Zur Tradition entwickelt hat sich inzwischen die alljährliche Fahrrad-Exkursion des Vaterstettener Gemeinderates zu den gemeindlichen Ausgleichsflächen. Diese schreibt der Gesetzgeber vor, um die durch die verschiedenen Hoch- und Tiefbaumaßnahmen an der Natur entstehenden Verluste an anderer Stelle zumindest teilweise durch spezielle Biotope auszugleichen, die dauerhaft neuen Lebensraum für Pflanzen und Tiere schaffen. Am vergangenen Samstag (13.5.) war es wieder soweit.
Gemeinderat Manfred Schmidt hatte seinerzeit erfolgreich angeregt, sich von deren Zustand einmal jährlich durch Augenschein zu überzeugen. Erster Bürgermeister Georg Reitsberger ließ es sich wiederum nicht nehmen, die heuer neunköpfige Gemeinderats-Korona anzuführen. Als Transportmittel wählte er dieses Mal das erst kürzlich beschaffte „Gemeinde-E-Bike“, nachdem er noch bei den ersten beiden Exkursionen mit seinem hofeigenen Eicher-Traktor voranfuhr.
Ziel war dieses Mal die frühere Kiesabbaufläche nördlich der A94 im Gemeindeteil Parsdorf in einem Umfang von zunächst rund 8,5 ha. Ein großer Teil der Fläche soll vorerst lediglich mit Gräsern begrünt, aber ansonsten vegetationsfrei als Lebensraum und Laichgebiet für Wechselkröten gestaltet werden. Auch für Sandlaufkäfer und Flußregenpfeifer gilt ein solcher Rohboden-Standort als ideale Lebensgrundlage. Die rundum vorgesehenen Gehölzstreifen dienen als Standorte für verschiedene Buschbrüter, Nistkästen für Feldsperlinge runden das Angebot ab. Jenseits der dortigen Wasserfläche finden Reptilien ihren Platz, wobei z.B. eigens gestaltete Steinhaufen Überwinterungsmöglichkeiten für Zauneidechsen bieten.
Der Bereich des Kiesweihers ist recht vielgestaltig. Einerseits werden Flachwasserzonen mit Schilfbepflanzung für Vögel und Amphibien geschaffen, andererseits sichert eine Ufer-steilwand die Existenz von Fledermäusen, wobei vorsorglich durch Regulierung der sog. Überflughöhe denkbare Kollisionen mit LKW vermieden werden. Die Ufer-Steilwand bietet ferner den Uferschwalben reichlich Raum zum Nestbau.
Laut Umweltreferent Dr. Wolfgang Kuhn, der die Planungen sehr anschaulich erläuterte, wird dieses in der Endfassung knapp 10 ha große Biotop das sowohl quantitativ als auch qualitativ Beste seiner Art im gesamten Gemeindegebiet werden, zumal gerade dort seltene Arten wie etwa der Teichrohrsänger wieder eine dauerhafte Heimat finden. Kraftfahrzeuge bleiben ausgesperrt, als Zuwegung ist lediglich ein Wirtschaftsweg vorgesehen. Flora und Fauna sollen sich – von Menschen weitgehend ungestört – in voller Pracht entfalten können. Beabsichtigt sind allerdings regelmäßige Führungen unter fachkundiger Leitung.
Artenvielfalt weist auch das großflächige Gewässer auf, neben reichlichem Fischbesatz mit Hechten, Karpfen und Forellen fühlen sich auch Bläßhuhn und Haubentaucher dort sichtlich wohl. Durch die lockende Beute stellt sich natürlich auch der Fischreiher gerne ein. Ungeklärt ist derzeit noch die Zukunft der Fischer vor Ort, eine für alle Beteiligten tragende Übereinkunft wird jedoch angestrebt.
Das geradezu ideale Exkursionswetter wurde leider auf der Rückfahrt durch einen über-raschenden Starkregen erheblich eingetrübt, so daß die wackere Gemeinderats-Schar die von Bürgermeister Reitsberger in der „Landlust“ gestiftete Brotzeit in völlig durchnäßter Kleidung genießen mußte, was allerdings der harmonischen Stimmung keinen Abbruch tat. Insgesamt zeigten sich Bürgermeister und Gemeinderat recht zufrieden mit der vorgestellten Planung. An der Ausgleichsflächen-Verwalterin Daniela Weinberger wird es nun liegen, die geweckten Erwartungen zu erfüllen.
(Text und Fotos: Manfred Schmidt, Gemeinderat)
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