Das Thema neues BMW-Werk in Haar war auch am Bürgerinformations-Abend (7.12.) in aller Munde. Stellvertretender Landrat Ernst Weidenbusch (CSU), Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) und Haars Polizeichef Karl-Heinz Schilling informierten über die Geschehnisse 2016 und die Vorhaben in 2017. Bei der gut besuchten Veranstaltung wurden am Ende auch einige Bürgerfragen gestellt. Was jeder Besucher mitnimmt: Haar ist eine Wachstumsgemeinde mit den damit verbundenen Vorzügen, aber auch Problemen. Und kulturell ist und bleibt viel los, unter anderem steht das Zamma Kulturfestival 2017 vor der Tür. Die besprochenen Themen finden Sie hier.
Der stellvertretende Landrat berichtet
Er mußte als erster Redner auftreten, da eine Mammutsitzung im Bayerischen Landtag (angesetzt auf 26 Stunden) am selben Abend anstand. Es ging dort um das Integrationsgesetz. Ernst Weidenbusch verabschiedete sich sofort nach seinem Vortrag und fuhr ins Maximilaneum. Aber erst einmal verkündigte er freudig die Nachricht, daß der Landkreis München die Zukunftsregion Nummer 1 in Deutschland ist (von 402 Regionen insgesamt): “Die Region München wächst um 12 % bis 2031. Wir werden 300.000 Menschen werden. Unsere Aufgabe heißt wohnen, arbeiten und leben zur Verfügung zu stellen”, so der stellvertretende Landrat. Konkret gesprochen heißt das Straßen, Verbindungen, Netze, Wohnungen, aber auch Bildung, Schulen, Kitas, Seniorenheime. Laut seiner Kalkulation werden allein 30.000 zusätzliche Wohnungen im Landkreis benötigt, auf Haar umgerechnet 2.500.
Fachkräftemangel – Wohnungsmangel
Diese Herausforderung sei alles andere als einfach, er forderte kreative Ideen und ermahnte den Mangel an sozialgebundenen Wohnungen für Geringverdiener, Senioren, Alleinerziehende, Familien mit vielen Kindern und Flüchtlingen. Dann kam er zu seinem Lieblingschart, die Schulprojekte, konkret der viel diskutierte FOS/BOS-Schulcampus. Ein Projekt, das er gerne baldmöglichst realisiert hätte.
Weniger Flüchtlinge in der Traglufthalle
Zu den Flüchtlingen berichtete er, dass die Regierung von Oberbayern weitere Zuweisungen von Asylsuchenden für den Landkreis München angekündigt hat. Dabei soll es keine Turnhallenbelegungen mehr geben. Im Moment sind noch 50 männliche Bewohner in der Traglufthalle Haar, die besser untergebracht werden sollen. “Wenn allerdings morgen zwei Busse Asylbewerber bringen, dann müssen sie in die Traglufthalle”, so Weidenbusch. Er ruft zu einem Miteinander mit den Flüchtlingen auf: “Bitte helfen Sie bei der Integration mit”. Mit einem besonderen Dank an die freiwilligen Helfer verabschiedete er sich.
Neues aus dem Rathaus
Rathauschefin Müller griff zu Beginn ihrer Rede das BMW-Thema auf: “Ich kann Ihnen nichts sagen”, nur soviel, dass der BMW-Vorstand wohl eine Entscheidung zwischen Unterschleißheim und Haar Mitte Dezember treffen wird. Egal wie die Entscheidung ausfallen wird, Haar hat ihrer Meinung nach davon profitiert. “Wir haben gezeigt, daß wir schnell sind und in solchen Situationen der Gemeinderat einheitlich entscheidet – wir haben auf jeden Fall gewonnen” so Gabriele Müller. Jetzt heißt es weiter abwarten.
Einnahmen – Ausgaben
Das wohl wichtigste Thema stand als nächstes auf dem Programm. Grundsätzlich hat sich die Gemeinde aus dem finanziellen Tief von 2013 gut erholt und kann vorsichtig investieren. Die Gewerbesteuereinnahmen haben sich erfreulich entwickelt. Haar hat 1.869 Gewerbebetriebe, davon sind 1.400 nicht gewerbesteuerpflichtig. Der Rest wird je nach Größe und Umsatz bezahlen. Immerhin gibt es einen Betrieb, der über 5 Millionen Euro Umsatz hat und den höchsten Gewerbesteuersatz entrichtet. Dagegen stehen die Ausgaben. Und da ist einiges für 2017 geplant. Die Kitas sollen ausgebaut werden, in den Brandschutz wird investiert (die FFW Haar bekommt einneues Feuerwehrauto und einen neuen Mannschaftswagen), der kommunale Wohnungsbau wird gefördert, Schulen (vor allem die Jagdfeldschule) werden ausgebaut, die Realschule FOS/BOS wird weiter geplant, ein neues Seniorenpflegeheim ist vorgesehen und das Bürgerhaus soll saniert werden. Auch für den Haarer Bahnhof würde die Gemeinde sehr gerne Geld ausgeben und hat das auch eingeplant. Da hofft man weiter auf gute Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn. In Straßenbauprojekte wird im neuen Jahr nicht investiert.
Keine Straßenbaustelle im Jahr 2017
Die Straßenausbaubeitragssatzung besagt, daß bei gemeindlichen Straßenreparaturen die Anwohner mit zur Kasse gebeten werden. Das wurde bisher in Haar noch nicht gemacht. “Wir wollen keine Fehler machen und möchten einen Weg finden, dies zu umgehen. Deshalb haben wir in diesem Haushalt vorsorglich keine Straßenbaumaßnahmen vorgesehen”, so Müller. Unabhängig davon wird das Thema Straßen und Verkehr die Gemeinde in der nächsten Zeit beschäftigen, das sei ihnen auch bewußt. Die Bürgermeisterin erwähnte dazu die Bahnstraße, die sehr leidgeplagt durch Schwer-Lkws ist. Wir werden die Spange Nord brauchen, ist ihre Meinung dazu. Im Moment sei ein neues Gutachten in Auftrag gegeben, das die erhöhte Schülerzahl für den Schulcampus berücksichtigt.
