Die ungefähr 100 Zuhörer im Kleinen Theater Haar lauschten am 07.04. aufmerksam den Worten Gabriele Müllers. Mit einem visuellen Rundgang durch Haar informierte sie über aktuelle Themen, Projekte und Finanzen.
Auch zum viel diskutierten und politisch umkämpften Schulcampus (Realschule und FOS/BOS) gab es Neuigkeiten. Denn die kritischen Punkte sind nach wie vor die Standortfrage, die Finanzierbarkeit und die Verkehrssituation. Das ideale Grundstück, sozusagen städteplanerisch perfekt und mit besten Verkehrsanbindungen wäre südlich vom Gut Haar. Leider gehört es nicht der Gemeinde Haar, sondern dem Bezirk Oberbayern. Jetzt ist dieser Traum erstmal geplatzt. Denn einen Tag vor der Informationsveranstaltung war die Rathauschefin beim Bezirkstagspräsidenten und musste erfahren, dass der Bezirk Oberbayern „in keiner Weise bereit sei, das Grundstück zur Verfügung zu stellen“. Sie planen dort Klinikerweiterungen. Also konzentriert man sich jetzt auf die Gronsdorf-Lösung. Das Grundstück gehört der Stadt München und es wird gerade geprüft, ob sie den Grund hergibt und, mindestens genauso wichtig, ob sie sich finanziell an dem Schulprojekt beteiligt. Denn an einem Zweckverband beteiligt sich die Stadt München nicht. Und die Verkehrssituation muss dort geklärt werden. Zur Zeit wird ein Verkehrsgutachten erstellt und ein Durchbruch beim Rappenweg wäre notwendig. Das Thema Schulcampus wird in Haar also weiterhin für Diskussionen sorgen.
Lachen bei geplanter Bahnhofsrenovierung
Der Vortrag informierte des weiteren über die Gewerbepläne (Haarer Dreieck) und die Bebauung der MSD-Wiese, die Pläne zum Neubau des Maria-Stadler-Hauses, die Sportpark-Ausweitung nach Westen (dazu ist auch eine Studie in Auftrag gegeben), und dann natürlich über die Renovierung des S-Bahnhofs, wobei die Aussage „wir sprechen mit der Bahn“ für herzliches Gelächter im Saal sorgte. Für Ostern 2017 ist eine Sperrung des Bahnverkehrs wegen den Umbauarbeiten am Nordzugang geplant. So eine Maßnahme ist Jahre vorher bei der Bahn zu beantragen. „Entweder wir können dann umsetzen oder gar nicht“, lachte Müller und ergänzte „ ich hoffe ich kann endlich das geplante Geld ausgeben“ (7,1 Millionen Euro).
Start beim Jugendstilpark?
Als das Thema Jugendstilpark kam, interessierte sich ein Bürger: „Wann geht’s denn endlich los?“ Diesen Herbst/Winter sind die ersten Erschließungsmaßnahmen geplant. Die Gemeinde hat nur begrenzten Einfluss, da sie nicht Eigentümer ist. Fest steht, es werden 1000 Wohnung entstehen und ein Nebeneinander von Alt und Neu. Also auch der Altbestand wird in Wohnungen umgewandelt. Die Gemeinde nimmt Einfluss auf die Gestaltung, die Realisierungsgeschwindigkeit liegt beim Bauträger. Und ganz wichtig: Das Areal wird ein abgeschlossenes Viertel werden, ohne Durchfahrtmöglichkeit.
Was kann sich die Gemeinde leisten?
Nach der Vorstellung der Ausbaupläne der Jagdfeldschule, ein bekanntermaßen Lieblingsthema der Bürgermeisterin, und der Erweiterung der KiTa-Plätze kam die Sprache auf die Finanzen. Die Gemeinde wird in den nächsten 10 Jahren 63 Millionen in die Hand nehmen und kann in 2016 auf 15 Millionen Rücklagen zurückgreifen. Viele Wünsche und Forderungen lägen vor, auch bedingt durch den geplanten Zuzug von neuen Bürgern und Bürgerinnen. „Man muss genau abwägen, was man sich leisten muss und was man kann“, erklärte Müller und kam nochmal auf die Realschulthematik zurück. „Mein Vorschlag ist: FOS/BOS gleich bauen und Realschule schieben, bis sich die Haarer Finanzen erholt haben“. Die Gemeinde finanziert freiwillige Leistungen (in Höhe von 2,1 Millionen Euro) und defizitäre Sportstätten, wie Freibad, Hallenbad, Sportpark (ebenfalls in Höhe von 2,1 Millionen Euro). In einem engagierten Plädoyer betonte die Bürgermeisterin, dass sie nicht Kosten an die Bürger und Bürgerinnen übertragen möchte, so beispielsweise Erhöhung der Eintrittspreise. Dafür wurde applaudiert.
Viel Verkehr auf der Leibstrasse
Die anschließende Fragestunde begann schleppend. Ein Bürger beschwerte sich über die Verkehrssituation an der Leibstrasse: „Es ist jetzt zwischen 7 und 8 Uhr und 16 bis 18 Uhr schon ein Stopp und Go. Wie wird das erst wenn nochmal 2000 Menschen hier dazukommen?“ Die Antwort: Ein Verkehrsgutachten sagt, dass
der Verkehr zumutbar sei, außer in den Stoßzeiten. Das Problem ist die Abbiegung auf die B304. Da wird über Lösungen nachgedacht. Er ergänzte noch „Warum plant man Gewerbe und Wohnungen ohne sich Gedanken über den Verkehr zu machen?“ Eine weitere Anfrage kam zu dem Grundstück nördlich neben “Tengelmann”? Die Antwort: Da wird noch nach einer geeigneten Firma gesucht. Es hätte schon Anfragen gegeben, aber eine Abstellfläche für Chemie-Toiletten oder eine Großbäckerei möchte man dort in der Nähe des Wohngebietes nicht haben.
Informationen von der Polizei
Traditionsgemäß berichtet an einer Infoveranstaltung der Bürgermeisterin auch der Polizeichef Polizeihauptkommissar Karl-Heinz Schilling. Er bedauerte, dass seine Haarer Sicherheitswacht von 8 auf 6 Personen geschrumpft ist und bat bei der Suche neuer Kräfte zu helfen. Trotz des Vergewaltigungsdeliktes im letzten Monat sähe er keine Kriminalitätsbrennpunkte in Haar. Beispielsweise seien die Wohnungseinbrüche zurückgegangen. Die Straftaten der Flüchtlinge hielten sich auch in Grenzen und fänden zumeist in den Unterkünften statt, wobei oft beim Kochen und Essen gestritten würde und dann die Polizei eingreifen müsse. Vier Ladendiebstähle wurden registriert. Viel Kritik über die schlechte Informationspolitik bei der Vergewaltigung landete im Rathaus. Die Pressemitteilung der Polizei ging wohl verspätet raus. Aber die Kriminalpolizei ermittelt in dem Fall noch.