Briefkasten ersatzlos abgebaut

von Leon Öttl

Das Angebot an Post-Dienstleistungen in Baldham schrumpft immer weiter: Nach Postfächern, Geldautomat und Briefmarkenautomat wurde nun auch der Briefkasten vor der ehemaligen Post-Filiale in der Neuen Poststraße abgebaut. Ersatz ist keiner geplant. Der Abbau geschah „auf Wunsch des Standortgebers“, wie uns eine Post-Sprecherin auf Nachfrage mitteilte. Ersatz plant die Post nicht: „Wir haben in dem Stadtteil ein gesetzeskonformes und kundenfreundliches Briefkastennetz“.

Gesetzlich vorgeschrieben ist ein Weg von maximal 1000 Metern bis zum nächsten Briefkasten – maßgeblich ist hierbei der kürzeste Fußweg. Die Pflicht hält die Post ein, wobei einige Anwohner nach Abbau des Kastens südlich der S-Bahn knapp einen Kilometer bis zum nächsten Briefkasten zurücklegen müssen. Alternative Briefkästen befinden sich in Baldham am Marktplatz, im Süden der Karl-Böhm-Straße, am Karwendelplatz sowie im Fuchsweg.

Ende Juli soll auch die Postfiliale in Baldham schließen – für REWE, der die Postdienstleistungen seit Schließung der Postbank-Filiale anbietet, rechnet sich der Betrieb nicht – zu gering sei die Vergütung durch die Deutsche Post. Sollte sich kein Nachfolger finden, hat die Post ein Problem. Denn in Gebieten ab 4.000 Einwohnern muss es mindestens zwei Filialen geben – kein Bürger soll länger als zwei Kilometer bis zur nächsten Filiale haben. Doch wer beispielsweise am Karwendelplatz wohnt, braucht nach der Schließung über drei Kilometer bis zur Vaterstettener Post-Filiale im Calimero.

„Werden die gesetzlichen Vorgaben zur Filialversorgung nicht eingehalten, fordert die Bundesnetzagentur die Deutsche Post AG zur Einrichtung einer Filiale am jeweiligen Ort auf. Bei Bedarf kann die Bundesnetzagentur die Einrichtung einer Filiale auch förmlich anordnen und ein Zwangsgeld androhen“, heißt es seitens der Bundesnetzagentur auf Nachfrage.

Abhilfe könnte eine sogenannte Post-Station schaffen: denn neuerdings gelten auch Automaten als Postfilialen. Eine erste „Poststation“ gibt es bereits im Landkreis: in Markt Schwaben steht ein solcher Automat. Neben den klassischen Funktionen der Packstation beinhaltet der Automat auch einen Briefkasten sowie einen digitalen Postshop – Briefmarken können so vor Ort gekauft werden. Wer Hilfe braucht, bekommt diese per Video-Schalte.

Sollte sich kein neuer Anbieter finden, wäre eine solche „Poststation“ eine gesetzeskonforme Lösung, um die wegfallende Filiale zu ersetzen. Dafür braucht es aber die Zustimmung durch die Gemeinde und die Bundesnetzagentur. Noch gäbe es keine Anfrage seitens der Post, sagt Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU), der nach eigener Aussage selbst gerne die Packstation am Penny benutzt: „Ich kann mir so etwas gut vorstellen“. Er wisse aber nicht, wie die Erfahrung der älteren Bürger sei. Möglich wäre etwa der Ersatz der bisherigen Packstation vorm REWE – dann wäre die „Filiale“ zumindest am bewährten Standort – und auch Briefe könnten dann an alter Stelle wieder abgegeben werden.

So sieht eine Poststation aus – neben den regulären Funktionen einer Packstation können Kunden auch Briefe einwerfen und Briefmarken kaufen Foto: DHL Group