Wir wollen ein kommunales Wohnungsbauunternehmen gründen
Gebaut wird wohl viel in den nächsten Jahren. Auch die Gemeinde selbst will im Wohnungsbau mehr aktiv werden. Bereits in der vorherigen Gemeinderatssitzung ist die Gründung eines kommunalen Wohnungsbauunternehmens diskutiert worden. Bisher sind 200 Wohnungen im Besitz der Gemeinde. Das soll deutlich mehr werden, beispielsweise mit dem Bauvorhaben Katharina-Ebert-Straße. In diesem Zusammenhang nannte Müller ihr Vorbild Wien, wo 25% der Wohnungen der Stadt gehören.
Nach den aktuellen Bevölkerungszahlen, nämlich aktuell 22.800, darunter 871 Hartz IV Empfänger und 4.706 Bürger aus 114 Nationen folgte eine Bilderreise durch die Aktivitäten und Veranstaltungen des bald vergangenen Jahres. Und zwei Nachrichten lagen der Bürgermeisterin noch am Herzen: Die zwei neuen Haareer Vereine, Dirndl- und Burschenschaft, suchen noch ein Vereinsheim und der Haarer Tisch muß mehr und mehr Lebensmittel dazukaufen.
Zum Abschluß ihrer Ausführungen erklärte Müller das kommende Jahr zum Jahr der Planung. Viele der angesprochenen Projekte und Vorhaben werden in die konkrete Planungsphase gehen, beispielsweise der Ausbau der Jagdfeldschule.
Polizeibericht der PI 27
Als abschließender Redner, trat Karl-Heinz Schilling, Leiter der PI 27 ans Mikrofon. Er bedauerte gleich zu Beginn seines Berichts, dass grundsätzlich eine höhere Kriminalitätsbelastung im Einsatzgebiet besteht. Bisher sind in den 11 Monaten dieses Jahres 1159 Fälle von Straftaten aufgenommen worden, darunter vermehrt Autodiebstähle und die Zunahme von Körperverletzungsdelikten. Er berichtete von den traditionell Anfang Dezember eintretenden Trickbetrügeraktionen. Letztes Jahr war es der Enkeltrick, dieses Jahr ist es der Polizeitrick. Die Anrufer melden sich als Polizei, im Display erscheint die Nummer 110 oder 1210 und wollen über Verwicklung in ein Gespräch an Schmuck und Wertsachen kommen. Bisher haben die Angerufenen gut reagiert und er bat darum, jeden Fall bei der Polizei zu melden. “Die Wohnungseinbrüche machen mir Sorgen”, so Schilling. Beliebt sind die Einbrüche in der Dämmerung in der dunklen Jahreszeit. So sind im Einsatzgebiet seit 1.10. 9 Einbrüche, davon 6 in Haar geschehen.
Insgesamt ist die Polizei Haar gut beschäftigt. Sie verzeichnete bereits 3.777 Einsätze in diesem Jahr, das sind umgerechnet 9 pro Tag. Dabei sind die häufgsten Fälle leichte Unfälle und Ruhestörungen. 39 Alkoholfahrer wurden aus dem Verkehr gezogen. Die unterstützende Sicherheitswacht mit 4 Damen und 2 Herren hat 700 Einsatzstunden geleistet.
Fragen der Besucher
Nach den drei Vortragenden ermunterte Gabriele Müller zu Fragen aus dem Zuschauerraum. Nach anfänglichem Zögern wagte sich Klaus Rückert ans Mikrofon. Er bemängelte die schlechte Beleuchtung an der Peter-Henlein-Straße, die zum Betreuten Wohnen führt. Diese Anregung wurde aufgenommen mit dem Kommentar, dass auch geplant sei, die Lampen am Bahnhofsplatz gegen hellere auszutauschen. Als Nächster meldete sich Franz Zölls zu Wort. Er kritisierte in der Keferloher Straße den hohen Zaun um die Tierklinik und die abgestellten osteuropäischen Autos, die zum Teil in der Nähe des Wertstoffhofs zum Übernachten genutzt werden. “Das ist mir neu” so die Bürgermeisterin. Karl-Heinz Schilling ergriff daraufhin das Wort und erklärte, dass an die Halter von den
vorwiegend polnischen Kfz schwer ranzukommen sei. Die Wenigsten hätten einen festen Wohnsitz in Deutschland. Aber er bittet um Meldung von solchen Fällen “Bitte rufen Sie mich an, kommen Sie zu uns”. Zu der Tierklinik erklärte Müller, dass der Zaun tatsächlich dazu da ist, die Anwohner zu schützen. Der Haarer Klaus Steckert bemängelte, dass er am Christkindlmarkt beim kbo-Stand dieses Jahr keine Kerzen kaufen konnte. Sie durften diese nicht verkaufen, das fände er schade. Veronika Gerstacker, die Geschäftsführerin des Bürgerhauses und Organisatorin des Marktes erklärte, dass dies so gewünscht ist, denn wenn das Angebot von einer Ware doppelt und dreifach geboten wird, dann würde keiner ein Geschäft machen.
Zum Abschluss des Abends lud die Bürgermeisterin alle zum traditionellen Silvester-Feuerwerk in den Eglfinger Sportpark ein, um das neue Jahr bunt, fröhlich und zuversichtlich zu starten.