Das Brauchtums-Dreschen in Harthausen am Erntedanktag war eine gelungene Veranstaltung, bei denen die Besucher hautnahen Geschichtsunterricht über das Dreschen miterleben konnten. Auch wenn das Wetter nicht mitspielte, denn teilweise musste der Regenschirm aufgespannte werden. Das tat dem Informations- und Unterhaltungswert keinen Abbruch.
Wie hart das bäuerliche Leben in der Vergangenheit war, zeigte der Harthauser Heimatkreis auf am Bauschmied-Hof. Viel Muskelkraft und Technik war notwendig um mit dem Dreschflegel die Körner aus den Getreidegarben zu schlagen. Bei der Demonstration konnte man die Anstrengung der Akteure sehen. Der Schweiß floss und der Atem ging schneller. Bei einem Dreschflegel von zwei Kilogramm und einer normalen Schlagfrequenz von 30 Schlägen pro Minute, leisteten die Drescher Schwerstarbeit. Im Uhrzeigersinn schlugen sie zu.
Im Gegensatz zu früher, dauerten die Vorführungen nicht zu lang, so dass sich die Erschöpfung in Grenzen hielt. Auch Besucher konnten ihr Talent ausprobieren. Selbst Bürgermeister Klaus Korneder nahm den Flegel in die Hand. Den Tipp, er sollte denken, das Getreide wäre sein politischer Gegner, führte der Bürgermeister nur halbherzig aus, oder es fehlte ihm an Kraft, denn einige Zuschauer meinten, er streichelt nur das Getreide.
Nach dem Dreschflegel wurden immer weitere Erleichterungen bei der Korngewinnung konstruiert. Auf einer großen Wandtafel konnte man den technischen Fortschritt verfolgen. Es folgten kleinere Dreschmaschinen und ab Mitte des 19.Jahrhundert benutzte man den Rundganggöppel, welcher durch Pferde oder Ochsen in Bewegung gesetzt wurde. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Maschinen durch mobile Dampfmaschinen ersetzt und als Harthausen 1913 an den Strom angeschlossen wurde, übernahmen die leichteren Elektromaschinen den Antrieb der Dreschmaschine. Anfang 1950 kam die große Wende mit dem Einsatz der ersten gezogenen Mähdrescher durch Traktoren. Heute gibt es Mähdrescher mit 600 PS, ein Schneidwerk von zwölf Meter und einen Körnertank von 13.500 Litern, GPS, niedriger Geräuschpegel und klimatisierter Fahrerkabine. Nicht zu vergleichen mit dem Mähdrescher, mit dem Karl die Vorführung den Besuchern zeigte. Obwohl der vorgestellte Mähdrescher an die 100 Jahre auf dem Buckel hat, war er doch zu dieser Zeit eine große Arbeitserleichterung.
Mit musikalischer Begleitung der „Pastoralblosn“ schmeckte auch das herzhafte Mittagessen im Stadl. Wer es eher süß mochte, konnte sich mit Kuchen und Torte verwöhnen lassen. Das Angebot war riesig. Der kundige Vorsitzende Josef Karl, in Harthausen bekannt unter dem Hofnamen „Seil Sepp“, hatte immer die passenden Erläuterungen und auch die eine oder andere Anekdote auf Lager. Er freute sich, dass auch von den umliegenden Ortschaften Interessierte die Veranstaltung besuchten. Es war ein ständiges Kommen und Gehen. Ferner war er erstaunt darüber, dass die Fachkundigen des Heimatkreises viele Fragen beantworteten mussten. Die Leute waren richtig wissbegierig. Und so mussten sie des Öfteren die Geschichte über das Ernten des Getreides in der Vergangenheit bis heute erzählt und teilweise zeigen.
Dass in Harthausen 1771/1772 nach zwei Missernten die Hungersnot ausbrach und dass 1815 nach dem Ausbruch des Vulkans „Tambora“ in der Nähe von Bali mit seiner gigantischen Aschenwolke negative Auswirkungen auf die Ernte in Harthausen hatte, wussten bis dahin nur Insider aus schriftlichen Aufzeichnungen. Oder dass Gerste und Hafer für das Vieh und Weizen für die Mehlgewinnung in Harthausen angebaut wurden. Für Roggen und Dinkel ist der Boden hier nicht ertragreich. Diese Erkenntnis war den meisten auch nicht bekannt. Die Beantwortung der Fragen und Aufklärung wurde von den Mitgliedern des Vereins gerne vorgenommen und machte sie ein bisschen stolz.