten sind das beste Beispiel dafür – hätte (die Vermutung sei erlaubt) wahrscheinlich begeistert zugeschaut.
Das Gesamtwerk war ein höchst beeindruckendes Zusammenspiel von Tanz, Theater und Live Musik. Wer als HelferIn einmal hinter der Bühne war und das aufgeregte Gewusel von 100 Kindern und Jugendlichen beobachten durfte, kann kaum glauben, was er/sie am Ende zu sehen und zu hören bekam: Einen Abend, der alle Sinne berührte.