Aufzug noch Monate außer Betrieb

von Leon Öttl

Gewissheit in Vaterstetten: Bis mindestens Herbst wird am Vaterstettener Bahnhof kein Aufzug fahren. Das teilte uns die Bahn auf Nachfrage mit. Entsprechende Plakate wurden am Mittwoch angebracht. 

Ende November wurde der Aufzug, den die Bahn von der Gemeinde übernommen hatte, außer Betrieb gesetzt. Zu gravierend die Mängel, ein Weiterbetrieb nicht mehr sicher. Es folgten immer wieder neue Terminankündigungen für die Wiederinbetriebnahme – zunächst Januar, dann April, zuletzt Mai. Doch nun kapituliert der „größte Beförderer Deutschlands“ endgültig: der alte Fahrstuhl wird gar nicht mehr fahren. „Trotz großer Bemühungen ist es uns leider nicht gelungen, den Aufzug vor Start der geplanten Erneuerung wieder in Betrieb zunehmen“ heißt es von der Bahn. Als „unerwartet aufwändig und zeitintensiv“ stelle sich die Abnahme da. Grund dafür sei auch, dass sich die Technik der Anlage von anderen Aufzuganlagen der DB unterscheidet, so der Sprecher des Konzerns.

Für die Bahn soll der neue Aufzug für „Frische“ sorgen Foto: Leon Öttl / B304.de

Nun will man nächste Woche direkt mit dem kompletten Austausch beginnen – ab Montag, wie die Bahn auf einem Plakat am Aufzug verlautbart. Der Bahnhof soll eine „Frischekur“ erhalten, heißt es. Doch ein funktionierender Aufzug würde den Bahnhof nicht nur „frisch“ machen, sondern endlich wieder Mobilität für alle gewährleisten, die auf einen barrierefreien Zugang angewiesen sind – egal ob Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwägen oder Reisende mit Koffern. Das ist auch der Bahn bewusst: „Wir bedauern die Einschränkungen, die durch den bereits länger andauernden Ausfall des Aufzuges für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste der S-Bahn entstehen“. 

Bis „Ende August“, so heißt es im DB Navigator, wird mindestens kein barrierefreier Zugang möglich sein. Man plane, den neuen Aufzug „nach aktuellem Stand im vierten Quartal“ in Betrieb zu nehmen, heißt es seitens der Bahn. In Baldham, wo der Komplettaustausch bereits erfolgt ist, dauerten die Arbeiten gut zehn Monate an. Eine „Odyssee“, wie Bürgermeister Leonhard Spitzauer auf Instagram betont. Bleibt es beim aktuellen Zeitplan, deutet sich auch für Vaterstetten eine ähnlich lange Pause an. Tendenz nach oben ungewiss. „Ich hoffe, dass es schneller geht, wie in Baldham“, so Bürgermeister Spitzauer. 

Die für Personen mit Mobilitätseinschränkung untragbare Situation sorgte bereits in Baldham für lautstarken Protest. Für diesen Samstag, 17. Mai von 14 bis 16 Uhr ist ein neuerlicher „Barrierekrawall“, dieses Mal in der Unterführung am Bahnhof Vaterstetten, geplant. Organisator Jens Möllenhoff zur Situation: „Hier bewahrheitet sich einmal mehr: Man ist nicht behindert, man wird behindert“. Zum Baldhamer Barrierekrawall Ende August vergangenen Jahres kamen über 100 Teilnehmer – auch an diesem Wochenende ist mit einer großen Beteiligung zu rechnen. 

Jens Möllenhoff ruft am Wochenende zum Protest auf Foto: Leon Öttl / B304.de