Von der Plastiktüte in den Kosmos – und zurück auf die Bühne: Am gestrigen Nachmittag, (1. Juni) verwandelte sich das bis auf den letzten Platz gefüllte Bürgerhaus Neukeferloh erneut in ein vibrierendes Universum. Nach der gefeierten Uraufführung im Dezember 2024 kehrte „Earth Universe“ in neuer, verfeinerter Form zurück – und begeistertet das Publikum erneut.
Die TamTam Junior Dance Company aus Vaterstetten brachte zusammen mit rund 40 weiteren jungen Tänzerinnen der Tanzschule ein außergewöhnliches Tanztheater auf die Bühne, das sich nicht weniger vornimmt, als unser Verhältnis zur Erde zu überdenken – poetisch, überraschend und mitreißend.

Zwischen Kunst, Kosmos und Klima
Was zunächst nach einer kuriosen Ausgangsidee klingt – eine Plastiktüte als Einstieg in ein Tanztheater über den Klimawandel – entfaltete sich auf der Bühne zu einer vielschichtigen Reise durch Raum und Zeit. Eine junge Frau, konfrontiert mit der banalen Frage an der Supermarktkasse, ob sie eine Plastiktüte möchte, begibt sich in einen Tagtraum, in dem sie die acht Planeten des Sonnensystems nicht nur besucht, sondern ihnen auch tänzerisch begegnet – mal verspielt, mal stürmisch, mal majestätisch. Die Erde selbst wird zur schützenswerten Heldin.
Die Inszenierung war dabei mehr als ein Tanzstück: eine Verschmelzung aus Tanz, Schauspiel, Musik, Lichtkunst und Film. Mit viel Fantasie und Können wurden Naturgewalten wie Wellen, Steine oder kosmische Nebel zum Leben erweckt. Besonders eindrucksvoll: die Darstellung von Aliens, die gleichermaßen skurril wie berührend war – ein gelungener künstlerischer Kommentar zur menschlichen Sichtweise auf das Fremde.


Magische Reise, klare Botschaft
Die Botschaft von „Earth Universe“ ist deutlich, aber nie belehrend: Unsere Erde ist einmalig – lasst uns sorgsam mit ihr umgehen. Diese Haltung durchzieht jede Bewegung, jede Szene des Stücks. Über ein Jahr lang hatten sich die jungen Tänzerinnen unter Leitung der erfahrenen Choreografin Aiga Keller-Ginsberg mit Themen wie Klimawandel, Natur und Zukunft auseinandergesetzt – was sich in der Tiefe und Kraft jeder einzelnen Szene widerspiegelte.
Aiga Keller-Ginsberg, die bereits seit 2006 mit der TamTam Tanz- und Theaterschule kreative Räume für junge Talente schafft, über das Stück: “Es war nicht unser Plan unbedingt ein Stück über die Umwelt zu machen. Wir wollen eigentlich Tanzkunst zeigen. Als wir am Anfang jedoch ein Brainstorming gemacht haben, und überlegt haben, was soll die Company als nächstes tanzen, war der Wunsch bei den jungen Tänzerinnen da, etwas zu thematisieren, was ihnen wirklich auf dem Herzen liegt. Daher schwingt dieses Umweltthema hier mit.” Trotzdem sei es dem Team natürlich auch ein Anliegen, den Zuschauern die Schönheit, die der Tanz mit sich bringt und die Ästhetik zu vermitteln.

Große Bühne für junge Visionen
Dass die TamTam Junior Dance Company längst mehr als nur ein Projekt für den Nachwuchs ist, zeigte dieser Abend eindrucksvoll. Neben den zehn Haupttänzerinnen traten vier weitere Gruppen aus der Kinder- und Jugendabteilung der Schule auf – mit spürbarer Begeisterung und beeindruckender Professionalität. Jede Darstellerin schlüpfte im Verlauf des Stücks in bis zu neun verschiedene Rollen – choreografische Vielfalt und tänzerischer Anspruch auf beachtlichem Niveau.


“Umso besser wir zusammenarbeiten wird das Resultat”, erklärt Aiga Keller-Ginsberg den Erfolg der Aufführung, die durch ein großes Maß an Teamwork getragen wird. “Und umso mehr wir auf einander achten und alles gemeinsam organisieren, umso schöner ist es am Ende auch, wenn die Aufführung gelingt.”
Der Applaus am Ende bewies, dass Earth Universe“ mehr als gelungen war – Earth Universe“ war eine Liebeserklärung an ein Stück, das den Nerv der Zeit trifft. Und vielleicht auch an eine Generation, die nicht klebt, sondern tanzt – für den Planeten.



